Name des Begriffes: Posener Aufstand
Beschreibungen des Begriffes:

Posener Aufstand

Gesellschaftlicher Aufruhr der Posener Arbeiter gegen das kommunistische Regime. Im Juni 1956 erreichte die bereits seit 1954 stetig wachsende Unzufriedenheit der Arbeiter der Posener Stalin-Werke (kurz ZISPO, früher und später wieder Hipolit-Cegielski-Werke) ihren Höhepunkt. Grund waren überhöhte Produktionsnormen und zu niedrige Löhne. Nach dem Scheitern von Gesprächen einer Arbeiterdelegation mit der Staatsführung in Warschau verweigerte die ZISPO-Belegschaft am 28. Juni 1956 die Arbeitsaufnahme und formierte sich zu einem Protestzug Richtung Innenstadt. Den von Stanisław Matyja und anderen organisierten Protesten schlossen sich Beschäftigte anderer Posener Fabriken und auch Einwohner der Stadt an. Zu den Losungen der Protestierenden gehörten auch soziale und politische Forderungen. Skandiert wurde „Brot und Freiheit!“, „Weg mit der roten Bourgeoisie!“, „Wir wollen ein katholisches, kein bolschewistisches Polen!“

Einer Gruppe von Demonstranten gelang es, ein Gefängnis einzunehmen und die dort Gefangenen zu befreien. Eine weitere Gruppe marschierte in Richtung Woiwodschaftszentrale der Staatssicherheit. Dort wurde das Feuer auf sie eröffnet. Aus einer bis dahin friedlichen Demonstration wurde eine bewaffnete Auseinandersetzung, die die Ausmaße eines Aufstands annahm. Am nächsten Tag schlugen das Militär und Spezialtruppen des Innenministeriums den Aufstand blutig nieder. Dabei kamen 10.000 Soldaten und 350 Panzer zum Einsatz. Die zwei Tage andauernden Kämpfe gegen die Protestierenden forderten 70 Tote und Hunderte Verletzte. Über 700 Personen wurden verhaftet, geschlagen und gefoltert. „Jeder Provokateur oder Wahnsinnige, der es wagt, seine Hand gegen die Volksmacht zu erheben, möge sicher sein, dass diese Volksmacht ihm diese Hand […] abhacken wird“, drohte Premierminister Józef Cyrankiewicz im Radio.

22 Teilnehmer des Aufstandes wurden vor Gericht gestellt, die Urteile fielen allerdings relativ mild aus. Auf dem VIII. Plenum des ZK der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (19.–21. Oktober 1956) erklärte der neue Erste Sekretär Władysław Gomułka, dass die Posener Unruhen auf Fehler der Partei zurückzuführen seien. Ende Oktober wurden alle jene aus den Gefängnissen entlassen, denen kein Mord angelastet wurde. Noch viele Jahre nach den Posener Juni-Ereignissen wurden die Teilnehmer am Aufstand und deren Familien vom Staatssicherheitsdienst überwacht oder mussten andere Schikanen über sich ergehen lassen.

Bartłomiej Noszczak, Jan Skórzyński

Synonyme: Posener Aufstands, Streiks in Polen vom Juni 1956, Polish strikes in June 1956
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