Name des Begriffes: „Lidové noviny“
Beschreibungen des Begriffes:

„Lidové noviny“

Samisdatzeitschrift, die ab 1988 von Personen aus dem Umfeld der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 in der Tschechoslowakei herausgegeben wurde. Erster Chefredakteur der „Lidové noviny“ (Volkszeitung) war der Publizist Jiří Ruml, sein Stellvertreter war Rudolf Zeman und Václav Havel saß dem Redaktionsrat vor. Václav Havel beschrieb im Eröffnungsartikel der Erstausgabe den Charakter des Heftes als politisch unabhängige Zeitschrift für einen großen Leserkreis. Die Herausgeber knüpften mit dem Namen „Lidové noviny“ an eine Traditionszeitung an, die von Ende des 19. Jahrhunderts bis 1952 erschienen war. Die Namenswahl war damit eine bewusste Entscheidung für eine liberal-demokratische Ausrichtung, die in der Tradition der Ersten Tschechoslowakischen Republik (1918–38) stand.

„Lidové noviny“ kam monatlich heraus und baute sich schnell eine große Leserschaft auf. Sie erschien in einer Auflage von mehreren hundert Exemplaren, aber ihre tatsächliche Reichweite war weitaus größer, denn die Exemplare wurden in zahlreichen Betrieben oder Behörden mit den dort zur Verfügung stehenden Kopiergeräten weiter vervielfältigt. Im Einklang mit dem Presserecht meldeten die Herausgeber die Zeitung beim zuständigen Informations- und Presseamt an, wo sie jedoch bis November 1989 keine Zulassung erhielt. Ende September 1989 fanden in den Wohnungen von Jiří Ruml und Rudolf Zeman Hausdurchsuchungen statt, bei denen die Beamten Schreibmaschinen und Dokumente beschlagnahmten. Die beiden Redakteure wurden anschließend wegen „staatsfeindlicher Handlung“ angeklagt und verhaftet. Sie kamen Ende November wieder frei. „Lidové noviny“ erschien ab Dezember 1989 wieder offiziell und wurde schnell zu einer der wichtigsten tschechischen Tageszeitungen.

Synonyme: „Lidové noviný“
Zurück