Name des Begriffes: „Normalisierung“
Beschreibungen des Begriffes:

„Normalisierung“

Bezeichnung für die Politik der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) zur Wiedereinführung eines moskautreuen Staatssozialismus nach dem *Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei. Der Ausgangspunkt der sogenannten „Normalisierung“ lag im Moskauer Protokoll, das von der tschechoslowakischen Regierung unter sowjetischem Druck am 26. August 1968 unterschrieben wurde und die künftigen Richtlinien für die kommunistische Staatsführung vorgab. Das Protokoll genehmigte die Stationierung sowjetischen Militärs auf tschechoslowakischem Staatsgebiet und sprach von einer „Normalisierung“ der Verhältnisse im Einklang mit den marxistisch-leninistischen Grundsätzen. Die tschechoslowakische Regierung nahm daraufhin moskautreue Parteifunktionäre in ihre Reihen auf und machte die seit Januar 1968 eingeführten Reformen sukzessive wieder rückgängig. So wurde etwa die Zensur wieder eingeführt. Reformanhänger wurden aus der Partei ausgeschlossen und verloren ihre Arbeit. Im Dezember 1970 machte die Kommunistische Partei den Text „Die Lehren aus der krisenhaften Entwicklung“ zu ihrem neuen Grundsatzdokument.

Mit „Normalisierung“ werden auch die Jahre von 1969 bis 1989 insgesamt bezeichnet, in denen die Kommunistische Partei alle Bereiche des öffentlichen Lebens kontrollierte und auch das kulturelle und geistige Leben der Bürger sehr viel stärker einschränkte, als dies noch in der 60er Jahren der Fall gewesen war. In diese Phase fällt auch eine starke Ausweitung privater Konsummöglichkeiten sowie gleichzeitige gewaltige, zuweilen überflüssige staatliche Investitionen, die die tatsächlichen ökonomischen Möglichkeiten der Tschechoslowakei überstiegen und den technologischen Rückschritt des Landes eher noch verstärkten. Diese veränderten politischen und gesellschaftlichen Bedingungen trieben viele Menschen in die Emigration. Unmittelbar nach 1968 verließen rund 80.000 Bürger die Tschechoslowakei. Die bekannteste Beschreibung der Zeit der „Normalisierung“ ist „Die Wiederherstellung der Ordnung“ (Obnovení pořádku) von Milan Šimečka.

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