Der „Prager Aufruf“ (Pražská výzva; auch „Prager Appell“) von 1985 gehört zu den wichtigsten Zeitdokumenten der Bürgerrechtsbewegung Charta 77. Die 45 Unterzeichner stammten aus allen politischen Strömungen der Bewegung. Der Aufruf richtete sich an die Teilnehmer der 4. Internationalen Konferenz für atomare Abrüstung in Europa (European Nuclear Disarmament; END) in Amsterdam und drückte eine gemeinsame Haltung zu Fragen des Friedens und der Sicherheit aus. Der Text wollte auch einen neuen Impuls für die sowjetisch-amerikanischen Abrüstungsverhandlungen setzen und wurde am Tag der Wahl Michail Gorbatschows zum neuen Generalsekretär der KPdSU veröffentlicht. In dem Dokument verlangten die Autoren unter anderem den Abzug aller fremden Armeen aus europäischen Ländern, Gespräche über eine zukünftige mögliche Wiedervereinigung Deutschlands und entwickelten die Idee von einer Gemeinschaft unabhängiger Staaten in Europa. Der Text, für dessen Inhalt hauptsächlich Jaroslav Šabata verantwortlich war, rief sowohl im In- als auch im Ausland großes Interesse hervor. Insbesondere die außerparlamentarischen Friedensbewegungen und Menschenrechtsorganisationen nahmen ihn sehr positiv auf. Die Kritiker des Textes wiesen allerdings auf die erheblichen Unterschiede in den politischen Systemen zwischen Ost- und West-Europa hin und gaben ihrer Furcht vor einem wiedererstarkten Deutschland Ausdruck, dass dadurch eine zu mächtige Position erlangen würde. Die Kritik richtete sich auch gegen die schwierige Situation der Volksgruppen in der Sowjetunion.
- Name des Begriffes: Prager Aufruf
- Beschreibungen des Begriffes:
Prager Aufruf
- Synonyme: „Prager Aufruf“