Die Klubs der Katholischen Intelligenz (Kluby Inteligencji Katolickiej; KIK) gehen auf die Zeit nach dem Oktober 1956 zurück. Sie entstanden als Teil einer breiten Bewegung von „Klubs der Intelligenz“. Die Klubs der Katholischen Intelligenz als Teil der katholischen Laienbewegung setzten sich für eine Weiterführung der demokratischen Reformen ein. Von mehreren Dutzend entstandenen Klubs ließ die Staatsmacht 1957 jedoch nur fünf offiziell zu: in Warschau, Krakau, Posen, Breslau und Toruń; alle anderen mussten ihre Tätigkeit einstellen. Die größte Aktivität entfaltete der Klub in Warschau.
Die Klubs der Katholischen Intelligenz waren unabhängig von der Staatsmacht und von den hierarchischen Strukturen der katholischen Kirche. Ihre Leitungsgremien wurden auf Vollversammlungen demokratisch gewählt, was in Volkspolen eine Ausnahmeerscheinung darstellte. Organisiert wurden Diskussionsveranstaltungen zu verschiedenen Themen, deren Zuschnitt sich ganz nach den Wünschen und der Interessenlage der Mitglieder richtete. Die meisten Veranstaltungen waren Fragen der Religion, des kirchlichen Lebens, der katholischen Kultur gewidmet; es kamen aber auch ökonomische, zeitgeschichtliche, literarische und andere Themen auf die Tagesordnung. Ein wichtiges Anliegen war auch die Erziehungsarbeit unter Kindern, Jugendlichen und Eltern. Die Klubs arbeiteten eng mit Seelsorgern zusammen, unter den eingeladenen Gästen befanden sich auch Bischöfe (beispielsweise die Kardinäle Wyszyński und Wojtyła). Sie pflegten auch Kontakte mit katholischen Organisationen in westlichen Ländern.
Eine Teilnahme an den Aktivitäten der Klubs wurde von der Staatsmacht als „klerikal“ und als Zeichen der Feindschaft gegenüber der sozialistischen Gesellschaftsordnung angesehen und konnte gewisse Beschränkungen im beruflichen Weiterkommen nach sich ziehen. Wirtschaftliche Grundlage für die Fortexistenz der Klubs war das Unternehmen „Libella“, das auf Konzessionsbasis tätig war. Die Kontrollfunktion des Staats bestand in der jährlichen Festschreibung der Höhe des Budgets sowie in der Verpflichtung von „Libella“, detaillierte Tätigkeitsberichte zu liefern.
Stets eng verknüpft mit den Aktivitäten der Klubs der Katholischen Intelligenz waren die Wochenzeitung „Tygodnik Powszechny“, die monatlich erscheinenden Blätter „Znak“ und „Więź“ sowie der Verlag Znak. Zwischen 1957 und 1976 bestanden zudem intensive Beziehungen zwischen den Klubs, den genannten Zeitschriften und der fünfköpfigen Abgeordnetengruppe Znak im Sejm (mit ihrem Vorsitzenden Stanisław Stomma). Diese war eine Art Oppositionsersatz, die den Marxismus kritisch sah, die aber die geo- und gesellschaftspolitischen Realien in der Volksrepublik Polen durchaus akzeptierte. Das gemeinsame Erkennungszeichen für all diese organisatorischen und personellen Strukturen war der Name „Znak“ (Zeichen) bzw. Znak-Bewegung. Diese strebte danach, unter den bestehenden politischen Bedingungen katholisches Denken und katholische Kultur zu entwickeln, westliches theologisches und philosophisches Denken nach Polen zu bringen sowie den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils in Polen zu verbreiten. Den Bischöfen gegenüber verhielt sich Znak loyal, was gelegentliche Streitigkeiten über das Ausmaß notwendiger Reformen in der Kirche nicht ausschloss. Die Loyalität gegenüber der Staatsmacht wurde stets mit Forderungen nach einer Demokratisierung des politischen Systems und nach Gleichberechtigung für Katholiken verknüpft. Auch der Dialog mit intellektuellen Laien (Atheisten, Agnostikern) wurde gesucht, um eine gemeinsame Ebene für humanistische Werte zu finden. Ab Ende der 50er Jahre wurde auch der deutsch-polnische Dialog gepflegt – mit dem Ziel, die gegenseitigen Beziehungen schrittweise zu normalisieren. Die Znak-Bewegung griff auch immer wieder die Frage des polnisch- jüdischen und des christlich-jüdischen Dialogs auf. Dabei bezog sie Position gegen antijüdische Vorurteile.
Im März 1968 setzten sich die Znak-Abgeordneten für die protestierenden Studenten ein. 1976 wandten sich ihre führenden Vertreter gegen vorgesehene Verfassungsänderungen (gegen die Verankerung der führenden Rolle der Partei und des Bündnisses mit der UdSSR in der Verfassung). Der einzige Parlamentsabgeordnete, der den von den Kommunisten oktroyierten Änderungen nicht zustimmte, war Stanisław Stomma, der sich der Stimme enthielt.
In den 70er Jahren engagierten sich viele Mitglieder der Klubs der Katholischen Intelligenz für die demokratische Opposition, besonders für das Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (KOR) und für die Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse. 1980/81 wirkten die Klubs aktiv am Zustandekommen der Solidarność mit und arbeiteten dann eng mit der Gewerkschaft zusammen. In dieser Zeit entstanden in einer Reihe von Städten auch Dutzende neuer Klubs. Klub-Vertreter arbeiteten eng mit dem Episkopat (als Mitglieder in dessen Ausschüssen) zusammen und waren in dem 1981 gegründeten Gesellschaftlichen Rat beim Primas zahlreich vertreten. Nach Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 wurden alle Klubs der Katholischen Intelligenz in ihrer Tätigkeit suspendiert. Ab 1983 konnten 40 Klubs ihre Arbeit wieder aufnehmen. Sie stellten ein Begegnungsforum für katholische Laien, Aktivisten der illegalen Solidarność und für Geistliche dar. Führende Klub-Vertreter aus Warschau – Tadeusz Mazowiecki, Andrzej Stelmachowskiej und Andrzej Wielowieyski – spielten während des politischen Umbruchs 1988/89 eine wichtige Rolle. Als die Verhandlungen zwischen der Solidarność und der Regierung begannen, beteiligten sie sich an den Gesprächen am Runden Tisch und an den Vorbereitungen der Opposition auf die Parlamentswahlen im Juni 1989. Unter den Abgeordneten und Senatoren der aus der Opposition hervorgegangenen Bürgerfraktion im neuen Parlament befanden sich mehr als 30 Mitglieder aus den Klubs der Katholischen Intelligenz.
Andrzej Friszke