Name des Begriffes: Hilfsfonds für politische Häftlinge und ihre Familien
Beschreibungen des Begriffes:

Hilfsfonds für politische Häftlinge und ihre Familien

Karitative Organisation, die auch Solschenizyn-Stiftung oder Russische Sozialstiftung genannt wurde. Der Hilfsfonds für politische Häftlinge und ihre Familien (Fond pomošči politzaklučonnym i ich semjam) wurde zur Jahreswende 1973/74 in der Schweiz durch einen Vertrag zwischen Alexander Solschenizyn und Alexander Ginsburg gegründet. Letzterer übernahm im Frühjahr 1974 als erster die Verantwortung für die Mittelvergabe des Fonds. Der Hilfsfonds führte die 1966 begonnene spontane Geldsammelaktion zur Hilfe für politisch Verfolgte und ihre Familien fort. Auf diese Weise wurde die russische Tradition der Unterstützung politischer Häftlinge fortgesetzt, die aus vorrevolutionären Zeiten stammte und 1937 endete, als das legal unter der Leitung von Jekaterina Peschkowa agierende „Hilfskomitee für politische Häftlinge“ aufgelöst wurde.

Der Hilfsfonds finanzierte sich aus Honoraren, die Alexander Solschenizyn für die Herausgabe seines Buches „Archipel Gulag“ in verschiedenen Ländern erhalten hatte, sowie aus freiwilligen Spenden, die in der Sowjetunion gesammelt worden waren. Der Hilfsfonds arbeitete nach einer genau festgelegten Ordnung und veröffentlichte Rechenschaftsberichte. Die Leitung des Hilfsfonds trug auch die Verantwortung für die Mittelvergabe. Nach der Ausreise von Alexander Ginsburg ins Ausland wurde diese Funktion von seiner Frau Irina Scholkowskaja-Ginsburg übernommen und danach von Galina Salowa, Tatjana Chodorowitsch, Malwa Landa, Kronid Lubarski, Sergei Chodorowitsch, Andrei Kistakowski und Sergei Michailow. In Leningrad, Litauen, in der Westukraine und Odessa gab es regionale Mitarbeiter. Viele Menschen engagierten sich ehrenamtlich. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre war er eine der personell stärksten und bekanntesten Dissidentenorganisationen in der Sowjetunion.

Die Leiter des Hilfsfonds und ihre Helfer waren ständigen Schikanen ausgesetzt. Die Arbeit wurde 1983 in Folge von Druck und Provokationen seitens des KGB unterbrochen und erst Anfang der 90er Jahre in Russland wieder aufgenommen. Der Hilfsfonds wurde nun auch verlegerisch tätig. Außerdem unterstützte er ehemalige Opfer politischer Verfolgungen materiell.

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