Das Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (Komitet Obrony Robotników; KOR) war die erste öffentlich agierende Oppositionsgruppe in der Volksrepublik Polen. Am 23. September 1976 informierte eine Gruppe von 14 Oppositionellen, Intellektuellen und Kulturschaffenden in einem „Appell an die polnische Gesellschaft und an die Staatsführung der Volksrepublik Polen“ (Apel do społeczeństwa i władz PRL) über die Gründung des Komitees. Es sei dessen Ziel, den Opfern der Repressionen nach dem *Juni 1976 beizustehen (die Hilfsaktionen für die Arbeiter dauerten damals schon seit mehreren Wochen an). Die Gründungsmitglieder des KOR waren Jerzy Andrzejewski, Stanisław Barańczak, Ludwik Cohn, Jacek Kuroń, Edward Lipiński, Jan Józef Lipski, Antoni Macierewicz, Piotr Naimski, Antoni Pajdak, Józef Rybicki, Aniela Steinsbergowa, Adam Szczypiorski, Pfarrer Jan Zieja und Wojciech Ziembiński. In der Folgezeit stießen noch weitere Personen hinzu: Halina Mikołajska; im Oktober Mirosław Chojecki, Emil Morgiewicz und Wacław Zawadzki; im November Bogdan Borusewicz und Józef Śreniowski; im Januar 1977 Stefan Kaczorowski, Anka Kowalska und Wojciech Onyszkiewicz; im April 1977 Adam Michnik und im Juli desselben Jahres Pfarrer Zbigniew Kamiński und Jan Kielanowski.
Das Komitee nahm sich der Unterstützung der Opfer von Repressionen an, leistete finanzielle, rechtliche und medizinischen Hilfe. Informationen über staatliche Repressionen und über die eigene Tätigkeit übermittelte das KOR an westliche Stellen, von wo aus sie an die polnische Sektion von *Radio Freies Europa weitergeleitet wurden. Im September 1976 erschien die erste Ausgabe der KOR-Zeitschrift „Komunikat“ (Kommuniqué), in der Erklärungen des KOR abgedruckt wurden. Außerdem wurde das *„Biuletyn Informacyjny“ herausgegeben.
Im Februar 1977 konnten die meisten Verhafteten und die wegen der Ereignisse im *Juni 1976 Verurteilten dank des Einsatzes des KOR die Gefängnisse verlassen. Nach der Ermordung des Krakauer Studenten und KOR-Mitstreiters Stanisław Pyjas und einer anschließenden Protestaktion wurden im Mai 1977 die elf aktivsten Mitglieder und Mitarbeiter des KOR verhaftet. Als Zeichen der Solidarität mit ihnen und mit etlichen noch in den Gefängnissen sitzenden Arbeitern traten insgesamt 14 Personen (darunter Bogusława Blajfer, Bohdan Cywiński, Ojzasz Szechter, Kazimierz Świtoń und Henryk Wujec) in der Warschauer St.-Martin-Kirche in den Hungerstreik (24.–30. Mai 1977). Alle Inhaftierten kamen im Juli im Rahmen einer von der Staatsführung verkündeten Amnestie auf freien Fuß.
Nach der Erreichung des wichtigsten Zieles, das heißt der Rücknahme der Repressionen gegen die Teilnehmer des *Juni 1976, gestaltete sich das KOR in das Komitee für Gesellschaftliche Selbstverteidigung „KOR“ (*KSS „KOR“) um. Stefan Kaczorowski, Emil Morgiewicz und Wojciech Ziembiński traten dem neuen *KSS „KOR“ nicht bei.
Piotr Śmiłowicz, Jan Skórzyński