Berühmter Text der Samisdat-Publizistik in der Sowjetunion. Mitte Mai 1967 richtete Alexander Solschenizyn einen offenen Brief an die Delegierten des IV. Schriftstellerkongresses der UdSSR, zu dem er selbst nicht delegiert worden war, sowie an Redaktionen von Literaturzeitschriften und an mehrere Hundert Schriftsteller im ganzen Land. Darin unterbreitete er den Vorschlag, eine Diskussion über den „unerträglichen Druck, dem unsere Literatur seitens der Zensur ausgesetzt ist“ zu eröffnen und Verpflichtungen zu formulieren, denen sich der Schriftstellerverband unterwerfen solle, um seine Mitglieder vor staatlichen Verfolgungen zu schützen. Er informierte über die Beschlagnahmung seines persönlichen Archivs, das Publikationsverbot und über die von hohen Funktionsträgern verbreiteten Verleumdungen seiner Person. Der Brief wurde auf dem Kongress nicht öffentlich verlesen, aber in persönlichen Gesprächen umfassend diskutiert. In einem kollektiven Appell unterstützten 80 Schriftsteller das Anliegen Alexander Solschenizyns; zahlreiche weitere Personen erklärten individuell ihre Zustimmung. Der Brief zur Zensur fand im Samisdat weite Verbreitung und gelangte ins Ausland, von wo aus er wiederholt von Radiosendern, die in die Sowjetunion hineinsendeten, wiedergegeben wurde. Er wurde auch auf dem Schriftstellerkongress der Tschechoslowakei verlesen und spielte bei der Aufhebung der Zensur während des Prager Frühlings eine gewisse Rolle.
- Name des Begriffes: Brief Alexander Solschenizyns zur Zensur
- Beschreibungen des Begriffes:
Brief Alexander Solschenizyns zur Zensur
- Synonyme: Briefes von Alexander Solschenizyn zur Zensur