Gesellschaftliche Massenbewegung, die in der Sowjetunion der Perestroika-Zeit entstanden war, um die Erinnerung an den Staatsterror, die politischen Verfolgungen und den gesellschaftlichen Widerstand gegen den Totalitarismus zu fördern. Die erste Memorial-Gruppe bildete sich im August 1987. Im Januar 1989 wurde die „Allunionsvereinigung für geschichtliche Aufklärung, soziale Fürsorge und Menschenrechte ‚Memorial’“ gegründet. Seit 1991 heißt sie „Internationale Vereinigung ‚Memorial’“. Heute umfasst die Vereinigung etwa 100 Regionalorganisationen in Russland, der Ukraine, Kasachstan und Litauen sowie Ableger in Deutschland und Italien.
Memorial erforscht die Geschichte der politischen Verfolgung in der Sowjetunion, sammelt Informationen über die Lage von Gräbern, erinnert an die Opfer des Totalitarismus, setzt sich für die Verteidigung der Menschenrechte ein, leistet rechtliche und soziale Hilfe für ehemalige politische Häftlinge und Verbannte, betreibt Bildungsarbeit und verlegt Bücher. Bei der Verteidigung der Menschenrechte greift die Vereinigung auf Prinzipien zurück, die sowjetische Menschenrechtler in den 60er bis 80er Jahren entwickelt hatten. Viele ehemalige Dissidenten und politische Häftlinge engagieren sich bei Memorial. Den Vorsitz der russischen Organisation hatte ab 1990 Sergei Kowaljow inne. Das Moskauer Archiv des Forschungs-, Informations- und Bildungszentrums von Memorial besitzt eine der weltweit größten Quellensammlungen der Geschichte der Dissidentenbewegung in der UdSSR. In den letzten Jahren geriet Memorial in Russland zunehmend unter Druck der Behörden. So musste sich die Organisation seit Oktober 2016 unter anderem als sogenannter „ausländischer Agent“ registrieren lassen. Am 28. Februar 2022 hat das Oberste Gericht Russlands die Ende Dezember 2021 angeordnete Zwangsauflösung von Memorial International endgültig bestätigt.
Neben der bislang bestehenden Regionalorganisation von Memorial International ist in der Ukraine auch eine eigene ukrainische Memorial-Organisation tätig, die nach Wasyl Stus benannt ist. In Belarus entstand Ende der 80er Jahre eine Organisation mit ähnlichen Aufgaben und Zielen wie Memorial: Martyraloh Belarusi. Einen Ableger von Memorial gibt es auch in Georgien.
Weiterführende Informationen sind auf der Webseite der Bundesstiftung Aufarbeitung im Online-Dossier Memorial zusammengetragen.