Regelmäßig stattfindende Treffen von Jugendlichen zwischen 1958 und 1960 am Denkmal des Dichters Wladimir Majakowski im Zentrum von Moskau. Diese informelle Vereinigung von Lyrik-Freunden unter offenem Himmel entstand nach der Enthüllung des Denkmals im Juli 1958. Ab 1960 waren die Treffen literarisch-politische Kundgebungen. Die Teilnehmer, darunter Juri Galanskow, Wladimir Ossipow, Wladimir Bukowski und Ilia Bokstejn, rezitierten eigene Gedichte und hielten oppositionelle Reden. Es wurde die Gründung einer gegen das Regime gerichteten Untergrundgruppe diskutiert und sogar der Plan in Betracht gezogen, einen Terroranschlag auf Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow zu verüben.
Ab Frühjahr 1961 trieb die Polizei mit Hilfe des Kommunistischen Jugendverbandes „Komsomol“ die Menschen auf dem Platz auseinander. Zwischen August und Oktober 1961 verhafteten die Sicherheitsorgane vier herausragende Aktivisten der Dichterlesungen: Eduard Kusnezow, Wladimir Ossipow, Ilia Bokstejn und Anatoli Iwanow. Die Lesungen wurden abgebrochen. Die 1965 gegründete Literatur- und Künstlergruppe SMOG stellte sich in die Tradition der Lesungen. Die Treffen auf dem Majakowski-Platz („Majakowka“, „Majak“) regten auch die Verlagstätigkeit im Untergrund an: Es erschienen mehrere unabhängige literarisch-essayistische Anthologien wie „Feniks“ (Phönix), „Bumerang“ und „Koktejl‘“ (Cocktail).