Komplex von Arbeitsbesserungslagern in den Gebieten Subowo-Poljanski und Tenguschewski in der Mordwinischen Sowjetrepublik, in dem bis 1987 politische Häftlinge festgehalten wurden. AB 1929 bestand dort das Temnikowski-Arbeitsbesserungslager, das 1948 in das Dubrawny-Arbeitsbesserungslager umgewandelt wurde. Dieses wurde „ŽCH-385“ abgekürzt und „DubrawLag“ bzw. in der Erinnerungsliteratur auch oft „Dubrowlag“ genannt. Zuweilen wurde das Lager als „Potschminski-Lager“ nach der Siedlung Potma (Pot‘ma) benannt, wo sich ein Durchgangslager für politische Häftlinge befunden hatte. Bis 1954 hatte es den Status eines Speziallagers des Gulag („Osoblag Nr. 3“).
Die Lagerverwaltung befand sich in der Siedlung Jawas. Zwischen 1961 und 1972 war das DubrawLag das einzige Lager in der UdSSR, in dem angebliche „besonders gefährliche Staatsverbrecher“ festgehalten wurden, also Personen, die wegen „antisowjetischer Agitation und Propaganda“ (*Artikel 58, Paragraf 10 Strafgesetzbuch der RSFSR und *Artikel 70 Strafgesetzbuch der RSFSR), „Hochverrat“ (*Artikel 58, Paragraf 1 Strafgesetzbuch der RSFSR und *Artikel 64 Strafgesetzbuch der RSFSR) oder „Beteiligung an einer antisowjetischen Organisation (Artikel 71 des Strafgesetzbuches der RSFSR) verurteilt worden waren.
In der zweiten Hälfte der 50er Jahre waren neben dem DubrawLag auch das Arbeitsbesserungslager Workuta in der Autonomen Sowjetrepublik Komi, das Oserlag im Gebiet Irkutsk und das Frauenlager in der westsibirischen Siedlung Suslowo im Gebiet Kemerowo politische Lager. 1961 wurden die Häftlinge des Oserlag nach Mordwinien gebracht, die anderen Lager waren schon früher geschlossen worden. Das DubrawLag setzte sich aus etwa 20 Unterlagern zusammen, die über einen Abschnitt von 60 Kilometern entlang einer Schmalspureisenbahn und in geringer Entfernung von zehn bis 20 Kilometern von ihr lagen. Die politischen Häftlinge, die von den kriminellen Gefangenen isoliert waren, wurden in Gruppen von maximal sieben bis acht Personen festgehalten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft der RSFSR vom Juli 1965 befanden sich im DubrawLag ungefähr 10.000 Häftlinge, darunter 3.816 angeblich „besonders gefährliche“ Gefangene. Angaben zu späteren Gefangenenzahlen liegen nicht vor.
Unter den politischen Gefangen, die wegen sogenannter „antisowjetischer Agitation und Propaganda“ verurteilt worden waren, bildeten Dissidenten und Personen, die im Samisdat geschrieben oder diesen verbreitet hatten, sowie Mitglieder von Untergrundvereinigungen, Nationalbewegungen und verbotenen Religionsgemeinschaften die Mehrheit. Unter den sogenannten „Vaterlandsverrätern“ bildeten die nach dem Krieg verurteilten Kämpfer des bewaffneten Untergrunds in der Ukraine, in Litauen, Lettland und Estland mit Haftstrafen von 15 oder 25 Jahren die größte Gruppe; aber auch Personen, die für die Kollaboration mit den Deutschen während des Zweiten Weltkrieges bei der Polizei, in Militäreinheiten und in der Verwaltung verurteilt worden waren, wurden hierher geschickt. In diese Kategorie fielen auch Personen, die bei Fluchtversuchen aus der Sowjetunion gefasst worden waren. 1972 wurde die Mehrheit der politischen Häftlinge in die neu eröffneten *Permer Lager gebracht. Bis 1987 bestand noch das einzige politische Lager für Frauen in der Siedlung Baraschewo. Das Dubrawny-Arbeitsbesserungslager besteht bis heute und ist der russischen Strafvollzugsverwaltung unterstellt.
Informationen über das DubrawLag gelangten 1966 an die Öffentlichkeit, als nach einem aufsehenerregenden Prozess Andrei Sinjawski und Juli Daniel dorthin kamen. 1967 erschien im Samisdat das Buch „Meine Geständnisse“ (Moe zeznania) von Anatoli Martschenko und die „Reportage aus dem Berija-Reservat“ von Valentin Moros. Beide waren Häftlinge des DubrawLag und des *Wladimir-Gefängnisses. Seitdem war das Schicksal politischer Häftlinge ständiges Thema der unabhängigen Publizistik.