Name des Begriffes: Permer Lager
Beschreibungen des Begriffes:

Permer Lager

Als „Permer Lager“ werden drei „Arbeitsbesserungslager“ in der Nähe von Tschussawoi im Permer Gebiet bezeichnet, die der Verwaltung der Siedlung Skalny („Einrichtung VS-389“) unterstellt waren und in denen in den 70er und 80er Jahren angebliche „besonders gefährliche Staatsverbrecher“ festgehalten wurden. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Personen, die wegen sogenannter „antisowjetischer Agitation und Propaganda“ nach Artikel 58, Paragraf 10 Strafgesetzbuch der RSFSR und Artikel 70 Strafgesetzbuch der RSFSR verurteilt worden waren sowie „Hochverräter“ mit Haftstrafen von 25 Jahren.

Das Lager Nr. 35 in der Siedlung Wsechswjatskoe und das Lager Nr. 36 in der Siedlung Kutschino wurden ab 1972 als politische Lager genutzt. Zu dieser Zeit traf die erste Häftlingsgruppe aus den mordwinischen Lagern hier ein. Nach vorsichtigen Schätzungen der „Chronik der laufenden Ereignisse“ von 1974 (Nr. 33) befanden sich im Herbst 1974 im Lager Nr. 35 etwa 100 und im Lager Nr. 36 etwa 150 Häftlinge. 1976 entstand in der Siedlung Polowinka das Lager Nr. 37, in dem 50 Personen inhaftiert wurden. 1980 wurde in Kutschino ein (Neben-)Lager mit besonderem Vollzug gebaut, in das die politischen Häftlinge als vermeintlich „besonders gefährliche Mehrfachtäter“ aus dem Lager mit besonderem Vollzug in Sosnowka in den mordwinischen Lagern verlegt wurden. In völliger Isolation und unter äußerst schweren Bedingungen hielt man dort 57 Personen fest. Vier von ihnen starben: Olexyj Tychy, Juri Litwin, Valeri Martschenko und Vasyl Stus.

Die Freilassung der Häftlinge aus den *Permer Lagern und den mordwinischen Lagern zog sich von Februar 1987 bis zum Herbst 1988 hin. Die letzten Gefangenen kamen erst 1991 frei. Erst dann wurde das Lager Nr. 36 aufgelöst und die Lager Nr. 35 und 37 für einfache Kriminelle umgewidmet.

1995 gründeten die Aktivisten der Permer Gruppe von Memorial auf dem Gebiet des ehemaligen Lagers Nr. 36 in Kutschino ein Museum und später ein Zentrum für die Erforschung der politischen Repressionen: die Gedenkstätte der Geschichte politischer Repressionen „Perm-36“. Nach Drangsalierungen durch die Behörden wurden Gedenkstätte und Museum 2014 geschlossen und später unter Leitung der regionalen Behörden wiedereröffnet. Seitdem findet inhaltlich eine Umwidmung statt, in der die politischen Gründe für die Lagerhaft in den Hintergrund gedrängt und der vermeintliche Beitrag der Häftlinge zum Aufbau des Sozialismus und zum Sieg über Hitler-Deutschland hervorgehoben werden.

Synonyme: Permer Lagern, Lagerkomplex Perm
Zurück