Untergrundorganisation von Dissidenten aus dem estnischen Tallinn mit dem Ziel, die Aktivitäten aller Oppositionsströmungen in der UdSSR zu koordinieren. Die Gründer Artem Juskevitš und Sergei Soldatow verfassten im Oktober 1969 das „Programm der Demokratischen Bewegung der Sowjetunion“ (Programma Demokratičeskogo Dviženia Sovetskogo Sojuza), das von Demokraten aus Russland, der Ukraine und den baltischen Staaten unterzeichnet wurde. 1970 erschien die Schrift „Taktische Grundsätze der Demokratischen Bewegung der Sowjetunion“ (Taktičeskie osnowy Demokratičeskogo Dviženia Sovetskogo Sojuza). In beiden Texten sprachen sich die Autoren gegen öffentliche Formen des Widerstands aus und empfahlen allen Dissidenten, konspirative Handlungsmethoden anzuwenden.
Die Texte, die in der UdSSR verbreitet und im Westen veröffentlicht wurden, riefen starke kritische Reaktionen im ukrainischen und russischen Samisdat hervor. Die Autoren wurden für ihre konspirativen Neigungen getadelt und beispielsweise in Nr. 14 der *„Chronik der laufenden Ereignisse“ mit den Hauptfiguren des Romans „Böse Geister“ von Fjodor Dostojewski verglichen. Nr. 3 des „Ukrainischen Boten“ (Ukrains‘kyj vysnik) distanzierte sich vom Programm der „Demokratischen Bewegung“ wegen des Verdachts, dass es sich bei den ukrainischen Unterzeichnern in Wirklichkeit um Russen oder russifizierte Ukrainer handele.
Die „Demokratische Bewegung der Sowjetunion“ gab die unabhängige Zeitschrift „Demokrat“ in russischer Sprache heraus, von der sieben Ausgaben erschienen. Das „Programm“ und „Die taktischen Grundsätze“ beeinflussten die Form der Grundsatzdokumente der „Estnischen Demokratischen Bewegung“.