Name des Begriffes: „Krytyka”
Beschreibungen des Begriffes:

„Krytyka”

Unabhängige politische Vierteljahreszeitschrift, die im Umfeld des Komitees für Gesellschaftliche Selbstverteidigung „KOR“ (KSS „KOR“) gegründet wurde. Chefredakteur war 1978–81 Stefan Starczewski, in den Jahren 1982 bis 1994 Jan Kofman. Zu den Autoren der Zeitschrift gehörte auch Adam Michnik, der eine Reihe von historischen und politischen Aufsätzen veröffentlichte. Unter den ersten Redaktionsmitgliedern waren außerdem polnische, tschechische und ungarische Intellektuelle und Oppositionspolitiker wie Stanisław Barańczak, Marek Beylin, Konrad Bieliński, Miklós Haraszti, Václav Havel, Jacek Kuroń, Jan Lityński, Jan Walc und Roman Wojciechowski. Ende der 80er Jahre gehörten zum Redaktionsteam auch Marek Beylin, Mirosława Grabowska, Jan Kofman, Piotr Łukasiewicz, Adam Michnik, Robert Mroziewicz und Rafał Zakrzewski.

Den Druck von „Krytyka“ (Kritik) besorgten das Unabhängige Verlagshaus NOWA und der Verlag „Krąg“ (Kreis). Bis zur Ausrufung des Kriegsrechts erschienen neun Ausgaben, bis zur Legalisierung der Zeitschrift 1989 insgesamt 33 Ausgaben. Das Profil der Zeitschrift war überwiegend sozialdemokratisch und liberal geprägt. Das Anliegen der Redaktion war es, verschiedene Debatten anzustoßen – zur Ideengeschichte, zur politischen Geschichte, zur Frage der offenen Gesellschaft, zum Wert der demokratischen Bewegung und ihren Entwicklungsrichtungen.

In „Krytyka“ erschienen Informationen und Meinungen zur aktuellen Lage in den kommunistischen Ländern Mitteleuropas und Asiens. Zwei Ausgaben hatten monografischen Charakter (Nummer 2/78 und 9/81), sie waren als Themenhefte der Tschechoslowakei bzw. Ungarn gewidmet und entstanden in der Regie von Dissidenten aus diesen Ländern. Zu den Autoren dieser Sonderhefte gehörten Jan Patočka, Jiří Hájek, Pavel Kohout, Zdeněk Mlynář, Ludvik Vaculík sowie György Bence, András Hegedűs, János Kenedi, Maria Kellner, János Kis, György Lázár, László Rajk und Ottilia Solt. Im ersten der zwei Sonderhefte wurden Auszüge der Charta 77 abgedruckt. Ein weiteres Sonderheft der Zeitschrift war der Situation in Deutschland gewidmet.

Außerdem beteiligten sich namhafte oppositionelle Intellektuelle aus den Ländern Mittel- und Osteuropas mit Beiträgen in „Krytyka”, darunter Petr Uhl, Václav Benda, Wjatscheslaw Tschornowil, Jerzy Jedlicki, György Konrád, Leszek Kołakowski, Jiří Lederer, Jiří Němec, Jiří Pelikan, Wiktor Nekrassow, Lew Kopelew, Alexander Sinowjew, Tomas Venclova, Nebojša Popov und Dobrica Ćosić.

Oftmals wurden Fragestellungen aus dem Grenzbereich von Kultur und Politik erörtert (in den Texten von Czesław Miłosz und Andrzej Werner), es wurden soziologische (Jakub Karpiński, Jadwiga Staniszkis), ökonomische, juristische und historische Analysen präsentiert. Die Leser fanden Darstellungen zur polnischen politischen Emigration nach dem Zweiten Weltkrieg, zur Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) und zur Polnischen Bauernpartei (PSL). Beiträge zur jüngsten Geschichte verfassten renommierte Historiker wie Jerzy Holzer, Krystyna Kersten und Andrzej Paczkowski.

Die Zeitschrift hatte ab 1982 auch die Verantwortung für die Schriftenreihe „Bibliothek der Politischen Vierteljahresschrift ‚Krytyka‘“, in der rund 40 Buchtitel aus den Bereichen Zeitgeschichte, Geisteswissenschaften und Publizistik erschienen, darunter Bücher von Hannah Arendt, Václav Havel, George Orwell, Karl Popper, Arnold Toynbee, Max Weber und Michail Woslenski.

Bartosz Kaliski, Marek Kunicki-Goldfinger

Synonyme: „Krytyka“
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