Ein am 14. März 1964 an den polnischen Premierminister Józef Cyrankiewicz gerichteter Brief von 34 Schriftstellern und Wissenschaftlern, in dem diese gegen die immer stärker um sich greifende Zensur sowie gegen die Beschränkung von Papierkontingenten für den Druck von Büchern und Zeitschriften protestierten. Initiator und Autor war der Schriftsteller Antoni Słonimski. Zu den Unterzeichnern gehörten Jerzy Andrzejewski, Maria Dąbrowska, Leopold Infeld, Paweł Jasienica, Stefan Kisielewski, Tadeusz Kotarbiński, Edward Lipiński, Jan Parandowski, Władysław Tatarkiewicz, Jerzy Turowicz, Melchior Wańkowicz, Adam Ważyk, Kazimierz Wyka und Jerzy Zagórski. Die Unterzeichner forderten das Recht auf Kritik, freie Diskussion und umfassende Information sowie eine Liberalisierung der staatlichen Kulturpolitik.
Die Antwort der Machthaber ließ nicht lange auf sich warten und umfasste vor allem Veröffentlichungs- und Redeverbote für die Unterzeichner. Jan Józef Lipski, der Unterschriften für den Brief gesammelt hatte, wurde für zwei Tage in Polizeigewahrsam genommen. Der Preis, den die Zeitschrift „Tygodnik Powszechny“ für die Unterschrift ihres Chefredakteurs Jerzy Turowicz zahlen musste, war eine Reduzierung der Auflage um ein Viertel. Ihre Solidarität mit den Unterzeichnern des „Briefes der 34“ bekundeten auf einer Demonstration im April 1964 auch Studenten der Warschauer Universität sowie zahlreiche Schriftstellerverbände und wissenschaftliche Organisationen aus Westeuropa und den USA.
Das Regime brachte einen Gegen-Brief auf den Weg, den etwa 600 Mitglieder des Bundes Polnischer Literaten unterschrieben hatten. Im Herbst 1964 wurde Melchior Wańkowicz festgenommen und dann zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er im Zusammenhang mit dem „Brief der 34“ Kontakt mit Radio Freies Europa aufgenommen hatte.
Jan Skórzyński