Bis zum heutigen Tag ist es nicht gelungen, eine detaillierte und über jeden Zweifel erhabene Version der Ereignisse von 1989 in Rumänien festzulegen. Das beginnt schon bei der Bezeichnung der Geschehnisse: Einige sagen „Revolution“, andere „Palastrevolution“ oder „Staatsstreich“.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1989 schien das Ende des Regimes von Nicolae Ceaușescu unausweichlich zu sein. Am 14. Dezember versuchten lokale Oppositionsgruppen in Iași, eine größere Demonstration zu veranstalten. Der entscheidende Funke, der das ganze Land entzünden sollte, waren jedoch die Proteste in Temeswar (Timișoara), die am 15. Dezember als Protest gegen die Zwangsumsiedlung des regimekritischen ungarisch-stämmigen Pfarrers László Tőkés begannen. Die Proteste weiteten sich in den folgenden Tagen über die ganze Stadt aus und wurde von Militäreinheiten blutig niedergeschlagen. Es gab mehrere Dutzend Tote und Verletzte und Hunderte Festnahmen. Trotz der angespannten Lage begab sich Nicolae Ceaușescu am 18. Dezember zu einem lange geplanten Staatsbesuch in den Iran. Wieso der Diktator angesichts der schwierigen Lage in Rumänien nicht absagte, bleibt unklar. Die Abwesenheit des Partei- und Staatschefs führte zu chaotischen Zuständen aufseiten der Herrschenden, die dazu führten, dass untere Machtorgane einander widersprechende Beschlüsse fassten. Nach seiner Rückkehr aus dem Iran hielt Ceaușescu am 20. Dezember eine in scharfem Ton formulierte Rede im rumänischen Fernsehen und rief für den nächsten Tag zu einer Großkundgebung vor dem Sitz des Zentralkomitees auf. Dort versprach er Lohnerhöhungen, wurde jedoch von der Menge ausgepfiffen und musste Zuflucht im Inneren des ZK-Gebäudes suchen. Am nächsten Tag floh er aus Bukarest, die Macht übernahm die neukonstituierte Nationale Rettungsfront. Am 25. Dezember 1989 wurden Nicolae und Elena Ceaușescu in einem inszenierten Schnellprozess in Târgoviște zum Tode verurteilt und sofort erschossen. Die personelle Zusammensetzung der Nationalen Rettungsfront lässt vermuten, dass auch Armee- und Geheimdienstoffiziere am Sturz des Regimes einen Anteil hatten.