Die historisch-pädagogische Vereinigung Martyraloh Belarusi (Belarussisches Martyrologium) wurde am 19. Oktober 1988 auf dem Belarussischen Kongress der Volksvertreter in Minsk gegründet. Das Ziel der fast zeitgleich mit der Gesellschaft Memorial in Moskau gegründeten Organisation war die Erinnerung an die Opfer des Stalinismus. Zu ihrem Beirat gehörten Uladsimir Arlou, Winzuk Wjatschorka, Sjarhej Dubawez, Aljaksej Maratschkin, Sjanon Pasnjak, Anatol Sidarewitsch, Michail Tscharnjauski und Wasil Bykau. Zum Vorsitzenden des Beirats wurde Sjanon Pasnjak gewählt. Im Zentrum der Aktivitäten stand die Aufdeckung und Erforschung der stalinistischen Verbrechen in Belarus sowie die öffentliche Verbreitung dieser Informationen, die Erstellung von Namensverzeichnissen der Opfer und das Gedenken an die Verfolgten. Die von der Martyraloh Belarusi organisierte erste Massenveranstaltung mit rund 40.000 Teilnehmern bedeutete für die belarussische Bürgerbewegung einen wichtigen Impuls. Zusammen mit der Konföderation der belarussischen Gemeinschaften rief sie am 30. Oktober 1988 zu einer Demonstration zum Gedenken an die Opfer des Stalinismus auf. Die Teilnehmer der Veranstaltung versuchten zunächst, Blumen am Grab des Schriftstellers Uladsimir Karatkewitsch auf dem Ostfriedhof in Minsk niederzulegen, danach setzten sie sich in Richtung des Waldes von Kurapaty in Bewegung, wo sich Massengräber des Stalinismus befinden. Die Kundgebung verlief jedoch erfolglos, da bewaffnete Polizeieinheiten und Truppen des Innenministeriums die Teilnehmer auseinandergetrieben. Martyraloh Belarusi war Ausgangpunkt für das Entstehen der Belarussischen Volksfront. Nach 1989 stellte sie ihre Aktivitäten ein, blieb formell aber weiterhin bestehen.
- Name des Begriffes: Martyraloh Belarusi
- Beschreibungen des Begriffes:
Martyraloh Belarusi