Die litauische Sąjūdis (Bewegung) war ein politischer Zusammenschluss, ähnlich der im Zuge der Perestroika in Estland und anderen Sowjetrepubliken entstandenen Volksfronten. Als Gründungsdatum gilt der 3. Juni 1988, als 35 Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur zur Unterstützung der Glasnost in Litauen die Initiativgruppe Sąjūdis ins Leben riefen, die offizielle Gründungsversammlung als Lietuvos Persitvarkymo Sąjūdis (Reformbewegung Litauens) mit über 1000 Delegierten folgte im Oktober 1988. Im Juli 1988 entstand auf Betreiben der Bewegung die Kommission für die Erforschung der Verbrechen des Stalinismus. An den von ihr organisierten Kundgebungen nahmen Hunderttausende teil. Aus den Wahlen zum Volksdeputiertenkongress der UdSSR am 26. März 1989 gingen alle von der Sąjūdis aufgestellten Kandidaten siegreich hervor. Im Mai und Juni 1989 beantragte Sąjūdis, das geheime Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt für unrechtmäßig zu erklären. Zur Unterstützung dieser Forderung organisierte die Bewegung anlässlich des 50. Jahrestages seiner Unterzeichnung zusammen mit den Volksfronten Lettlands und Estlands die Aktion „Baltischer Weg“: Am 23. August 1989 bildeten zwei Millionen Bürger der drei baltischen Staaten eine Menschenkette entlang der Strecke Tallinn–Riga–Vilnius. Die Kandidaten der Sąjūdis gewannen die Wahlen zum Obersten Sowjet Litauens, der am 11. März 1990 die „Erklärung über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit des litauischen Staates“ verabschiedete. Sąjūdis ist bis heute als Bürger- und Kulturvereinigung aktiv.
- Name des Begriffes: Sąjūdis
- Beschreibungen des Begriffes:
Sąjūdis
- Synonyme: Sajudis