Eine von drei im Streiksommer 1980 unterzeichneten Vereinbarungen zwischen der polnischen Regierung und den streikenden Arbeitern (Stettin 30. August, Danzig 31. August, Jastrzębie 3. September). Die Vereinbarungen bildeten die Grundlage für die Gründung der *Solidarność. Hinter der Danziger Vereinbarung stand die größte Anzahl von Betrieben (vertreten durch das Überbetriebliche Streikkomitee), und es war in politischer Hinsicht das ausgereifteste und für die Protestierenden vorteilhafteste Verhandlungsergebnis. Im ersten Punkt heißt es: „Die Tätigkeit der Gewerkschaften in der Volksrepublik Polen hat die Hoffnungen und Erwartungen der Arbeiter nicht erfüllt. Es erscheint sinnvoll, neue, selbstverwaltete Gewerkschaften zu berufen, die eine authentische Vertretung der werktätigen Klasse darstellen.“
Die Regierungsseite erkannte den gewerkschaftlichen Pluralismus an, und das Überbetriebliche Streikkomitee sollte zum Gründungskomitee neuer Gewerkschaften werden und das Recht besitzen, eigene Publikationen herauszugeben. Den Arbeitern wurde das Streikrecht zugestanden, die neuen Gewerkschaften sollten jedoch die sozialistische Gesellschaftsordnung und die führende Rolle der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei anerkennen sowie das „bestehende internationale Bündnissystem“ nicht infrage stellen. Die Vereinbarung garantierte Streikenden außerdem Sicherheit, sah eine gesetzliche Regelung zur Beschränkung der Zensur sowie die sonntägliche Übertragung einer heiligen Messe im Radio vor. Die Kündigungen, die nach den Streiks im *Dezember 1970 und im *Juni 1976 ausgesprochen worden waren, sollten zurückgenommen, die politischen Häftlinge und die im Zusammenhang mit den Streiks Verhafteten wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Die Regierungsseite verpflichtete sich, „das Recht der freien Meinungsäußerung im öffentlichen und beruflichen Leben voll und ganz respektieren zu wollen“.
Seitens der Streikenden unterzeichnete das Präsidium des Überbetrieblichen Streikkomitees, bestehend aus Lech Wałęsa (Vorsitzender), Andrzej Kołodziej und Bogdan Lis (beide stellvertretende Vorsitzende) das Dokument sowie die Mitglieder Lech Bądkowski, Wojciech Gruszewski, Andrzej Gwiazda, Stefan Izdebski, Jerzy Kwiecik, Zdzisław Kobylińksi, Henryka Krzywonos, Stefan Lewandowski, Alina Pieńkowska, Józef Przybylski, Jerzy Sikorski, Lech Sobieszek, Tadeusz Stanny, Anna Walentynowicz und Florian Wiśniewski. Die Regierungsseite repräsentierten Mieczysław Jagielski (Vizepremier), Zbigniew Zieliński, Tadeusz Fiszbach (Erster Sekretär der Danziger Woiwodschafts-Parteileitung) und Jerzy Kołodziejski (Woiwode von Danzig). Großen Einfluss auf die Verhandlungsergebnisse hatten auch das Expertenteam mit Tadeusz Mazowiecki an der Spitze, der Hauptorganisator des Streiks Bogdan Borusewicz sowie Lech Kaczyński.
Auf Basis der Danziger Vereinbarung formierten sich im ganzen Land von der kommunistischen Partei unabhängige Gewerkschaften. Am 17. September 1980 gründeten die Vertreter der verschiedenen Regionen in Danzig die Unabhängige Selbstverwaltete Gewerkschaft *Solidarność. Die Staats- und Parteiführung kündigte die Vereinbarung am 13. Dezember 1981 mit der Ausrufung des *Kriegsrechts auf.
Bartosz Kaliski, Jan Skórzyński