Der Rundfunksender Radio Freies Europa ist aus dem 1949 in den USA gegründeten National Committee for a Free Europe (Nationalkomitee für ein Freies Europa) hervorgegangen, dessen Anliegen die Unterstützung von Emigranten aus dem Ostblock war. Die ersten kurzen Sendungen wurden 1950 ausgestrahlt. 1952 nahm Radio Freies Europa seinen Hauptsitz in München. Ähnlich wie das ab 1953 bestehende Radio Liberty wurde Radio Freies Europa aus dem US-Haushalt und aus privaten Mitteln finanziert. Es bestand aus acht Sektionen und sendete in polnischer, tschechischer, slowakischer, ungarischer, rumänischer, bulgarischer, litauischer, lettischer, und estnischer Sprache (für Sendungen in anderen Sprachen der sowjetischen Völker war Radio Liberty zuständig. 1975 wurden die beiden Sender zusammengelegt.). Die polnische Sektion sendete zunächst als „Stimme des Freien Polens“ (Głos Wolnej Polski) und später als „Polnischer Rundfunk“ von 1952 bis 1994 unter der Leitung von Jan Nowak-Jeziorański (1952–76), Zygmunt Michałowski (1976–82) und Zdzisław Najder (1982–87). Ausgestrahlt wurden Informationsprogramme („Panorama dnia“/Tagespanorama, „Fakty – Wydarzenia – Opinie“/Fakten – Ereignisse – Meinungen), politische Kommentare und Presseschauen der Auslands- und Untergrundpresse. Außerdem gab es Sendungen zu wirtschaftlichen, historischen, kulturellen und religiösen Themen.
1955/56 gelangten mithilfe von Ballonaktionen des Senders Hunderttausende Flugblätter und Broschüren nach Polen, in denen beispielsweise über den Sicherheitsapparat und die oberen Parteistrukturen in Polen informiert, die Geheimrede Nikita Chruschtschows verbreitet oder über den |Posener Aufstand| vom Juni 1956 berichtet wurde. Ziel ähnlicher Ballonaktionen waren auch Ungarn und die Tschechoslowakei.
Die Störung der Ausstrahlung, die schon in den ersten Tagen des Sendebetriebes begann, endete erst 1988. In Polen und den anderen Ostblockländern wurden die Sendungen von Radio Freies Europa bis 1988 massiv gestört. Nach dem Ende des Kommunismus wurde in den 90er Jahren die tschechische, slowakische und ungarische Sektion in die nationalen Rundfunkanstalten dieser Länder überführt. 1995 verlegte man den Hauptsitz nach Prag, von wo aus bis heute Rundfunksendungen in mehr als 20 Sprachen ausgestrahlt werden.
Romuald Niedzielko