Ortschaft im österreichischen Kärnten unweit der Grenze zu Slowenien. Dort schickten die Briten im Mai 1945 rund 200.000 jugoslawische Kriegsflüchtlinge zurück nach Jugoslawien und lieferten sie damit den Partisanenverbänden von Josip Broz Tito aus. Überwiegend handelte es sich um Angehörige kroatischer Ustascha-Verbände sowie Slowenische Domobranzen und kroatische Domobrani, also Angehörige mit den Deutschen verbündeter militärischer Hilfstruppen. Hinzu kamen slowenische und kroatische Verwaltungsbeamte, die mit den Besatzern kollaboriert hatten, Politiker der antifaschistischen und antikommunistischen Opposition, aber auch Zivilpersonen. In Bleiburg lagerten außerdem 27.000 Angehörige russischer Kosakenverbände, die an der Seite der Deutschen gekämpft hatten. Sie alle hatten sich den alliierten Truppen ergeben wollen und gehofft, auf diese Weise in die Emigration zu gelangen. Der britische Regierungsvertreter Harold Macmillan entschied jedoch, sie nach Jugoslawien zurückzuschicken. Zu den ersten Massakern kam es noch in der unmittelbaren Umgebung von Bleiburg, wo Tito-Verbände mit Unterstützung der Artillerie zwischen 30.000 und 50.000 Menschen töteten. Die verbliebenden Flüchtlinge wurden auf Todesmärsche in Richtung Zagreb geschickt, die in der kroatischen Historiografie auch als „Kreuzweg“ bezeichnet werden. Insgesamt töteten die neuen kommunistischen Machthaber dort im Sommer 1945 zwischen 250.000 und 300.000 aus Bleiburg und Umgebung kommende entwaffnete Soldaten und Zivilpersonen. Im Bewusstsein der kroatischen Gesellschaft, die die größten Opferzahlen zu beklagen hatte, währte das Trauma dieser Nachkriegsmonate bis zum Beginn des neuen Jahrtausends. Lange Zeit erschwerte es die Zusammenarbeit von (selbst national gesinnten) Kommunisten und jenen, die sich als Erben der in Bleiburg ermordeten Generation begriffen. Erste Anzeichen einer Aussöhnung im Namen des gemeinsamen nationalen Interesses gab es im Zuge des Kroatischen Frühlings. Ein weiterer Schritt waren die Schriften von Franjo Tuđman. Einst unter Tito zum General befördert, wurde der Historiker (und spätere Staatspräsident Kroatiens) in den 70er Jahren wegen seiner systemkritischen Äußerungen verhaftet. In den 80er Jahren initiierte er eine Reihe von Versöhnungstreffen mit Ustascha-Exilanten. Großen Anteil an der Überwindung des mit Bleiburg verbundenen Traumas hatten die Erlangung der Unabhängigkeit Kroatiens und die Erfahrung des neuen Krieges Anfang der 90er Jahre. Das gewaltige Ausmaß der kommunistischen Verbrechen an den Besiegten in Bleiburg wurde durch die 1999–2001 bei Maribor entlang der Strecken der einstigen Todesmärsche entdeckten 296 Massengräber mit den sterblichen Überresten von rund 180.000 Menschen bestätigt. Das Opfergedenken ist heute stark durch ultranationalistisch-faschistische Kräfte geprägt, deren Teilnahme an Gedenkveranstaltungen immer wieder zu Protesten und Auseinandersetzungen führt.
- Name des Begriffes: Bleiburg
- Beschreibungen des Begriffes:
Bleiburg