Ab 1967 gewann in Kroatien eine politische Bewegung an Bedeutung, die sich für die nationalen Interessen der jugoslawischen Teilrepublik einsetzte. Der sogenannte Kroatische Frühling (Hrvatsko proljeće) stützte sich auf zwei Grundpfeiler. Zum einen übernahm im Bund der Kommunisten Kroatiens eine neue Generation die Macht. Ihre Vertreter waren reformfreundlich und national gesinnt und wurden anfangs auch von Tito unterstützt. Sie strebten eine Umgestaltung Jugoslawien an, die den nationalen Interessen innerhalb der Föderation mehr Geltung verschaffen würde. Entsprechend formulierten sie ihre Postulate, unter anderem: Rationalisierung der Investitionspolitik, eine verstärkte Adria-Orientierung Jugoslawiens, Abkehr von der Förderung der Schwerindustrie zugunsten des Tourismus, Änderungen der Devisenzuteilung im Rahmen der Föderation sowie bessere Möglichkeiten zur Investition privaten Vermögens in ökonomische Vorhaben. Der zweite Pfeiler des Kroatischen Frühlings war die Reaktivierung der Zivilgesellschaft, von ihren Opponenten als Massenbewegung (Maspok) bezeichnet. Beide Faktoren verstärkten sich gegenseitig und führten 1970/71 dazu, dass die Forderungen an die Föderation nachdrücklicher wurden und Tito seine Unterstützung für die Reformkräfte zurückzog. Die führenden Parteivertreter des Kroatischen Frühlings sahen sich zum Rücktritt gezwungen, und die kroatische Zivilgesellschaft war zu einem 15 Jahre währenden „großen Schweigen“ verurteilt.
- Name des Begriffes: Kroatischer Frühling
- Beschreibungen des Begriffes:
Kroatischer Frühling
- Synonyme: Kroatischen Frühling, Kroatischen Frühlings