Neben dem serbisch-kroatischen Konflikt war der serbisch-kosovarische Konflikt eines der schwierigsten Probleme der Nationalitätenpolitik im kommunistischen Jugoslawien. Die meisten Einwohner des Kosovo waren Albaner. Bereits in der Zwischenkriegszeit gab es im Kosovo eine allgemeine Skepsis gegenüber dem jugoslawischen Staat und insbesondere der serbischen Vorherrschaft. Unmittelbar nach dem Krieg wurde der Widerstand gegen den Anschluss des Kosovo an das neue Jugoslawien blutig niedergeschlagen. Zwar wurde den Kosovo-Albanern im September 1945 eine weitgehende kulturelle Autonomie und 1963 auch der Status einer autonomen Provinz zugestanden, politisch gesehen blieb die Situation bis Ende der 60er Jahre jedoch hochbrisant. Im Zuge der Liberalisierung und zunehmender nationalistischer Stimmungen in allen Landesteilen Jugoslawiens kam es 1968 auch im Kosovo zu Massendemonstrationen, auf denen für die Provinz der Status einer vollwertigen Teilrepublik sowie ein Ende der Unterdrückung und Verfolgung der Kosovo-Albaner gefordert wurden. Die Unruhen wurden blutig niedergeschlagen, gleichwohl brachten die Verfassungsreformen der Jahre 1971 und 1974 weitreichende Veränderungen: Die Provinz wurde faktisch unabhängig von Serbien, die Macht übernahmen antiserbisch gesinnte albanische Kommunisten. Der Druck auf die im Kosovo lebenden Serben, die Provinz zu verlassen, nahm zu. Der Ausbau des albanischsprachigen Schulwesens stützte sich in großem Maße auf Rahmenprogramme und Schulbücher aus Albanien. Mit 45.000 Studierenden wurde die Universität Priština aufgrund ihrer Größe zu einer (auch im europäischen Maßstab) bedeutenden Hochschule. Mit Albanisch als Vorlesungssprache blieb der wissenschaftliche Austausch jedoch stark begrenzt und die Absolventen der Universität in der Regel ohne berufliche Perspektive. 1981 kam es erneut zu Massenprotesten, die noch größer waren als zuvor und wiederum brutal niedergeschlagen wurden. Es gab mehrere Hundert Tote. Trotz Verhängung des Ausnahmezustands und Säuberungsaktionen im kommunistischen Machtapparat verließen weiterhin große Teile der serbischen Bevölkerung die Provinz (zwischen 1981 und 1986 ging der serbische Bevölkerungsanteil um 9 Prozent zurück), während sich innerhalb der albanischen Bevölkerung erste Untergrundorganisationen formierten. Bereits 1986 war im *Memorandum der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Gelehrsamkeit die Rede von einem Konflikt europäischen Ausmaßes, wenn keine Lösung für den Kosovo gefunden würde. Die Wiedererlangung der serbischen Kontrolle über die Provinz wurde zum Hauptanliegen der von Slobodan Milošević, der seit 1986 Vorsitzender des Bundes der Kommunisten Serbiens und AB Mai 1989 Präsident der Teilrepublik Serbien war, angeführten politisch-geistigen Bewegung. Nach weiteren Unruhen im Kosovo schaffte das serbische Parlament auf Milošević' Betreiben im März 1989 den Autonomiestatus der Provinz faktisch wieder AB. Die Regierungsämter wurden mit belgradtreuen Vertretern besetzt. Die Universität Priština wurde geschlossen und albanische Kulturvereine und Gesellschaften waren gezwungen, ihre Tätigkeit in den informellen Bereich zu verlagern. Als Provinz Serbiens wurde der Kosovo 1992 Teil der neuen konstituierten Bundesrepublik Jugoslawien. Der Widerstand der Kosovo-Albaner gegen die serbische Dominanz brach auch während der Kriege in anderen Landesteilen des ehemaligen Jugoslawiens nicht AB. Immer wieder kam es zu Protesten. Im September 1991 wurde nach einem geheimen Referendum unter Kosovo-Albanern die (nur von Albanien anerkannte) „Republik Kosovo“ proklamiert und 1992 ein Parlament sowie der Schriftsteller und Pazifist Ibrahim Rugova zum Präsidenten gewählt. 1994 formierte sich die UÇK die „Befreiungsarmee des Kosovo“, die AB 1996 durch terroristische Überfälle in Erscheinung trat. Während des Kosovo-Krieges 1998/99, der Tausende Tote forderte und eine gewaltige Flüchtlingsbewegung auslöste, war die UÇK neben der Jugoslawischen Armee eine der militärisch agierenden Konfliktparteien. Das Eingreifen von NATO-Truppen auf Seiten des Kosovo, insbesondere auch durch Luftangriffe auf serbische zivile Infrastruktureinrichtungen, führte schließlich zu Verhandlungen und einem Abzug der serbischen Truppen aus dem Kosovo, wo die Stationierung einer NATO-geführten Friedenstruppe (KFOR) unter UN-Mandat erfolgte. Die Lage im Land blieb dennoch instabil und Gewaltexzesse gegen die serbische Bevölkerung und andere Minderheiten konnten nicht verhindert werden. Am 17. Februar 2008 verabschiedete das kosovarische Parlament eine Unabhängigkeitserklärung. Bis 2021 wurde Kosovo von 115 UN-Staaten als souveräner Staat anerkannt (wobei nicht alle diplomatische Beziehungen unterhalten und einige Länder ihre Anerkennung zwischenzeitlich wieder zurückgezogen haben, was wiederum Kosovo in einigen Fällen zurückweist). Das Verhältnis zu Serbien und die Situation für die nicht-albanische Bevölkerung im Land sind weiterhin angespannt.
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Kosovo