Die 1986 veröffentlichte, umfangreiche Denkschrift beginnt im ersten Teil mit einer sachlichen Analyse zur Krise Jugoslawiens. Jugoslawien sei nach 1974 zu einer Konföderation ohne politische und wirtschaftliche Koordinierungsmechanismen geworden (Verfassung von 1974), was die Gefahr eines Zerfalls des Staates heraufbeschwöre. Besonders bedroht seien die Interessen der Serben, die den realen Einfluss auf große Teile ihres eigenen Landes verloren hätten (Kosovo und Vojvodina). Der zweite, wesentlich emotionaler formulierte Teil des Dokuments mutet wie eine Verteidigungsrede für die Serben an, die von den anderen Völkern Jugoslawiens mit „der Hypothek der historischen Schuld“ belegt würden und die man gezielt schwächen wolle. Das werde besonders im Kosovo sichtbar, wo es zu einem „Völkermord“ an der serbischen Minderheit gekommen sei. Es zeige sich aber auch in der Wirtschafts- und Sozialpolitik der kommunistischen Partei, die sich an der Devise „Schwaches Serbien = starkes Jugoslawien“ orientiere. Als Abhilfe empfahl das Memorandum eine Rückkehr zur Situation vor 1965 und den Wiederaufbau einer starken Föderation, in der die Völker und nicht die Teilrepubliken Subjekte des Selbstbestimmungsrechts wären. Das Memorandum war ein Zeugnis für die Befindlichkeit und Denkweise der serbischen Eliten und wirkte zugleich als Katalysator für einen Bewusstseinswandel bei den serbischen Kommunisten, der nur ein Jahr später die Übernahme der Macht durch Slobodan Milošević ermöglichte.
- Name des Begriffes: Memorandum der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Gelehrsamkeit
- Beschreibungen des Begriffes:
Memorandum der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Gelehrsamkeit
- Synonyme: Memorandums der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Gelehrsamkeit