Die Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (Ruch Obrony Praw Człowieka i Obywatela; ROPCiO) war eine Oppositionsbewegung, die sich politischen Traditionen der Vorkriegszeit verpflichtet fühlte: der Piłsudski-Bewegung, der Nationaldemokratie sowie der Christdemokratie. Die Idee zur Schaffung von ROPCiO entstand erstmals 1976 innerhalb der sogenannten Unabhängigkeitsströmung (Nurt Niepodległościowy; NN) und nahm in einem am 25. März 1977 in Warschau bekannt gegebenen Appell konkrete Gestalt an. Darin verpflichteten sich die Unterzeichner, „die Öffentlichkeit und die zuständigen Stellen über Verletzungen von Menschen- und Freiheitsrechten in Kenntnis zu setzen und den Opfern […], Unterstützung und Schutz zu gewähren“ sowie „mit jeglichen internationalen Menschenrechtsorganisationen, insbesondere mit dem UN-Menschenrechtsausschuss, zusammenzuarbeiten, um der Idee der Freiheit in der Welt zum Sieg zu verhelfen“. Sprecher der Bewegung wurden Leszek Moczulski und Andrzej Czuma. Zu den aktivsten ROPCiO-Vertretern gehörten außerdem Jan Dworak, Karol Głogowski, Maciej Grzywaczewski, Kazimierz Janusz, Stefan Kaczorowski, Adam Wojciechowski und Wojciech Ziembiński.
ROPCiO berief sich in seinem Tun auf die KSZE-Schlussakte von Helsinki von 1975 und auf den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte. Im September 1977 fand das erste gesamtpolnische ROPCiO-Treffen statt, das der Konkretisierung und Weiterentwicklung des Programms der Bewegung diente. Die ROPCiO-Zeitschrift „Opinia“ (Meinung) erschien monatlich. Ab September kam auf Initiative der jüngeren Mitglieder die ebenfalls monatlich erscheinende Zeitschrift „Bratniak“ (Aleksander Hall, Marian Piłka) heraus, im Herbst folgte die an Bauern adressierte Zeitschrift „Gospodarz“ (Landwirt) mit dem Untertitel „zur Verteidigung des bäuerlichen Familienbetriebes“. Im ganzen Land entstanden ROPCiO-Auskunftsstellen, so in Warschau in der Wohnung von Kazimierz Janusz, in Lodz bei Benedykt Czuma, in Posen bei Restytut Staniewicz und in Kattowitz im Haus von Kazimierz Świtoń. Diese Auskunftsstellen waren zugleich Orte der Begegnung, an denen illegale Zeitschriften und Bücher ausgetauscht wurden und an denen von staatlichen Repressionen Betroffene rechtlichen Beistand erhalten konnten.
ROPCiO forderte die Veröffentlichung des Wortlauts der ratifizierten UN-Menschenrechtsvereinbarungen im polnischen Gesetzblatt und wandte sich mit einer Reihe von Anträgen an den Sejm. Darin ging es um Änderungen des bestehenden Rechts (gefordert wurden zum Beispiel das Recht zum Bau von Kirchen sowie die Übertragung von Gottesdiensten im Hörfunk und im Fernsehen).
1978 kam es während eines weiteren gesamtpolnischen ROPCiO-Treffens zur Aufspaltung der Bewegung in zwei Lager, die sich um Andrzej Czuma und Leszek Moczulski scharten. Nach der Entstehung der Solidarność stellte ROPCiO die Aktivitäten ein.
Bartosz Kaliski