Im September 1978 gegründete unabhängige wissenschaftliche Vereinigung, die das Ziel verfolgte, das staatliche Monopol in der Hochschullehre zu durchbrechen. Die Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse (Towarzystwo Kursów Naukowych, TKN) bot Vorlesungen, Seminare und andere Kurse an und gab außerdem Literatur heraus. Die Kurse fanden in Privatwohnungen und kirchlichen Räumlichkeiten statt. In den Lehrveranstaltungen wurden Themen aufgegriffen, die im offiziellen akademischen Diskurs fehlten: Es ging um Literatur und Kultur (Referenten: Tomasz Burek, Andrzej Werner, Wiktor Woroszylski), Geschichte und Ideengeschichte (Władysław Bartoszewski, Bohdan Cywiński, Jerzy Jedlicki, Adam Michnik), Soziologie (Jan Strzelecki, Andrzej Tyszka), Philosophie (Stefan Amsterdamksi) und Ökonomie (Tadeusz Kowalik).
Die Gesellschaft gehörte zur Bewegung der „unabhängigen Lehre“ (innerhalb derer seit den 60er Jahren zahlreiche private Seminare organisiert wurden) und folgte der sogenannten Fliegenden Universität (Latający Uniwersytet), in deren Rahmen seit Herbst 1977 ganze Vorlesungsreihen stattfanden. In Namen und Organisationsform knüpfte diese an ihren gleichnamigen Vorläufer (1882–1905) in der Zeit der Teilungen Polens an. Die am 22. Januar 1978 formal gegründete Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse (die ebenfalls einen Vorläufer in der Zeit der Teilungen Polens hatte, der aus der damaligen Fliegenden Universität hervorging) übernahm die Schirmherrschaft über diese Veranstaltungen und organisierte weitere. Zu ihren Mitgliedern zählten Vertreter der wichtigsten akademischen Zentren Polens, sie kamen unter anderem von der Universität Warschau, der Jagiellonen-Universität Krakau, der Nikolaus-Kopernikus-Universität Thorn (Toruń) und der Katholischen Universität Lublin (Mirosława Chamcówna, Izydora Dąmbska, Michał Głowiński, Stanisław Hartman, Maria Janion, Adam Kersten, Marian Małowist, Henryk Wereszycki und andere). Unter ihnen waren auch einige Mitglieder der Polnischen Akademie der Wissenschaften wie Waclaw Gajewski, Konrad Górski oder Edward Lipiński sowie etliche prominente polnische Schriftsteller wie Stanisław Barańczak, Marian Brandys, Kornel Filipowicz, Tadeusz Konwicki und Wisława Szymborska.
Die Arbeit der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse leitete ein Programmrat (Rada Programowa). Diesem gehörten Stefan Amsterdamski, Bronisław Geremek, Aldona Jawłowska, Jerzy Jedlicki, Jan Kielanowski, Waldemar Kuczyński und andere an; Sekretäre des Rates waren Andrzej Celiński und später Wojciech Ostrowski.
Die Gesellschaft richtete auch eine Stipendienkommission ein (Hanna Buczyńska-Garewicz, Barbara Skarga, Marek Barański, Władysław Kunicki-Goldfinger, Jan Józef Lipski, Jacek Woźniakowski), die dank der Unterstützung ausländischer Wissenschaftler und des Fonds des *KSS „KOR“ in der Lage war, Nachwuchswissenschaftler finanziell zu fördern, die aufgrund ihres oppositionellen Engagements keine Chance hatten, von offiziellen Institutionen gefördert zu werden.
Von Anfang an erfreuten sich die für alle offenen Vorlesungen unter den Studierenden großer Beliebtheit. AB Herbst 1978 wurden sie jedoch von Mitarbeitern der Staatssicherheit und der Miliz massiv behindert, teilweise schickte die Partei auch Schlägertrupps in die Veranstaltungen, die sich aus Mitgliedern des offiziellen Sozialistischen Studentenverbandes rekrutierten. Nach einigen tätlichen Übergriffen auf Kursteilnehmer rückten die Veranstalter von der offenen Form AB. Fortan fanden die Seminare als geschlossene Veranstaltungen statt, an der nur eine bestimmte Anzahl von Studenten teilnehmen konnte. Mit der Gründung der *Solidarność wurde der offene Charakter der Kurse wiederhergestellt. Die Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 bedeutete das Ende der Tätigkeit der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse.
Etliche der Vorlesungen und der akademischen Seminare wurden in gedruckter Form oder als Tonbandaufnahmen publiziert. Für die Veröffentlichung sorgte das Unabhängige Verlagshaus *NOWA im Rahmen der Schriftenreihe „Zeszyty Naukowe TKN“ (Wissenschaftliche Hefte der Gesellschaft für Wissenschaftliche Kurse).
Marek Kunicki-Goldfinger