Konspiratives Leitungsgremium der Solidarność, das am 22. April 1982 von den im Kriegsrecht untergetauchten Gewerkschaftsvorsitzenden der am besten organisierten Regionen gegründet wurde (Bogdan Lis aus Danzig, Zbigniew Bujak aus Masowien, Władysław Frasyniuk aus Niederschlesien, Władysław Hardek aus Kleinpolen). Der Provisorische Koordinierungsausschuss (Tymczasowa Komisja Koordynacyjna; TKK) der Solidarność stellte sich das Ziel, alles zu tun, um das Kriegsrecht zu beenden, die Freilassung der Internierten und Gefangenen zu erreichen, die Bürgerrechte wiederherzustellen und die Solidarność wieder zuzulassen. Er lehnte Gewalt ab und sprach sich gegen zentralisierte Konspirationsstrukturen aus. Er setzte auf die Formierung einer „Untergrundgesellschaft“, die sich aus verschiedensten unabhängigen Institutionen, Bildungs- und Selbststudienzirkeln, einer freien Presse, unabhängigen Verlagen usw. konstituieren sollte. 1982 rief der Ausschuss mehrmals zu Massendemonstrationen auf, um so Zugeständnisse des Regimes zu erzwingen, wie zum Beispiel am 31. August, dem Jahrestag der Unterzeichnung der Danziger Vereinbarung. Nach dem staatlichen Verbot der Solidarność im Oktober 1982 leitete der Provisorische Koordinierungsausschuss Vorbereitungen für einen Generalstreik ein, die Pläne wurden jedoch von der breiten Masse der Gesellschaft nicht unterstützt.
Die Mitglieder des Ausschusses äußerten sich in der Regel unter ihrem Klarnamen, ihr Aufenthaltsort war jedoch streng geheim. Folgende Persönlichkeiten prägten den Koordinierungsausschuss zu verschiedenen Zeiten maßgeblich mit: Bogdan Borusewicz (1984–86), Lech Kaczyński (1986) und Krzysztof Dowgiałło (1986/87) aus Danzig; Piotr Bednarz (1983), Józef Pinior (1983), Marek Muszyński (1984–87) aus Niederschlesien; Tadeusz Jedyniak (1983–85) aus Oberschlesien; Jerzy Dłużniewski als Vertreter der Region Lodz und Andrzej Milczanowski (1984–87) aus Westpommern. Am längsten arbeitete Zbigniew Bujak im Ausschuss mit (bis 1986).
Die Ausschussmitglieder trafen sich 1982/83 im Schnitt einmal im Monat, meistens in der Dreistadt Danzig-Gdynia-Sopot oder in der Kaschubei. Die Treffen wurden von einem Expertenstab vorbereitet, zu dem Jan Krzysztof Bielecki, Jerzy Buzek, Janusz Grzelak, Barbara Labuda, Andrzej Wiszniewski und Jerzy Zdrada gehörten. Zweimal (9.–11. April und 19.–20. November 1983) nahm auch Lech Wałęsa an den Beratungen teil und setzte damit ein Zeichen für die Einheit der Gewerkschaft.
Der Provisorischer Koordinierungsausschuss der Solidarność bezog in den wichtigsten Angelegenheiten des Landes Position, protestierte gegen Repressionen und fehlende Rechtsstaatlichkeit. Vor allem aber koordinierte er die gesamte Untergrundarbeit der Solidarność, unter anderem durch die Verteilung ausländischer Geldspenden und Sachmittel (Druck- und Vervielfältigungstechnik und Ähnliches). Mit der Einsetzung des Provisorischen Rates (Tymczsowa Rada; TR) der Solidarność entstand ab September 1986 eine gewisse Doppelherrschaft, die erst am 25. September 1987 beendet wurde, als an die Stelle beider Gremien der Landesexekutivausschuss (Krajowa Komisja Wykonawcza; KKW) trat.
Bartosz Kaliski, Jan Skórzyński