Die Forderung nach Schaffung unabhängiger Arbeitnehmerausschüsse, die für eine authentische Vertretung der Belegschaftsinteressen sorgen würden, wurde erstmals in der Zeitschrift „Robotnik“ (Arbeiter) artikuliert. Im Februar 1978 bildete eine Gruppe von Kattowitzer Bürgerrechtlern um Kazimierz Świtoń, Roman Kściuszek und Władysław Sulecki aus der Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (ROPCiO) ein erstes Gründungskomitee Freier Gewerkschaften (Wolne Związki Zawodowe). Im Februar 1978 entstand in Danzig ein ähnliches, von Andrzej Gwiazda und Krzysztof Wyszkowski gegründetes Komitee, dem sich später noch Joanna Duda-Gwiazda, Anna Walentynowicz, Lech Wałęsa, Bogdan Lis und Andrzej Kołodziej anschlossen. Die Freien Gewerkschaften der Küste (Wolne Związki Zawodowe Wybrzeże) agierten unter dem Dach des KSS „KOR“ und Leitung von Bogdan Borusewicz. Die Kattowitzer Freien Gewerkschaften besaßen von Anfang an keine Verankerung vor Ort und entwickelten keine breit angelegten Aktivitäten; zudem wurde Kazimierz Świtoń immer wieder Ziel brutaler Repressionen des Regimes.
An der Küste gewannen die Freien Gewerkschaften hingegen allmählich an Stärke, was vor allem der hohen Schlagkraft der Danziger oppositionellen Kreise zu verdanken war. Im August 1978 erschien die erste Ausgabe des „Robotnik Wybrzeża“ (Arbeiter der Küste), die Zahl der Arbeiter unter den aktiven Oppositionellen wuchs beständig. Die Danziger Freien Gewerkschaften waren dann auch Jahr für Jahr an der Organisation von unabhängigen Gedenkfeierlichkeiten zum Jahrestag der Ereignisse des Dezember 1970 beteiligt. Sie spielten eine wichtige Rolle bei den Streiks im August 1980 und waren später in den Führungsgremien der Solidarność aktiv.
Im Oktober entstand mit den Freien Gewerkschaften Stettin eine dritte Organisation. Zu den führenden Stettiner Gewerkschaftern gehörten Stefan Kozłowski sowie die Brüder Jan und Mirosław Witkowski.
Piotr Śmiłowicz