Die tschechoslowakische „Bewegung für Bürgerfreiheit“ (Hnutí za občanskou svobodu; HOS) entstand am 15. Oktober 1988 mit der Veröffentlichung des Manifestes „Demokracie pro všechny“ (Demokratie für alle), das von 126 Personen, vor allem aus den Reihen der Unterzeichner der Charta 77, unterschrieben wurde. Zu ihnen gehörten Václav Havel, Rudolf Battěk, Pavel Nauman, Jaroslav Šabata, Ladislav Lis, Václav Benda und in der Slowakei Ján Čarnogurský und Miroslav Kusý. In dem Manifest „Demokratie für alle“, das mithilfe von Exiltschechoslowaken im Ausland veröffentlicht werden konnte, bekannte sich die Bewegung für Bürgerfreiheit zum gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Pluralismus. Sie forderte die Abschaffung der führenden Rolle der Kommunistischen Partei, den Abzug der sowjetischen Truppen und freie Gewerkschaften.
Die Staatssicherheit ging am 28. Oktober 1988 gegen diese neue Bürgerbewegung vor, die als Erste klare politische Ziele benannte. Ungefähr 100 Personen wurden für vier Tage festgenommen, gegen einige wurden Strafverfahren eingeleitet und die Staatsmedien organisierten eine Propagandakampagne gegen sie. Die Bewegung für Bürgerfreiheit, die als eine lockere Vereinigung von Gruppen und politischen Klubs entstanden war, entwickelte sich langsam zu einer Art politischer Partei. Jedoch verhinderten gegensätzliche Anschauungen einzelner Strömungen letztendlich die formale Parteigründung. Der Bewegung stand ein vorläufiges Koordinationskomitee vor, in dem die einzelnen Oppositionsgruppen aus Prag, Brünn (Brno) und Bratislava (Pressburg) repräsentiert waren. Im Juni 1989 gründeten sich zunächst ein Prager und anschließend verschiedene Komitees für einzelne Regionen. Anfang November 1989 konstituierte sich die davon unabhängige slowakische „Bewegung für Bürgerfreiheit“ (Hnutie za občiansku slobodu). Sie veröffentlichte Dokumente und Artikel in den Untergrundzeitschriften „Zpravodaj HOS“ (Bericht der HOS) und „Alternativa“.