Name des Begriffes: Heimatarmee
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Heimatarmee

Die Heimatarmee (Armia Krajowa; AK) war während des Zweiten Weltkriegs die größte polnische konspirative Militärorganisation. Zugleich war sie auch eine der größten Partisanenorganisationen in Europa. Sie war Teil der polnischen Streitkräfte, die an nahezu allen europäischen Fronten des Zweiten Weltkriegs kämpften. Die Gründung der Heimatarmee geht auf den im Februar 1942 von Oberbefehlshaber General Władysław Sikorski gefassten Beschluss zurück, den 1939–42 bestehenden Verband für den Bewaffneten Kampf (Związek Walki Zbrojnej) umzugestalten. Militärisch unterstand die Heimatarmee dem Oberbefehlshaber, politisch jedoch der polnischen Exilregierung. Mit ihren Strukturen im ganzen Land stellte die Heimatarmee das wichtigste Element des polnischen Untergrundstaates dar. Unter ihrer Führung waren die meisten anderen militärischen Organisationen des polnischen Untergrunds vereint. Weitere Oberbefehlshaber waren: Stefan Grot-Rowecki, Władysław Bór-Komorowski und Leopold Okulicki.

Die Hauptaufgabe der Heimatarmee waren der Kampf gegen die deutschen und sowjetischen Aggressoren und die Wiedererlangung der Unabhängigkeit des polnischen Staates. Dieses Ziel sollte ursprünglich (1940–42) durch einen allgemeinen bewaffneten Aufstand erreicht werden, der zeitlich mit dem Einmarsch der westlichen Alliierten in Polen zusammenfallen sollte. Als klar wurde, dass es sowjetische Truppen waren, die als erste polnisches Territorium erreichen würden, ging man an die Vorbereitung der Aktion „Burza“ (Gewittersturm), deren Ziel es war – unter Beobachtung des deutsch-sowjetischen Frontverlaufs –, bestimmte Städte und Territorien in eigener Regie oder unter Umständen im Zusammenwirken mit der Roten Armee zu befreien. Die am meisten Aufsehen erregenden Resultate dieser Taktik waren zum einen die Operation „Ostra Brama“ zur Befreiung Wilnas im Juli 1944 und zum anderen der mit einer Niederlage endende Warschauer Aufstand (1. August–2. Oktober 1944).

Zum Aufgabenbereich der AK gehörten auch bewaffnete Diversionsakte sowie die Propaganda- und Verlagstätigkeit – koordiniert vom Büro für Information und Propaganda (Biuro Informacji i Propagandy; BIP). Unter dessen mehr als 250 konspirativ herausgegebenen Pressetiteln muss besonders das „Biuletyn Informacyjny“ hervorgehoben werden. Das Informationsbüro war auch in den Reihen der Deutschen aktiv und ging gegen kommunistische Einflüsse vor. Auch im Bereich der Spionage war die Heimatarmee erfolgreich: Sie deckte die auf deutscher Seite vorangetriebenen Vorbereitungen zum Angriff auf die UdSSR auf und brachte sich in den Besitz der Baupläne der deutschen V-Waffen, die den Alliierten übergeben wurden. Die von den Deutschen terrorisierte polnische Zivilbevölkerung wurde durch bewaffnete Aktionen unterstützt sowie vor Angriffen der Ukrainischen Aufstandsarmee UPA geschützt. Die Heimatarmee stand hinter Gefangenenbefreiungen (so bei der Aktion am Warschauer Arsenal sowie in Celestynów und im Gestapo-Gefängnis Pińsk) und hinter Attentaten auf führende SS- und Polizeivertreter (unter anderem auf Generalmajor Franz Kutschera am 1. Februar 1944 in Warschau).

Im Sommer 1944 hatte die Heimatarmee mit etwa 300.000 Soldaten ihre maximale Stärke erreicht. Im Januar 1945 wurde sie auf Befehl ihres letzten Oberbefehlshabers aufgelöst. In der Konspiration verblieb nur die nicht sehr große Widerstandsorganisation NIE (für Niepodległość/Unabhängigkeit). In den Jahren 1944/45 wurden Zehntausende von Heimatarmee-Soldaten und -Offizieren inhaftiert und in die UdSSR deportiert. In Polen dauerten die Repressionen, darunter zahlreiche Todesurteile, gegen Heimatarmee-Soldaten bis 1956 an.

Marek Kunicki-Goldfinger

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