Samisdatzeitschrift, die ab 1988 in Bratislava (Pressburg) von Ján Langoš und Ján Čarnogurský herausgegeben wurde. Gleich in der ersten Ausgabe bekannte sich die Redaktion zu den Grundsätzen des Christentums – die Zeitschrift war aber nie Organ irgendeiner kirchlichen Einrichtung – und zum Modell der westlichen Demokratien. Anders als bei der Herausgabe früherer Samisdatzeitschriften informierte Ján Čarnogurský im Juli 1988 offiziell das slowakische Kulturministerium über die Gründung dieser neuen Zeitschrift. Die „Bratislavské listy“ (Pressburger Blätter) sollten ein Forum sein, um in nationalen und europäischen Bezügen offen über die gesellschaftlichen und staatlichen Probleme sowie über Visionen für die Zukunft zu diskutieren, die sich auf die christliche Ethik stützten. Die „Pressburger Blätter“ bekannten sich zur geistesgeschichtlichen Tradition Europas und ließen auch verschiedene Vertreter des politischen Exils zu Wort kommen, da sie die im Exil lebenden Slowaken als integralen Teil der Gesellschaft betrachteten.
Die Texte kamen vor allem aus den thematischen Bereichen der Geschichte, Politik, Kultur, Philosophie, Religion und Wirtschaft und diskutierten Themen, die in den offiziellen Medien umgangen wurden. In der Zeitschrift wurden auch kritische Analysen zur Lage der Kirche und Gesellschaft in der Slowakei veröffentlicht. Sie druckte außerdem Dokumente ab, die über die Lage der Menschenrechte, über die vom Staat verübte Gewalt und über Kulturveranstaltungen informierten. In einzelnen Texten wurden Forderungen erhoben, bessere Bedingungen für das Privatunternehmertum zu schaffen und Bauern die Möglichkeit zu geben, aus den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften auszutreten.
Zu den regelmäßigen Autoren gehörten überwiegend Vertreter mit christlicher Orientierung wie beispielsweise Ján Čarnogurský, sein Bruder Ivan, František Mikloško, Ján Langoš, Ivan Hoffman, Anton Selecký, Vladimír Palko und Václav Benda. Als Exilautoren publizierten dort vor allem Boris Lazar und Imrich Kružliak. Die Zeitschrift kooperierte auch mit Vertretern aus dem Umfeld der bürgerlichen Opposition wie etwa Jozef Jablonicki, Milan Šimečka und Martin M. Šimečka. Zwischen 1988 und 1989 erschienen insgesamt fünf Bände, die im Offsetdruck hergestellt wurden. Heute erscheint die Zeitschrift unter dem Namen „Listy“ (Blätter).