XV. und letzter Parteitag des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens. Es kommt zur innerparteilichen Spaltung. Hintergrund sind Meinungsverschiedenheiten zur Zukunft der jugoslawischen Föderation, zu den Unabhängigkeitsbestrebungen Sloweniens und zum slowenischen Vorschlag, den BdKJ in eine lose Konföderation der Parteien aus den Teilrepubliken umzuwandeln. Die Delegationen Sloweniens und Kroatiens verlassen die Beratungen.

Aus Kroatiens Gesetzen wird der Passus über die führende Rolle der kommunistischen Partei gestrichen. Politische Oppositionsparteien wie die Kroatische Sozialliberale Partei (HSLS) und die Kroatische Demokratische Union (HDZ) werden offiziell zugelassen. Eine neue Wahlordnung wird verabschiedet und die Durchführung freier Wahlen bekanntgegeben.

Wiedergründung der Demokratischen Partei (Demokratska Stranka, DS) in Serbien. Vorsitzender wird Dragoljub Mićunović.

Die serbischen Kommunisten in Kroatien verlangen eine Aufspaltung des Bundes der Kommunisten Kroatiens in eine kroatische und eine serbische Partei.

In Knin (in der zu Kroatien gehörenden Krajina) wird die Serbisch-Demokratische Partei gegründet.

50.000 kroatische Serben demonstrieren auf einer Kundgebung für Einheit und Brüderlichkeit auf dem Petersberg (Petrova Gora) gegen den kroatischen Separatismus. In den Händen halten sie Porträts von Slobodan Milošević.

Vuk Drašković und Vojislav Šešelj gründen die nationalistische Partei Serbische Erneuerungsbewegung (SPO). Bereits im Mai verlässt Šešelj die SPO und gründet eine eigene Partei.

Eine Gruppe muslimischer Aktivisten um Alija Izetbegović gründet die Partei Demokratische Aktion (SDA).

Als Sieger aus den ersten demokratischen Wahlen in Slowenien geht das Wahlbündnis DEMOS hervor, auf das 47 von 80 Sitzen im Parlament entfallen. Die Präsidentschaftswahl gewinnt im zweiten Wahlgang der Postkommunist Milan Kučan.

Die freien Wahlen in Kroatien gewinnt die Kroatische Demokratische Union (HDZ) von Franjo Tuđman. Auf sie entfallen 171 der 269 Abgeordnetenmandate.

In Zagreb kommt es zu brutalen Straßenschlachten zwischen Fans der Fußballmannschaften Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad.

Erste Sitzung des kroatischen Parlaments (Sabor). Tuđman wird zum Präsidenten der Teilrepublik gewählt.

Referendum in Serbien. Eine Mehrheit stimmt für die Souveränität des Landes, für die Abschaffung der autonomen Provinzen und für die Oberbefehlsgewalt des Präsidenten über die Streitkräfte.

Die serbische Minderheit in Kroatien verkündet die Gründung des Serbischen Autonomen Bezirks mit der Hauptstadt Knin.

Das slowenische Parlament beschließt die „Souveränitätserklärung der Republik Slowenien“. Demnach hat slowenisches Recht fortan Vorrang vor dem föderalen Recht, und die Regierung der Republik hat den Oberbefehl über Truppen, die auf slowenischem Territorium stationiert sind.

Die albanischen Abgeordneten des Parlaments des Kosovo erklären die Unabhängigkeit der Provinz von Serbien im Rahmen des jugoslawischen Staatsverbands. Die serbische Regierung löst Parlament und Regierung der Provinz auf, schließt albanischsprachige Zeitungen und übernimmt den Rundfunk und das Fernsehen der Provinz.

Aus dem Bund der Kommunisten Serbiens wird die Sozialistische Partei Serbiens (Socijalistička Partija Srbije, SPS). Den Vorsitz hat Slobodan Milošević.

Der kroatische Sabor beschließt Verfassungsänderungen. Der Landesname lautet fortan Republik Kroatien. Staatswappen ist das traditionelle weiß-rote Schachbrettmuster.

In der Krajina, dem durch serbische Blockaden vom Rest des Landes abgeschnittenen Teil Kroatiens, findet unter den Augen der Föderationsarmeee ein Referendum zur Zukunft der Serben in Kroatien statt.

In der vom serbischen Parlament beschlossenen neuen Verfassung fehlt jeglicher Bezug zum Föderationsstaat. Die Autonomie des Kosovo und der Vojvodina ist praktisch abgeschafft. Gegen den Widerstand der Opposition wird auch eine neue Wahlordnung beschlossen.

Die serbische Minderheit in Kroatien proklamiert die Unabhängigkeit und verkündet die Gründung der Serbischen Krajina.

Slowenien und Kroatien schlagen vor, Jugoslawien in eine Konföderation umzuwandeln.

Die erste Parlamentswahl in Mazedonien, zu der mehrere Parteien zugelassen sind, entscheiden die gemäßigten Nationalisten der Inneren Mazedonischen Revolutionären Organisation – Demokratische Partei für Mazedonische Nationale Einheit (VMRO-DPMNE) für sich. Auf sie entfallen 38 der 120 Mandate im Parlament. Die Postkommunisten werden mit 31 Mandaten zweitstärkste Kraft.

Die erste Mehrparteienwahl in Bosnien-Herzegowina führt nicht zu stabilen Mehrheitsverhältnissen. Einen klaren Erfolg können ethnisch orientierte Parteien feiern: die muslimische Partei der demokratischen Aktion (SDA), die Serbische Demokratische Partei (SDS) und die Kroatische Demokratische Union (HDZ). Die einzige projugoslawische Partei ohne ethnischen Bezug erzielt lediglich ein gutes Dutzend Mandate. Präsident wird Alija Izetbegović (SDA), das Amt des Regierungschefs übernimmt ein HDZ-Politiker, und Parlamentspräsident wird der SDS-Vorsitzende.

Erste freie Parlaments- und Präsidentschaftswahl in Montenegro. Auf die Kommunisten entfallen 83 der 125 Parlamentssitze. Den Vorsitz des Präsidiums der Republik übernimmt Momir Bulatović, ZK-Chef des Bundes der Kommunisten Montenegros.

Die erste Mehrparteienwahl in Serbien (Parlaments- und Präsidentenwahl) entscheidet die Sozialistische Partei Serbiens (SPS) für sich. Auf sie entfallen 194 von 250 Mandaten. Die Serbische Erneuerungsbewegung (SPO) erhält 19 Sitze, die Demokratische Partei 7 Sitze im neuen Parlament. Zum Präsidenten wird bereits im ersten Wahlgang mit einem Stimmenanteil von 65,3 Prozent Slobodan Milošević gewählt.

Der kroatische Sabor beschließt die neue Verfassung, genannt „Weihnachtsverfassung“. Darin heißt es in Artikel 140: „Die Republik Kroatien verbleibt bis zu einer neuen Vereinbarung der jugoslawischen Republiken oder solange der Sabor der Republik Kroatien nichts anderes beschließt, im Verband der SFRJ.“

Bei einer Wahlbeteiligung von 85 Prozent sprechen sich 88 Prozent der Slowenen in einem Referendum für die Unabhängigkeit des Landes aus.