Jurist, Mitbegründer und Sprecher der Oppositionsbewegung Ruch; seit 1977 Mitglied des engeren Leitungskreises der Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (ROPCiO); seine Pseudonyme waren: „Antaba“ und „A. Cz.“.

Andrzej Czuma wurde 1938 in Lublin geboren. Sein Vater Ignacy Czuma war Professor für Staatsrecht an der Katholischen Universität Lublin. 1950 verurteilte man seinen Vater für dessen Zugehörigkeit zur antikommunistischen Organisation „Freiheit und Unabhängigkeit“ (Wolność i Niezawisłość; WiN) zu zehn Jahren Gefängnis, aus dem er 1953 entlassen wurde. Der Bruder seines Vaters, Walerian Czuma, war General in der polnischen Armee und kommandierte die Verteidigung Warschaus 1939.

1963 schloss Andrzej Czuma sein Jurastudium an der Fakultät für Rechts- und Verwaltungswissenschaften der Warschauer Universität ab. Er studierte außerdem Geschichte an der Katholischen Universität Lublin. Während des Studiums engagierte er sich in der studentischen Seelsorge. Er arbeitete als Justiziar im Ministerium für Infrastruktur und Transportwesen, später in der Kreisdirektion der polnischen Staatsbahn in Warschau.

1965 war Czuma an der Gründung einer geheimen antikommunistischen Organisation, die später unter dem Namen Ruch (Bewegung) bekannt wurde, beteiligt. Weitere Gründungsmitglieder waren sein jüngerer Bruder Benedykt, Emil Morgiewicz, Stefan Niesiołowski und Marian Gołębiewski (ein ehemaliger Offizier der Heimatarmee und Mitglied von „Freiheit und Unabhängigkeit“, der 1947 in einem Gerichtsprozess gegen die Leitung der Organisation zum Tode verurteilt worden war). Andrzej Czuma war einer der führenden Figuren in dieser Bewegung und leitete faktisch ihre Aktivitäten, bis sie 1970 von der Staatssicherheit zerschlagen wurde. Er war wesentlich für ihre politische Ausrichtung verantwortlich: Die Gruppe konzentrierte sich darauf, ihre Strukturen auszubauen, gab sich ein Programm, veröffentlichte eine Zeitschrift, verzichtete aber auf öffentliche Aktionen (Flugblätter, Hauswandparolen usw.). Während dieser Zeit benutzte er das Pseudonym „Antaba“. Zwei seiner anderen Brüder hatten ebenfalls Einfluss auf die Organisation und ihr Umfeld: sein Bruder Łukasz, der Universitätsdozent war, und der Jesuit und Hochschulseelsorger Hubert.

Zusammen mit Emil Morgiewicz und Stefan Niesiołowski verfasste Czuma 1968 ein Programm, das nach seinen Anfangswörtern „Die Jahre vergehen …“ (Mijają lata…) benannt wurde. Als ersten Punkt forderten sie die Unabhängigkeit Polens, worunter sie das Ende des kommunistischen Systems, die Herauslösung ihres Landes aus dem sowjetischen Block, die Einführung der Demokratie und die Einhaltung der Menschenrechte verstanden. Das Programm wurde auf dem IV. Kongress von Ruch im Januar 1969 in Łódź angenommen.

Czuma unterstützte Emil Morgiewicz bei der Redaktion der seit Herbst 1969 erscheinenden Ruch-Zeitschrift „Biuletyn“. Insgesamt wurden sechs Ausgaben herausgegeben. Czuma übernahm die Aufgabe, die Zeitschrift zu vervielfältigen und zu verteilen und schrieb mehrere Texte.

Schon während seines Studiums interessierte sich die Staatssicherheit für ihn. Zwischen Oktober 1962 und November 1963 wurde das private Umfeld von ihm und seinen beiden Brüdern Benedykt und Stanisław von der Staatssicherheit unterwandert. Stanisław war ebenfalls Mitglied von Ruch. Aufgrund von Informationen des auf sie angesetzten Inoffiziellen Mitarbeiters Sławomir Daszuta leitete die Staatssicherheit im Oktober 1969 unter dem Namen „Rewident“ (Kontrolleur) einen Operativen Vorgang (OV) gegen Andrzej Czuma ein.

Czuma wurde am 20. Juni 1970 unmittelbar vor einer Ruch-Aktion festgenommen, in der das Lenin-Museum im südpolnischen Poronin in Brand gesetzt werden sollte. „Die Aktion ‚Poronin‘ hatte symbolische Bedeutung. Sie sollte ein spektakuläres Zeichen des Protestes gegen die Unfreiheit sein, die der Kommunismus für Polen war und die sich in der Figur von Wladimir Iljitsch [Lenin] personifizierte. Die Aktion war so vorbereitet, dass wir unter keinen Umständen die Gesundheit oder das Leben anderer Menschen gefährdeten“, erinnerte sich Andrzej Czuma später.

Während der Ermittlungen verweigerte er mehrfach das Geständnis, obwohl ihm mit der Todesstrafe gedroht wurde. Czuma wurde im Rahmen des Prozesses gegen die Leitungsebene von Ruch (21. September bis 23. Oktober 1971) verurteilt. Er war angeklagt, an den Vorbereitungen eines gewaltsamen Staatsstreiches beteiligt gewesen zu sein sowie eine illegale Organisation gegründet und geleitet zu haben. Czuma erhielt mit sieben Jahren Gefängnis die Höchststrafe. Eine Amnestie reduzierte 1974 seine Haftzeit auf fünf Jahre. Eine im In- und Ausland initiierte Kampagne für die Freilassung der Ruch-Leitung trug dazu bei, dass Czuma im September 1974 schließlich aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Piotr Byszewski
Aus dem Polnischen von Jonas Grygier
Letzte Aktualisierung: 11/15