Historiker; ab 1976 Mitglied im Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (KOR), danach im Komitee für Gesellschaftliche Selbstverteidigung „KOR“ (KSS „KOR“), ab 1977 Redakteur der unabhängigen Zeitschrift „Głos“, ab 1980 Leiter des Zentrums für Gesellschaftsforschung der masowischen Solidarność; Pseudonyme: „Marcin Ankwicz“, „Marian Korybut“, „Scriptor“; nach 1989 in höchsten Regierungsämtern und seit 2015 Verteidigungsminister Polens.

Antoni Macierewicz wurde 1948 in Warschau geboren. Sein Großvater Adam Macierewicz war zur Zeit der Teilungen Polens Mitglied der konspirativen „Nationalen Liga“ zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit, sein Vater Zdzisław war Wissenschaftler und nach 1945 Untergrundaktivist der christdemokratischen Partei der Arbeit (Stronnictwo Pracy). Er wurde 1949 von Funktionären der kommunistischen Staatsicherheit ermordet.

Als Schüler des XVII. Allgemeinbildenden Andrzej-Frycz-Modrzewski-Gymnasiums in Warschau weigerte sich Antoni Macierewicz, während eines Schulappells den „Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder“ zu verurteilen, der den Deutschen die Hand der Versöhnung gereicht hatte. Er wurde dafür der Schule verwiesen. 1966–71 studierte er Geschichte an der Warschauer Universität.

Als Student betreute er 1967 die „Schwarze Eins“ genannte I. Warschauer Pfadfindergruppe „Romuald Traugutt“, die den Vorkriegsprinzipien der Pfadfinderbewegung treu blieb und sich gegen das Erziehungsmodell des kommunistischen Polnischen Pfadfinderverbandes stellte. Mit einer Gruppe von Freunden (Marek Barański, Janusz Kijowski, Wojciech Onyszkiewicz) gründete er im Sommer 1969 die „Gruppe der Vagabunden“, in dem ältere Pfadfinder unabhängige Treffen und Diskussionen organisierten.

1967 gründete er die konspirative studentische Liga für Unabhängigkeit (Liga Niepodległościowa), aus deren Reihen sich später im März 1968 das an den Studentenprotesten beteiligte Studentenkomitee (Komitet Studencki) an der Historischen Fakultät der Warschauer Universität bildete.

Anfang 1968 sammelte Macierewicz Unterschriften gegen die Absetzung des von Kazimierz Dejmek inszenierten Mickiewicz-Stücks „Totenfeier“ (Dziady) am Warschauer Nationaltheater. Er nahm an den Protesten im März 1968 teil (am Besetzungsstreik der Warschauer Universität), wurde am 26. März verhaftet und saß vier Monate im Gefängnis, in dem er mit Jakub Karpiński die Zelle teilte.

Im Dezember 1970 organisierte er zusammen mit Janusz Kijowski an der Warschauer Universität eine Blutspendenaktion für die bei der Niederschlagung der Streiks an der Küste Verletzten und verteilte regimekritische Flugblätter. 1972/73 unterrichtete er unter anderem an einem der Warschauer Gymnasium Geschichte;1974–76 hielt er historische Lehrveranstaltungen am Lehrstuhl für Hispanistik der Warschauer Universität.

Zusammen mit der Pfadfindergruppe der „Vagabunden“ sammelte er im Dezember 1975 Unterschriften für einen Brief, der von 218 Personen in Warschau und Łódź unterschrieben wurde und gegen geplante Verfassungsänderungen protestierte. Anschließend war er einer der Initiatoren eines Briefes zur Verteidigung der beiden Studenten Stanisław Kruszyński von der Katholischen Universität Lublin, der für die „Verleumdung der Volksrepublik“ in Privatbriefen an die Familie verurteilt worden war, und Jacek Smykała, der von der Medizinischen Akademie Pommern wegen kritischer Äußerungen in Lehrveranstaltungen der Politikwissenschaften relegiert worden war. Im März 1976 rief er zum Boykott der Sejm-Wahlen auf und kontrollierte anschließend mit der Pfadfindergruppe die Höhe der Wahlbeteiligung, indem sie während der Öffnungszeiten die Anzahl der Personen zählten, die die Wahllokale betraten, und das Ergebnis anschließend mit der Anzahl der Stimmberechtigten verglichen.

Teresa Bochwic
Aus dem Polnischen von Markus Pieper und Wolfgang Templin
Letzte Aktualisierung: 11/15