Kraftfahrer; 1980–91 einer der wichtigsten Köpfe der Solidarność, Vorsitzender des Solidarność-Bezirks Niederschlesien und Mitglied der Landesleitung; 1989 Teilnehmer an den Verhandlungen des Runden Tisches.

Władysław Frasyniuk wurde 1954 in Breslau (Wrocław) geboren. Nach dem Abschluss der Berufsschule arbeitete er als Busfahrer. Frasyniuk gehörte zu den Organisatoren des Streiks am 26. August 1980 auf dem VII. Betriebshof der Breslauer Verkehrsbetriebe in der Grabiszyńska-Straße und trat dem dortigen Überbetrieblichen Streikkomitee bei. Im September 1980 wurde er Präsidiumsmitglied des Überbetrieblichen Gründungskomitees (Międzyzakłodowy Komitet Założycielski) der Breslauer Solidarność sowie dessen Pressesprecher. Frasyniuk argumentierte auf einer Diskussion des Komitees im Dezember 1980, die die Zeitschrift „Solidarność Dolnośląska“ (Niederschlesische Solidarność) organisiert hatte: „Jede Art von Machtausübung trägt Züge der Entartung und psychisch weniger stabile Menschen beginnen, auf Befehl zu handeln. Bei uns geschieht so etwas ebenfalls.“

Frasyniuk war Mitglied der Landesverständigungskommission (Krajowa Komisja Porozumiewawcza) der Solidarność und des landesweiten Komitees zur Verteidigung Gewissensgefangener (Komitet Obrony Więzionych za Przekonania), das im Dezember 1980 von der Solidarność gegründet worden war. Im Namen der Breslauer Solidarność bürgte er vor Gericht für Tadeusz Jandziszak von der Konföderation Unabhängiges Polen (Konfederacja Polski Niepodległej; KPN), der den Auguststreik in den Breslauer Verkehrsbetrieben unterstützt hatte, und forderte dessen Freilassung, jedoch ohne Erfolg.

Am 5. März 1981 wurde Frasyniuk zum Vorsitzenden des Breslauer Überbetrieblichen Streikkomitees gewählt. Am 25. Mai hielt er eine Ansprache auf dem Protestmarsch zur Verteidigung Gewissensgefangener in Breslau, der vom Unabhängigen Studentenverband (Niezależne Zrzeszenie Studentów; NZS), der Bewegung zur Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (Ruch Obrony Praw Człowieka i Obywatela; ROPCiO) und der Solidarność organisiert worden war.

Die Solidarność-Delegiertenversammlung der Woiwodschaft wählte Frasyniuk am 19. Juni 1981 zunächst zu ihrem Woiwodschaftsvorsitzenden. Als einige Tage darauf die Entscheidung zur Gründung größerer Schaffung größerer Solidarność-Verwaltungsbezirke gefallen war, wurde Frasyniuk Vorsitzender des Solidarność-Vorstandes der Region Niederschlesien. Er sprach sich dafür aus, vielfältige Formen der gesellschaftlichen Selbstverwaltung zu entwickeln, um so das Gesamtsystem zu demokratisieren. Am 8. Oktober 1981 wurde er in das Präsidium der Solidarność-Landeskommission (Komisja Krajowa) gewählt.

Frasyniuk bemühte sich darum, die niederschlesische Solidarność auf eine mögliche Ausrufung des Kriegsrechts vorzubereiten. Der Bezirksvorstand erhielt spezielle Instruktionen für diesen Fall; Ende 1981 traf er geheim die Entscheidung, das Geld der Gewerkschaft vom Bankkonto abzuheben und zu verstecken (was Józef Pinior erledigte).

Auf einer Sitzung der Landeskommission in Danzig sprach er sich im Dezember 1981 dafür aus, einen Kompromiss mit den Machthabern zu suchen, da er die Konsequenzen einer harten Konfrontation fürchtete. In der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember warnten ihn Eisenbahner, dass das Kriegsrecht ausgerufen worden sei, sodass er sich rechtzeitig nach Breslau ins Regionale Streikkomitee (Regionalny Komitet Strajkowy; RKS) begeben konnte, das seinen Sitz anfangs auf dem VII. Betriebshof in der Grabiszyńska-Straße hatte. Bei ihm waren sein Stellvertreter im Bezirksvorstand, Piotr Bednarz, und Józef Pinior. Sich von einer Fabrik in die andere zurückziehend, die nacheinander von der Motorisierten Bürgermiliz ZOMO gestürmt und besetzt wurden, leitete Frasyniuk bis zum 16. Dezember den Generalstreik in Breslau. Danach ging er in den Untergrund.

Małgorzata Strasz
Aus dem Polnischen von Wolfgang Templin
Letzte Aktualisierung: 10/15