Das Nationaltheater in Warschau spielt zum letzten Mal die „Totenfeier“ (Dziady) von Adam Mickiewicz in der Inszenierung von Kazimierz Dejmek. Das Stück wurde auf Verlangen der Behörden vom Spielplan genommen, die darin antirussische Anspielungen ausmachten. Das Theaterpublikum skandiert: „Unabhängigkeit ohne Zensur!“ Nach dem Ende der Vorstellung organisiert der Kommandotrupp eine Demonstration vor dem Mickiewicz-Denkmal. Immer wieder ertönen Sprechchöre: „Weg mit der Zensur!“ Die Miliz verhaftet über ein Dutzend Personen.

Irena Lasota übergibt der Kanzlei des Sejms eine von 3.000 Personen unterschriebene Protestresolution der Warschauer Jugend gegen das Verbot des Theaterstückes „Totenfeier“ (Dziady). Auch in Breslau sind Unterschriften gesammelt worden.

Janusz Szpotański wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Grund ist seine Oper „Die Stillen und die Gänse“ (Cisi i gęgacze), die in Abschriften von Hand zu Hand geht und als Satire auf das Regime und die unabhängige Intelligenz interpretiert wird. Das Urteil löst im literarischen Milieu Empörung aus.

Es findet eine außerordentliche Vollversammlung der Warschauer Abteilung des Verbandes Polnischer Literaten statt, die der Affäre um die Absetzung des Theaterstücks „Totenfeier“ (Dziady) gewidmet ist. In einer von Jacek Bocheński, Andrzej Kijowski, Leszek Kołakowski, Artur Międzyrzecki und Wiktor Woroszylski initiierten Resolution heißt es: „Getragen von unserer Sorge als Bürger und in Übereinstimmung mit unserer jahrhundertealten Tradition rufen wir die Führung der Volksrepublik Polen auf, Toleranz und künstlerische Freiheit wiederherzustellen.“ Während der Versammlung wird über die staatliche Kulturpolitik diskutiert. Stefan Kisielewski nennt die Regierung eine „Diktatur von Finsterlingen“.

Im Innenhof der Universität Warschau versammeln sich nach Aufrufen des Kommandotrupps Tausende Studenten, um gegen die einige Tage zuvor erfolgte Zwangsexmatrikulation von Adam Michnik und Henryk Szlajfer zu protestieren. Die Kundgebung wird in brutaler Weise von der Miliz und von „Arbeiterwehr“ genannten bewaffneten Schlägertrupps aufgelöst. Vor und nach der Demonstration gibt es Massenverhaftungen unter den Studenten und ihren Mentoren (schon vor der Kundgebung waren Jacek Kuroń, Adam Michnik und Karol Modzelewski inhaftiert worden). An den Folgetagen kommt es zu machtvollen Protesten (verknüpft mit Streiks) an allen bedeutenden Hochschulstandorten des Landes, bei denen insgesamt 2.700 Personen festgenommen werden.

Die Parlamentariergruppe Znak richtet wegen der Märzereignisse eine Anfrage an den Parlamentspräsidenten. Darin erklären die Abgeordneten ihre Solidarität mit den Studierenden und verlangen Aufklärung über die Gründe der Gewaltanwendung durch die Miliz.

In der Morgenpresse erscheint die Mitteilung, dass die folgenden Mitarbeiter der Universität Warschau entlassen sind: die Professoren Bronisław Baczka, Leszek Kołakowski, Stefan Morawski sowie die Dozenten Zygmunt Bauman und Maria Hirszowicz. Im Rahmen politischer Säuberungsaktionen im ganzen Land, die zumeist nach antisemitischen Grundsätzen erfolgen, verlieren viele tausend ihren Arbeitsplatz, ihren Studienplatz oder die Mitgliedschaft in gesellschaftlichen oder politischen Gremien und Organisationen. Die Kündigungen und Entlassungen sind begleitet von einer antisemitischen und antiintellektuellen Propagandakampagne. 1968/69 verlassen mehr als 15.000 Menschen jüdischer Herkunft das Land.

Auf einer Kundgebung an der Universität Warschau wird die „Deklaration der Studentenbewegung“ (Deklaracja ruchu studenckiego) verabschiedet, das wichtigste programmatische Dokument des März 1968, in dem die Forderungen der Studentenschaft zusammengefasst sind. Verlangt wird eine tiefgehende Reform des Staates mit dem Ziel einer Beschneidung der Parteiherrschaft sowie die Achtung und Erweiterung bürgerlicher Freiheiten.


Studentenunruhen im März 1968: Straßenszene am 8. März 1968 in Warschau während des Streiks der Studenten der Warschauer Universität

Bogdan Borusewicz, 19-jähriger Schüler des Kunstgymnasiums in Gdynia, wird wegen des Anbringens von selbst gefertigten Flugblättern gegen die Repressionen nach den Märzereignissen verhaftet. Ein Jahr später wird er zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Während des Transports gelingt ihm die Flucht aus dem Woiwodschaftspräsidium der Bürgermiliz. Er versteckt sich fünf Tage im Wald, wird später jedoch gefasst. Aus der Haft entlassen wird er im Juli 1969 im Rahmen einer Amnestie.

Gegen den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei kommt es in vielen Regionen des Landes zu Protesten. Im Straßenbild sieht man regierungsfeindliche Losungen, Flugblätter werden verteilt. Jerzy Andrzejewski verfasst eine Solidaritätsadresse an den Vorsitzenden des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes, der Komponist Zygmunt Mycielski wendet sich mit Worten der Unterstützung an die tschechischen und slowakischen Musiker.

Während des Erntedankfestes im Warschauer „Stadion des 10. Jahrestages“ verbrennt sich Ryszard Siwiec selbst. Er protestiert damit gegen den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei (unter Beteiligung polnischer Verbände). Siwiec stirbt wenige Tage später an den Folgen seiner Verbrennungen.

In Warschau beginnt der erste Prozess gegen Mitglieder des sogenannten Kommandotrupps. Józef Dajczgewand wird zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, Sławomir Kretkowski zu anderthalb Jahren. Im Dezember erhalten Jan Lityński zweieinhalb, Seweryn Blumsztajn zwei Jahre Gefängnis. In weiteren Prozessen gegen den Kommandotrupp werden im Februar und April 1969 noch weitere sieben Personen verurteilt.