Im Pariser Literarischen Institut erscheint das Buch „Evolution oder Revolution“ (Ewolucja czy rewolucja) von Jakub Karpiński (Pseudonym: „Marek Tarniewski“). Der Autor beschreibt das kommunistische System in Polen und zeigt Möglichkeiten seines (evolutionären) Wandels auf. Druck auf die Staatsmacht vonseiten einer bewusst und politisch reif agierenden Gesellschaft könne zum Entstehen unabhängiger, am öffentlichen Leben teilnehmender gesellschaftlicher Institutionen führen, heißt es in dem Buch.

In Warschau findet die Erste Woche der Christlichen Kultur statt. In Kirchen und Räumlichkeiten der Kirchengemeinden stehen Theaterstücke, Konzerte, Filmvorführungen und Ausstellungen christlicher Kunst auf dem Programm. Die fortan Jahr für Jahr auch in vielen anderen Städten veranstaltete Kulturwoche wird zu einem der wichtigsten Höhepunkte des unabhängigen Kulturlebens in Polen.

Von Zdzisław Najder (Pseudonym: „Marian Kowalski“) erscheint in der Pariser Exilzeitschrift „Kultura“ (Nr. 5) der Beitrag „Von der Notwendigkeit eines Programms“ (O potrzebie programu): Die Emigration solle ein Programm für die Unabhängigkeit erarbeiten, um ein gemeinsames Handeln aller sozialen Schichten in Polen zu ermöglichen.

Prozess in Lublin gegen Stanisław Kruszyński, einen Studenten der Katholischen Universität Lublin. Er wird wegen systemkritischer Äußerungen in privaten Briefen an seine Frau und an seinen Bruder zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Dem Prozess vorangegangen war eine Flugblattaktion, in der sich die Studierenden mit Kruszyński solidarisierten. Während der Gerichtsverhandlung selbst sind mehrere Dutzend Studierende anwesend. Im Frühjahr 1976 solidarisieren sich Studierende aus Lublin, Warschau und Krakau im Rahmen einer Unterschriftensammlung mit Kruszyński und auch mit Jacek Smykała, der von der Pommerschen Medizinischen Hochschule in Stettin wegen kritischer Äußerungen in Politikseminaren zwangsexmatrikuliert worden ist.

Professor Edward Lipiński reicht in der Kanzlei des polnischen Sejms ein Protestschreiben gegen beabsichtigte Verfassungsänderungen ein. Das von Jakub Karpiński, Jacek Kuroń und Jan Olszewski formulierte Schreiben wird nach der ursprünglichen Anzahl seiner Unterzeichner als Brief der 59 bekannt. Die darin enthaltenen Forderungen lauten: Sejm-Wahlen nach dem sogenannten „Fünf-Attribute-Wahlrecht“ (allgemein, geheim, gleich, direkt und proportional); von der Verfassung garantiert werden sollen die Gewissens- und Religionsfreiheit, die Freiheit der Arbeit, unabhängige Gewerkschaften, das Streikrecht, die Freiheit der Wissenschaft, Meinungs- und Informationsfreiheit.

 

Der Brief der 59 wird zu einem Manifest der Ziele der demokratischen Opposition. Ein Protestbrief mit insgesamt 218 Unterschriften gegen die geplanten Verfassungsänderungen, mit denen das Machtmonopol der Partei und die Abhängigkeit Polens von der Sowjetunion untermauert werden sollen, kommt im Dezember auch aus Warschau und Łódź.

Bronisław Geremek, Edward Lipiński, Jan Strzelecki und weitere Personen richten sich in einem Schreiben an die Delegierten des VII. Parteitages der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und an Parteichef Edward Gierek. In diesem Brief der 7 genannten Schreiben fordern sie die Durchführung von systempolitischen Reformen im Land.