Pfarrer Stefan Niedziałek von der Karl-Borromäus-Gemeinde in Warschau-Powązki, Initiator des Sanktuariums für die im Osten Gefallenen, wird ermordet. Der Geistliche war zuvor bereits von „unbekannten Tätern“ drangsaliert worden. Seine Mörder werden nicht gefunden.

Während eines zweiten Treffens in Magdalenka, an dem Lech Wałęsa und Innenminister General Kiszczak teilnehmen, werden alle Regelungen in Bezug auf die angestrebten Verhandlungen am Runden Tisch getroffen.

Pfarrer Stanisław Suchowolec wird ermordet aufgefunden. Er hatte intensive Kontakte mit der Białystoker Opposition gepflegt. Die Verantwortung für den Priestermord wird von breiten Kreisen der Staatssicherheit zugeschrieben.

In Warschau finden die Gespräche am Runden Tisch statt. An den eigentlichen Plenarsitzungen nehmen 56 Personen teil: 20 Vertreter der Opposition, sechs Vertreter der offiziellen Gewerkschaften, 14 Vertreter der Regierungskoalition, 14 unabhängige Vertreter (davon fünf vom Bürgerkomitee und zwei von der Kirche). Die Verhandlungen, an denen insgesamt 452 Personen beteiligt sind, finden in den Arbeitsgruppen Wirtschafts- und Sozialpolitik, Politische Reformen und Gewerkschaftlicher Pluralismus statt, von denen einige wiederum Unterarbeitsgruppen haben. Die wichtigsten Fragen werden jedoch im Rahmen vertraulicher Gespräche entschieden. Die entscheidenden Unterhändler aufseiten der Solidarność sind Zbigniew Bujak, Władysław Frasyniuk, Bronisław Geremek, Lech Kaczyński, Jacek Kuroń, Tadeusz Mazowiecki, Adam Michnik und Lech Wałęsa. Zu den wichtigsten Verhandlungsthemen gehören die Wiederzulassung der Solidarność sowie der Zugang der Opposition zum Parlament. Die Einigung in dieser Frage lautet: für 35 % der Sitze im Unterhaus (Sejm) dürfen alle kandidieren, unabhängig vom jeweiligen politischen Lager. Die übrigen Sitze bleiben für die Regierungskoalition reserviert. Keine Beschränkungen hingegen gibt es für die Mandate, die für das neu zu schaffende Oberhaus (Senat) zu vergeben sind.

Studentendemonstrationen in Białystok, Krakau, Posen und Warschau anlässlich des achten Jahrestages der Gründung des Unabhängigen Studentenverbandes. Gefordert wird dessen Wiederzulassung.

In Danzig veranstaltet die Kämpfende Solidarność eine Kundgebung gegen die am Runden Tisch beschlossenen, halbfreien Parlamentswahlen. Ähnliche Kundgebungen und Demonstrationen finden in anderen Städten statt.

Die Solidarność wird vom Woiwodschaftsgericht Warschau offiziell registriert.

Das Bürgerkomitee „Solidarność“ bestätigt seine Kandidatenliste für den Sejm und den Senat. Ab dem 28. April strahlt der Rundfunk, ab 9. Mai auch das Fernsehen Wahlkampfsendungen des Bürgerkomitees aus. Originell ist die Idee, die einzelnen Kandidaten – vor dem Hintergrund des Solidarność-Logos – auf einer Fotografie gemeinsam mit Lech Wałęsa abzubilden. Bei der Wahl im Juni kann nur ein einziger Kandidat des Bürgerkomitees kein Mandat erringen (Piotr Baumgart, der nicht mit einem solchen Foto in den Wahlkampf gezogen war).

Die unabhängigen Mai-Demonstrationen werden von Zusammenstößen mit der Miliz überschattet. In Danzig wird eine Demonstration gegen die ausgehandelten halbfreien Wahlen von der Miliz brutal auseinandergetrieben. Es gibt viele Verletzte.

Erste Ausgabe der „Gazeta Wyborcza“ (Wahlzeitung) in einer Auflage von 150.000 Exemplaren: Sie trägt als legal erscheinende Tageszeitung der Opposition das Solidarność-Logo. Chefredakteur ist Adam Michnik.

In Krakau demonstriert die radikale Jugend. Vertreten sind der Unabhängige Studentenverband, die Konföderation Unabhängiges Polen, der Bund der Kämpfenden Jugend (Federacja Młodzieży Walczącej) sowie Studenten aus der Bewegung „Freiheit und Frieden“. Die Demonstrationen stehen unter dem Motto „Sowjets nach Hause!“ (Sowieci do domu!) und enden mit Zusammenstößen mit der Miliz.

Sitzstreik in der Universität Warschau als Zeichen des Protests gegen die abgelehnte Registrierung des Unabhängigen Studentenverbandes durch das Woiwodschaftsgericht Warschau. An den Folgetagen greifen Streiks und Protestkundgebungen auch auf andere polnische Hochschulen über. Die Studierenden werden in ihrem Protest von der Kämpfenden Solidarność, von Lech Wałęsa und vom Landesexekutivausschuss der Solidarność unterstützt. Die Registrierung des Studentenverbandes erfolgte erst am 22. September 1989.

Im ersten Wahlgang der halbfreien Parlamentswahlen erringen die Kandidaten des Bürgerkomitees bei einer Wahlbeteiligung von 62 % 160 von den 161 der Opposition zustehenden Sitze im Sejm (Unterhaus) und 92 von 100 Sitzen im Senat (Oberhaus). Im zweiten Wahlgang fallen noch einmal ein Sejm-Sitz und sieben Mandate im Senat an die Solidarność. Der großen Mehrheit der von der Regierungskoalition aufgestellten Kandidaten gelingt erst im zweiten Wahlgang (bei sehr geringer Wahlbeteiligung) der Einzug ins Parlament.


Die ersten (halb-)freien Wahlen in Polen: Wahlwerbung in Warschau.

Im Sejm konstituiert sich die „Bürgerfraktion“ mit Bronisław Geremek als Fraktionsvorsitzendem.

Unabhängige Bauernaktivisten reaktivieren auf einer Zusammenkunft in Warschau die Polnische Bauernpartei (Polskie Stronnictwo Ludowe; PSL). Parteivorsitzender wird Józef Teliga.

In Warschau treiben Spezialeinheiten der Miliz (ZOMO) eine Kundgebung der Konföderation Unabhängiges Polen auseinander. Dies ist nur eine von vielen Demonstrationen im Land, die sich gegen General Wojciech Jaruzelski als Präsidentschaftskandidaten wenden.

Adam Michnik veröffentlicht in der „Gazeta Wyborcza“ den Beitrag „Euer Präsident, unser Premierminister“ (Wasz prezydent, nasz premier), in dem er ein „demokratisches Bündnis der Opposition mit dem Reformflügel der bislang Herrschenden“ vorschlägt.

In Krynica Morska auf der Frischen Nehrung wird ein weiterer Seelsorger der Opposition (Pfarrer Sylwester Zych) ermordet.

General Wojciech Jaruzelski wird von der Nationalversammlung zum Staatspräsidenten der Volksrepublik Polen gewählt.

Im Sejm entsteht eine neue Koalition: Die Bürgerfraktion koaliert mit der Vereinigten Bauernpartei (Zjednoczone Stronnictwo Ludowe; ZSL) und der Demokratischen Partei (Stronnictwo Demokratyczne; SD), die sich von der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei losgesagt haben.

Der Sejm wählt Tadeusz Mazowiecki zum Vorsitzenden des Ministerrates. Er wird damit zum ersten nichtkommunistischen Regierungschef im Ostblock. Am 12. September bestätigt das Parlament auch die von Tadeusz Mazowiecki gebildete Regierung.