Frida Wigdorowa wurde 1915 in Orscha im Gouvernement Witebsk im heutigen Belarus als Kind einer Lehrerfamilie geboren. Nach dem Abschluss ihres Studiums an der Fakultät für Literatur des Pädagogischen Instituts in Moskau 1937 unterrichtete sie russische Sprache und Literatur an Schulen in Magnitogorsk und später in Moskau. Ab 1938 interessierte sie sich für Journalistik und begann zu schreiben. Sie war zwischenzeitlich einige Jahre Abgeordnete des Moskauer Stadtsowjets. Ihr erstes Buch „Zwölf Tapfere“ (Dvenadcat‘ otvažnych), das sie gemeinsam mit Tatjana Petschenikowa verfasst hatte, erschien 1948.
Wigdorowa veröffentlichte Artikel zu schulischen Fragen, zur Kindererziehung und zu den Lebensbedingungen benachteiligter Menschen in der „Pravda“, „Komsomolskaja Pravda“ und „Literaturnaja Gazeta“. Einen Teil dieser Texte fasst das Buch „Liebe Redaktion“ (Dorogaja redakcija) zusammen, welches 1963 erschienen ist.
In den 50er und 60er Jahren nahm Wigdorowa an wichtigen offiziellen literarischen und gesellschaftlichen Ereignissen teil. Ihre Texte „Kaja und Anja“ (Kaja i Anja) und „Leere Augen und verzauberte Augen“ (Glaza pustye i glaza volšebnye) erschienenen in den bekannten Almanachen „Literaturnaja Moskva“ und „Tarruskie stranicy“.
Am 23. Oktober 1956 war Wigdorowa auf der Sitzung der Sektion „Prosa“ des Moskauer Schriftstellerverbands anwesend, auf der Wladimir Dudinzews Roman „Der Mensch lebt nicht von Brot allein“ (Ne chlebom edinym) diskutiert wurde. Sie fertigte dabei eine Mitschrift der berühmt gewordenen Rede des Schriftstellers Konstantin Paustowski an, die später auch im Samisdat zirkulierte.
Wigdorowa richtete zahlreiche Eingaben an Behörden und bat auch andere darum, sich bei offiziellen Stellen einzusetzen. Unter den vielen Menschen, um die sie sich kümmerte, war auch Nadeschda Mandelstam, der sie half, in Moskau eine Meldebescheinigung zu erhalten. Außerdem setzte sie sich für Boris Pasternaks Stieftochter Irina Jameljanowa ein, die gemeinsam mit ihrer Mutter Olga Iwinska 1961 verurteilt und dank Wigdorowas Bemühungen vorzeitig entlassen worden war.
Am Fall des Dichters Joseph Brodsky nahm Wigdarowa bereits im Herbst 1963 noch vor dessen Verhaftung Anteil. „Sie hat diejenigen, um die sie kämpfte, immer geliebt. Brodsky machte sie ohne sein Zutun und sein Wissen zu ihrem Sohn und nahm ihn für immer in ihr Herz auf“, schrieb Lidia Tschukowskaja, die auch daran erinnerte, dass Wigdorowa Brodsky nach dessen Verurteilung und Verbannung ihre einzige Schreibmaschine gegeben habe.
Als Fürsprecherin Joseph Brodskys wandte sich Wigdorowa an Roman Rudenka, den Generalstaatsanwalt der UdSSR, an den Sekretär des sowjetischen Schriftstellerverbandes und viele andere offizielle Stellen. Ihr wichtigster Beitrag zur Verteidigung von Brodsky war ihre Anwesenheit während seines Prozesses in Leningrad und die Mitschrift der Verhandlung. Ihre Aufzeichnungen lösten ein ungewöhnlich starkes Echo aus. Erstmals gelangte damit die Dokumentation eines politischen Prozesses in der Sowjetunion an die Öffentlichkeit. Wigdorowas Stenogramm initiierte die Thematisierung von Menschenrechten im Samisdat. Ihre Initiative gilt heute als der erste öffentlich bekannt gewordener Einsatz für die Menschenrechte in der UdSSR.
Zwei Jahre später versah Alexander Ginsburg den Umschlag des „Weißbuchs“ über den Prozess gegen Andrei Sinjawski und Juli Daniel mit einer Widmung an Frida Wigdorowa.
Wigdorowas Prozess-Stenogramm wurde im Westen veröffentlicht und erregte vor allem unter linken Intellektuellen, die auf der Seite der Sowjetunion standen, Aufsehen. Auch dies trug maßgeblich zur vorzeitigen Entlassung Brodskys bei.
Nach Aussagen der Schriftstellerin Lidia Tschukowskaja warf der KGB-Vorsitzende Wladimir Semitschastny Wigdorowa vor, die Prozessmitschrift im In- und Ausland verbreitet zu haben und beschuldigte sie im Sommer 1965, die Jugend zu demoralisieren. Der Vorsitz des Schriftstellerverbandes leitete daraufhin ihren Ausschluss ein. Einer anderen Version zufolge hätte Wigdorowas Entfernung aus dem Schriftstellerverband bereits ein Jahr zuvor stattfinden sollen, sei aber nach dem Sturz von Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow in Vergessenheit geraten.
Einen Monat, bevor Joseph Brodsky aus seiner Verbannung entlassen wurde, starb Frida Wigdorowa am 7. August 1965 in Moskau an Krebs. Auf der Beerdigung am 10. September hielt Lidia Tschukowskaja die Totenrede. Alexander Galitsch widmete der Verstorbenen das Gedicht „Freunde sterben“ (Uchodjat druz’ja).
Nach dem Tod Wigdorowas verschwand ihr Name fast vollständig aus der literarischen Öffentlichkeit. Sie wurde in keinem Lexikon der sowjetischen Literatur mehr erwähnt. 1967 verglich Lidia Tschukowskaja die verstorbene Wigdorowa mit Wladimir Korolenko, einem Schriftsteller, der sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einer großen moralischen Autorität erfreut hatte. Sie schrieb über Frida Wigdorowa: „Sie verfolgte das gleiche und wichtigste aller möglichen Anliegen: die Mission der russischen Intelligenz. Sie versuchte diejenigen, die unter die Räder gekommen waren, herauszuziehen.“