Geschichte der belarussischen Opposition

Der Kampf der belarussischen Dissidenten um demokratische Freiheiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unterschied sich wesentlich von den oppositionellen Aktivitäten in Polen, Russland, in Litauen, Lettland oder der Ukraine. Dies hat tiefe historische Ursachen. Die Tradition eines Bewusstseins für eine belarussische Eigenständigkeit reicht in die Zeit des Großfürstentums Litauen zurück. Hier stellten die Belarussen neben den Litauern eine der staatstragenden Volksgruppen dar, und Staatssprache war das Ruthenische. Aus jener Zeit stammt auch das historische Wappenmotiv des unabhängigen Belarus – die Pahonja. Unter dem Einfluss von Polonisierung (17.–18. Jahrhundert) und Russifizierung (19.–20. Jahrhundert) geriet der einstige belarussisch-litauische Staat im gesellschaftlichen Bewusstsein fast vollständig in Vergessenheit. Ansatzweise überdauerte die Erinnerung in volkstümlichen Überlieferungen und nationalbewussten Intellektuellenkreisen. Von ihnen gingen seit dem frühen 20. Jahrhundert, als sich die belarussische Nationalbewegung herauszubilden begann, immer wieder Versuche aus, die belarussische nationale Identität wiederzubeleben. (...)

Erinnerungskultur in Belarus

Unter dem Eindruck der Politik von Glasnost und Perestroika entstand auch in Belarus eine Bürgerrechtsbewegung, die sich der Aufarbeitung der stalinistischen Repressionen verschrieb. Die Vereinigung Martyraloh Belarusi erforschte ähnlich wie die Gruppe Memorial in Russland die verschwiegenen Verbrechen der Stalin-Ära, lokalisierte Massengräber und setzte sich für eine Rehabilitierung der Opfer ein. Noch 1990 wurden erste Gesetze zur Wiedergutmachung und Entschädigung erlassen; allein 1988 und 1989 wurden 53.000 aus politischen Gründen Verfolgte begnadigt. Bereits im Schuljahr 1993/94 wurde die Sowjetunion in Schulbüchern als totalitäres Regime bezeichnet. Nach hoffnungsvollen Ansätzen bei der historischen Aufarbeitung in den frühen 90er Jahren trat die kritische Aufarbeitung der Vergangenheit unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Krise und der damit verbundenen Probleme zurück. (...)

Landeschronik Sowjetunion

25.02.1956

Auf einer geschlossenen Sitzung des XX. Parteitages der KPdSU hält Nikita Chruschtschow ein Referat über den „Personenkult“ – eine kritische Abrechnung mit der Ära des Stalinismus.

 

05.03.1956

Prostalinistische Massendemonstrationen in Georgiens Hauptstadt Tiflis sowie in Gori, Suchumi, Matumi und Kutaissi, die unter Einsatz des Militärs niedergeschlagen werden (siehe Unruhen in Tiflis).

 

28.04.1956

Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, mit dem die zur Zeit des Stalinismus erfolgte Zwangsumsiedlung (Verbannung) der Krimtataren, der Turk-Mescheten und anderer deportierter Völkerschaften aufgehoben wird.