In der slowakischen Literaturzeitschrift „Kultúrny život“ kritisieren der Schriftsteller Dominik Tatarka und der Dichter Ivan Kupec den Roman „Das hölzerne Dorf“ (Drevená dedina) von František Hečko, welcher den Machthabern als literarisches Meisterwerk für den Sozialistischen Realismus gilt. Im ihrem Text hinterfragen die Autoren auch das offizielle ästhetische Konzept, das hinter dem Sozialistischen Realismus steht.

Rede von Parteichef Nikita Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU, in der er mit dem Personenkult unter Stalin abrechnet und eine teilweise Entstalinisierung einleitet. Die in Moskau weilende SED-Führung (Walter Ulbricht, Karl Schirdewan, Otto Grotewohl und Alfred Neumann) wird noch in derselben Nacht über den Inhalt der Rede informiert. Zurück in der DDR, versucht Ulbricht die Entstalinisierung einzudämmen. Insbesondere vermeidet er es, personelle Konsequenzen zu ziehen.

Auf einer geschlossenen Sitzung des XX. Parteitages der KPdSU hält Nikita Chruschtschow ein Referat über den „Personenkult“ – eine kritische Abrechnung mit der Ära des Stalinismus.

Ulbricht äußert sich im „Neuen Deutschland“ zum XX. Parteitag der KPdSU und bemerkt in diesem Zusammenhang wie nebenbei, Stalin sei fortan nicht mehr zu den Klassikern des Marxismus-Leninismus zu rechnen. Dass Ulbricht die Enthüllungen Chruschtschows in dieser Weise herunterspielt, stößt sogar unter SED-Mitgliedern auf Kritik.

Prostalinistische Massendemonstrationen in Georgiens Hauptstadt Tiflis sowie in Gori, Sochumi, Matumi und Kutaissi, die unter Einsatz des Militärs niedergeschlagen werden (siehe Unruhen in Tiflis).

Auf dem Plenum des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei kritisiert Gheorghe Gheorghiu-Dej den während des Stalinismus gepflegten Personenkult. Schuld an diesen Fehlern seien ausschließlich Ana Pauker, Teohari Georgescu und Vasile Luca. Vizepremier Miron Constantinescu und Politbüromitglied Iosif Chișibeschi weisen dahingegen die Schuld Gheorghe Gheorghiu-Dej zu.

In Prag findet der II. Kongress der Tschechoslowakischen Schriftsteller statt. Einige Redner, unter anderem Jaroslav Seifert, František Hrubín und Václav Kaplický, fordern Meinungsfreiheit und die Rehabilitierung von zu Unrecht Verurteilten. Während des Kongresses erscheinen in der Zeitschrift „Kultúrny život“ Fragmente der Novelle „Dämon der Zustimmung“ (Démon súhlasu) von Dominik Tatarka, welche als Abrechnung mit dem Stalinismus gilt.

Auf einer in Tirana stattfindenden Parteikonferenz werden Fehler der Parteiführung kritisiert. Daraufhin werden 27 Teilnehmer verhaftet und Repressalien ausgesetzt.

Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, mit dem die zur Zeit des Stalinismus erfolgte Zwangsumsiedlung (Verbannung) der Krimtataren, der Turk-Mescheten und anderer deportierter Völkerschaften aufgehoben wird.

Das Politbüro der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) untersagt weitere Diskussionen unter den Parteimitgliedern und in der Öffentlichkeit zum Inhalt der Geheimrede Nikita Chruschtschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU, in der er den Personenkult und den stalinistischen Terror kritisiert hatte. Die dadurch hervorgerufenen Diskussionen drohten sofort den Rahmen des politischen Systems zu sprengen, da auch Forderungen nach freien Wahlen sowie nach einem Mehrparteiensystem in der Tschechoslowakei laut wurden.

In Bratislava kritisieren Studenten am 12. Mai und in Prag am 20. Mai auf ihrem jährlichen Studentenfest die politische Atmosphäre im Land, fordern die Demokratisierung des öffentlichen Lebens und Veränderungen im Bildungssystem.

Die Vollversammlung des Slowakischen Schriftstellerverbandes fordert wie zuvor auch der II. Kongress des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes die Demokratisierung des öffentlichen Lebens.

Nach dem XX. Parteitag der KPdSU werden auf den Seiten der Wochenzeitschrift „Kultúrny život“ Beiträge abgedruckt die dazu aufrufen, den Demokratisierungsprozess der Gesellschaft weiter voranzutreiben. Zu den maßgeblichen Kritikern der offiziellen Parteilinie gehören Chefredakteur Juraj Špitzer, das ehemalige Präsidiumsmitglied der Kommunistischen Partei, Ondrej Pavlík, sowie der ehemalige Parteisekretär Eduard Friš. Das Politbüro beruft Špitzer daraufhin im April 1957 als Chefredakteur ab. Pavlík wird aus der Partei ausgeschlossen.

Auf dem Kongress des Schriftstellerverbandes werden Forderungen nach einer Entstalinisierung laut, was die Mehrheit der Versammelten jedoch nicht unterstützt. Der stalinistische Funktionär Mihai Beniuc wird erneut zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt.

Ein Arbeiterstreik in den Posener Stalin-Werken weitet sich zu machtvollen Protestkundgebungen gegen das kommunistische Regime aus. Die Menge demoliert den Sitz der Woiwodschaftsleitung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und attackiert das Gefängnis sowie die Zentrale des Staatssicherheitsdienstes. Der Posener Aufstand wird vom Militär niedergeschlagen. Er fordert 57 Todesopfer und rund 250 Verletzte.


Posener Aufstand im Juni 1956: Demonstrierende Arbeiter marschieren durch die Stadt. Auf dem Transparent: „Wir fordern Brot“. Die Aufnahme wurde von der Staatssicherheit am 28. Juni 1956 gemacht, um die Demonstranten später identifizieren zu können. 


Posener Aufstand im Juni 1956: Demonstranten besetzen das Zentralgefängnis in der Młyńska-Straße am 28. Juni 1956.

Erste Gerichtsverhandlungen gegen Teilnehmer des Posener Aufstands im Juni 1956. Die höchste vom Woiwodschaftsgericht ausgesprochene Haftstrafe beträgt sechs Jahre. Am 22. Oktober wird infolge der vom VIII. Plenum des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei beschlossenen Veränderungen in der Parteiführung das weitere gerichtliche Vorgehen gegen die Teilnehmer des Aufstands auf Eis gelegt.

Studentenproteste zur Unterstützung der Ungarischen Revolution (unter anderem im Kulturklub des Instituts für Wirtschaftswissenschaften in Sofia). Es kommt zu Massenverhaftungen von sogenannten Volksfeinden. Die Teilnehmer an den Protesten verbreiten das Gedicht „Zow za svoboda“ (Ruf nach Freiheit) des Dichters Jordan Ruskow aus Plowdiw.

Im ganzen Land wird auf Kundgebungen Unterstützung für die neue Parteiführung unter Władysław Gomułka demonstriert. Wortführer der Großkundgebung an der Technischen Universität Warschau ist Lechosław Goździk aus der Pkw-Fabrik FSO in Warschau-Żerań.

In Krakau wird das aus dem Verband der Polnischen Jugend (Związek Młodzieży Polskiej; ZMP) hervorgegangene Studentische Revolutionskomitee (Studencki Komitet Rewolucyjny) zur Triebfeder des Wandels. Es vereint in seinen Reihen Anhänger der Destalinisierung und des neuen Parteichefs Władysław Gomułka.

Imre Nagy, erneut zum Ministerpräsidenten ernannt, ruft zur Einstellung der Kämpfe auf und bietet im Gegenzug eine Amnestie an.

25 Personen gründen in Warschau den Gesamtpolnischen Klub der Fortschrittlichen Katholischen Intelligenz (Ogólnopolski Klub Postępowej Inteligencji Katolickiej) und verabschieden eine Erklärung, in der Parteichef Gomułka unterstützt wird. Sie fordern die Freilassung des polnischen Primas Kardinal Stefan Wyszyński sowie die Neuordnung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen Jerzy Kłoczkowski, Tadeusz Mazowiecki, Zygmunt Skórzyński, Stanisław Stomma, Jerzy Turowicz, Janusz Zabłocki, Jerzy Zawieyski und Pfarrer Jan Zieja. Aus dieser Initiative entwickeln sich in den Folgejahren die Klubs der Katholischen Intelligenz (unter anderem in Warschau und Krakau).

Arbeiter- und Studentenproteste in Bukarest, Klausenburg (Cluj), Iași und Temeswar (Timișoara). Die Demonstrationen werden sofort niedergeschlagen und die aktivsten Teilnehmer werden verhaftet. Durch das massive Eingreifen der Behörden können die Proteste lokal begrenzt werden und führen nicht zur Entstehung einer breiteren Oppositionsbewegung.

In einer Rundfunkansprache nennt Nagy den Volksaufstand eine „nationale Revolution“.


Ungarische Revolution 1956: Demonstranten demolieren die gestürzte Stalin-Statue auf der Rákóczi-Straße in Budapest.

Unter dem Eindruck des Posener Aufstands im Juni 1956 und der Ungarischen Revolution im Oktober/November 1956 kommt es zu kleineren Arbeitsniederlegungen und zu Sympathiekundgebungen für die Ungarn und Polen. Die Ausbreitung eines Streiks in Magdeburg auf das ganze Land wird mit Hilfe sozialpolitischer Zugeständnisse der Staatsführung gebannt – flankiert von einer Demonstration der Stärke durch bewaffnete sogenannte „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“. An einigen Universitäten (unter anderem in Berlin und Jena) werden – nach ungarischem Muster – Forderungen nach Abschaffung der Pflichtveranstaltungen in Marxismus und des Russischunterrichts laut. Vor der Humboldt-Universität in Ost-Berlin marschieren Kampfgruppen auf.

In Verbindung mit der Ungarischen Revolution von 1956 kommt es an der Technischen Hochschule Temeswar (Timișoara) zu Massenprotesten von Studierenden. Aus den Protesten entwickeln sich schnell antikommunistische Demonstrationen, die Sicherheitskräfte greifen ein, 30 Personen werden verhaftet. Am Folgetag fordern die Studenten die Freilassung der Inhaftierten. Die Sicherheitskräfte greifen erneut ein und verschleppen rund 900 Demonstranten in das Internierungslager Becicherecul Mic.

An die Stelle der Partei der Ungarischen Werktätigen tritt die Ungarischen Sozialistische Arbeiterpartei (USAP). Die Regierung verkündet den Austritt aus dem Warschauer Pakt und die Neutralität des Landes.


Ungarische Revolution 1956: Während der Belagerung der Parteizentrale erschossene Demonstranten werden mit ungarischen Fahnen bedeckt. Budapest, Platz der Republik (heute Johannes-Paul-II.-Platz)

Sowjetische Truppen marschieren in Budapest ein. Bildung der Revolutionären Arbeiter- und Bauernregierung unter Führung von János Kádár.


Sowjetische Panzer schlagen die Ungarische Revolution 1956 gewaltsam nieder. Straßenszene am Baross-Platz in Budapest

Beginn des ersten Prozesses gegen die Organisatoren der Studentenproteste in Temeswar. Gegen die aktivsten Protestierenden werden Gefängnisstrafen zwischen sechs Monaten und acht Jahren verhängt.

Imre Nagy und seine Mitarbeiter werden inhaftiert.

Auf einer unter anderem von der Redaktion der Wochenzeitung „Po prostu“ (dem wichtigsten Presseorgan der Reformbewegung nach dem Oktober 1956) einberufenen Beratung wird der Revolutionäre Jugendverband (Rewolucyjny Związek Młodzieży) gegründet, der sich zwar auf marxistische Losungen beruft, jedoch mit dem offiziellen Jugendverband ZMP und dessen stalinistischer Vergangenheit bricht. Einer der Aktivisten des neuen Verbandes ist Jacek Kuroń. Ähnliche Verbände entstehen auch in anderen Städten.

Verhaftung des Philosophen Wolfgang Harich.

Gründung des Bundes Junger Demokraten (Związek Młodych Demokratów), einer landesweiten Vereinigung, die sich für die weitere Demokratisierung der Gesellschaft einsetzt. Vorsitzender wird Karol Głogowski.

Nach einem kurzen politischen Tauwetter im Anschluss an das April-Plenum der Bulgarischen Kommunistischen Partei ändert das Parlament das Gesetz über die Volksmiliz, die nun erneut das Recht erhält, nicht nur „kriminelle Elemente“, sondern auch politische Gegner zu internieren und zu deportieren. Das Zwangsarbeitslager auf der Donau-Insel Belene wird wieder in Betrieb genommen. Allein bis Dezember 1957 werden dort – ohne Prozess und Urteil – mindestens 250 Menschen wegen angeblicher „konterrevolutionärer Tätigkeiten“ festgehalten, darunter viele aktive Politiker und Intellektuelle (beispielsweise Josif Petrow). 1958 sind 1.120 Personen im Lager Belene inhaftiert.

In Übereinstimmung mit einem vom Parlament (Sejm) verabschiedeten Gesetz entsteht der erste Arbeiterrat (Arbeiterselbstverwaltung) in der Pkw-Fabrik FSO in Warschau-Żerań. Erster Parteisekretär der Betriebsleitung dort ist Lechosław Goździk, einer der wichtigsten Vertreter der Reformbefürworter nach dem Oktober 1956. Im Jahr darauf gibt es bereits in über 5.000 Betrieben Arbeiterräte.

Der Ausnahmezustand wird ausgerufen.

Vertrauliches Schreiben des ZK der KPdSU an die Parteiorgane: „Über die Intensivierung des Kampfes gegen antisowjetische Elemente“ – ein Signal der bis 1959 andauernden Verstärkung der politischen Repressionen.

Nach einer Unterbrechung in den Jahren 1953–56 erscheint die erste Ausgabe der katholischen Wochenzeitung „Tygodnik Powszechny“, deren Chefredakteur erneut Jerzy Turowicz ist. 1956–89 stellt diese Zeitung als eines der wenigen offiziell erscheinenden Blätter eine Plattform unabhängigen Denkens dar.

Im Gefolge der Ungarischen Revolution von 1956 findet ein Plenum des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei statt. Um weiteren Protesten und Unruhen in Rumänien vorzubeugen, werden die Löhne erhöht. Außerdem soll ein größerer Teil des nationalen Einkommens für den Privatkonsum zur Verfügung stehen.