Im Samisdat erscheint der „Ukrajins‘kyj visnyk“ – ein Informationsbulletin der ukrainischen national-kulturellen Bewegung. Bis 1975 erscheinen insgesamt neun Ausgaben mit Informationen über Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine. Es werden auch im Samisdat kursierende publizistische Beiträge, Dokumente und literarische Werke abgedruckt. Zu den Redakteuren gehören unter anderen Wjatscheslaw Tschornowil und Stepan Chmara.

Die Beratungen auf dem Plenum des ZK des Bundes der Kommunisten Kroatiens führen zu neuen Mehrheitsverhältnissen zugunsten der Reformkräfte, die sogleich einige Ämter neu besetzen. Den Vorsitz im ZK übernimmt Savka Dabčević-Kućar, Sekretär des Exekutivkomitees wird Pero Pirker, und Präsidiumsmitglied des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens (BdKJ) wird Miko Tripalo.

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) fordert seine Mitglieder zur Erneuerung ihrer Parteidokumente auf. Auf diese Weise beginnen innerparteiliche Massen-„Säuberungen“. Als Ergebnis verlieren rund 500.000 Personen ihre Parteimitgliedschaft.

Es ergehen die Urteile im sogenannten „Alpinistenprozess“. Die Anklagepunkte lauten auf Sammlung und Weitergabe von Dokumenten über die Märzereignisse an die Pariser „Kultura“ sowie „Einschleusung von Exilliteratur nach Polen“ über die Tatra. Die Beschuldigten erhalten Gefängnisstrafen: Maciej Kozłowski viereinhalb Jahre, Jakub Karpiński vier Jahre, Krzysztof Szymborski dreieinhalb Jahre, Maria Tworkowska dreieinhalb Jahre, Małgorzata Szpakowska drei Jahre. Im Rahmen einer Amnestie werden die Urteile später reduziert.

Der Russizist Lasar Zwetkow wird verhaftet und wegen antisowjetischer Tätigkeit abgeurteilt. 1975 wird er erneut zu zweieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt.

In Leningrad unternimmt eine Gruppe von Otkazniki (hauptsächlich Juden, deren Ausreisewunsch nach Israel abgelehnt wurde) den fehlgeschlagenen Versuch, ein Passagierflugzeug in ihre Gewalt zu bringen.

Am Vorabend des von Ruch geplanten Brandanschlags auf das Lenin-Museum in Poronin läuft eine vom Staatssicherheitsdienst geleitete Verhaftungsaktion an. Fast 150 mit den Anschlagsplänen in Verbindung gebrachten Personen werden verhaftet. Im Jahre 1971 werden 32 Ruch-Mitglieder in mehreren Prozessen vor Gericht gestellt.

In Moskau gründen Waleri Tschalidse, Andrei Sacharow und Andrei Twerdochlebow das unabhängige Komitee für Menschenrechte in der UdSSR; später stoßen außerdem Igor Schafarewitsch und Grigori Podjapolski hinzu. Das Komitee erklärt, es sei zur Zusammenarbeit mit der Staatsmacht bereit. Es analysiert die sowjetische Gesetzgebung im Hinblick auf ihre Übereinstimmung mit internationalen Menschenrechtsvereinbarungen und veröffentlicht Expertengutachten.

Unter Teilnahme von Leonid Breschnew findet der X. Parteitag der USAP statt, auf dem unter anderem die Begrenzung der Wirtschaftsreformen erörtert wird. Erneute Wahl von Kádár zum Ersten Sekretär des ZK der USAP.

Im Leningrader Flugzeug-Prozess gegen die Akteure der missglückten Kaperung einer Passagiermaschine (siehe 15. Juni 1970) werden Eduard Kusnezow und Mark Dymschiz zum Tode verurteilt. Nach internationalen Protesten werden diese Todesurteile in 15 Jahre Lagerhaft umgewandelt. Um einen Prestigeverlust zu vermeiden, lockert die Staatsführung daraufhin die faktisch seit 20 Jahren geltenden Vorschriften, nach denen das Verlassen des Landes untersagt war. Es kommt zu einer Konsolidierung der jüdischen Bewegung der Otkazniki. Herausgegeben wird zum Beispiel das Informationsbulletin „Ischod“ (Exodus), später erscheint der „Vestnik Ischoda“.

Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) beschließt das Dokument „Lehren aus der krisenhaften Entwicklung in Partei und Gesellschaft nach dem XIII. Parteitag“ (Poučení z krízového vývoje ve straně a společnosti po 13. sjezdu KSČ).

 

Im Dezember werden der Tschechoslowakische Schriftstellerverband und der Verband der Film- und Fernsehschaffenden aufgelöst.

Nach Inkrafttreten von Preiserhöhungen für die meisten Lebensmittel treten die Arbeiter der Danziger Lenin-Werft und dann auch anderer Betriebe in Danzig und Gdynia in den Streik. Die Kundgebungen und Demonstrationen weiten sich in Straßenschlachten mit der Miliz und dem Militär aus. Am 15. Dezember setzen die Demonstranten den Danziger Sitz der Woiwodschaftsleitung der Partei in Brand, das Militär geht mit Waffengewalt gegen die Protestierenden vor. Am 17. Dezember wird auf Arbeiter vor der Werft in Gdynia geschossen. Streiks und Kundgebungen gibt es auch in anderen Städten, unter anderem in Stettin, Słupsk, Białystok, Wałbrzych und Nowa Huta. Bei den Ereignissen im Dezember 1970 sind 45 Todesopfer zu beklagen, etwa 3.200 Personen werden verhaftet. Am 20. Dezember tritt Edward Gierek die Nachfolge von Władysław Gomułka als Erster Sekretär der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei an. Am 22. Dezember endet der längste aller Streiks in Stettin, wo bereits seit dem 17. Dezember die Arbeit ruhte.


Die Arbeiterproteste im Juni 1976 gegen Preiserhöhungen bei Lebensmitteln nahmen in Radom gewaltsame Formen an. Hier wurde das Gebäude der Woiwodschaftsleitung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei am 25. Juni 1976 in Brand gesetzt.