Die Staatsführung beginnt mit der Freilassung politischer Gefangener (sogenannte Gorbatschow-Amnestie). Viele verbleiben jedoch in den Straflagern, da sie sich weigern, ein Gnadengesuch einzureichen und auf weitere „feindliche Aktivitäten“ zu verzichten.

In einem Kommentar bringt „Radio ABC“ die Besorgnis der US-Regierung angesichts der Verletzung von Menschenrechten in Bulgarien zum Ausdruck. Zur Untermauerung werden Ausschnitte aus dem an die Wiener KSZE-Konferenz übermittelten „Offenen Brief – Appell“ von Grigor Boschilow verlesen.

Die Charta 77 veröffentlicht das Dokument „Ein Wort an die Mitbürger“ (Slovo ke spoluobčanům), in dem sie zu stärkerem zivilgesellschaftlichen Engagement aufruft.

Der Brünner Bürgerrechtler Petr Pospíchal wird inhaftiert. Er wird wegen angeblichen „antistaatlichen Verhaltens“ angeklagt, da er Kontakte zwischen der Charta 77 und den polnischen Oppositionellen – vor allem zu Führungsfiguren der Solidarność – hergestellt hatte. In Polen und anderen Ländern bildet sich daraufhin eine breite Bewegung für seine Freilassung, welche dann am 18. Mai erfolgt.

In der Nr. 57 der slowenischen Zeitschrift „Nova revija“ erscheinen 16 Artikel von Schriftstellern, Wissenschaftlern und Publizisten. Verbindende Klammer aller Beiträge ist der Titel „Elemente des slowenischen Nationalprogramms“. Nach Meinung der Autoren liege es im Wesen des jugoslawischen Föderalismus, slowenische Interessen an den Rand zu drängen und aus den Slowenen eine nationale Minderheit zu machen. Slowenien solle daher danach streben, dem Muster westlicher Länder folgend zu einem unabhängigen und demokratischen Staat zu werden, ohne dabei danach zu schauen, wie die übrigen Völker der Föderation ihre Probleme lösen.

Demonstration von Arbeitern in Iași mit etwa tausend Teilnehmern. Die von den Protestierenden erhobenen Forderungen nach Verbesserungen der Arbeitsbedingungen werden erreicht.

Protestdemonstration von Studenten in Iași. Die Studierenden fordern bessere Wohnverhältnisse in den Studentenwohnheimen, vor allem eine Verbesserung der Beheizung und der Stromversorgung. Die aktivsten Teilnehmer der Proteste werden verhaftet und von der Hochschule verwiesen.

Die sogenannte „Plakat-Affäre“ beschäftigt das Land. Ein Plakatentwurf, dem zunächst der erste Platz im Rahmen eines zum Tag der Jugend veranstalteten Plakatwettbewerbs zuerkannt wird, stellt sich als provokante Umarbeitung eines Nazi-Plakates von 1936 heraus. Hinter der Provokation steht das nonkomformistische slowenische Kunstkollektiv „Neue Slowenische Kunst“ (NSK).

Breslau erlebt das erste große Happening der „Orangenen Alternative“ (Pomarańczowa Alternatywa), einer auf Waldemar „Major“ Fydrych zurückgehenden Künstlerinitiave, die die Absurditäten des „realexistierenden Sozialismus“ aufs Korn nimmt. Zu den monatlich stattfindenden Happenings erscheinen immer mehr Mitstreiter, auch das Heer der Milizangehörigen, die versuchen, die Bewegung in den Griff zu bekommen, wächst von Mal zu Mal. Symbol der Orangen Alternative ist ein Zwerg.

Slobodan Milošević, Vorsitzender des Präsidiums des ZK des Bundes der Kommunisten Serbiens, besucht das Kosovo und verteidigt dort in einer Rede leidenschaftlich die Rechte der von den Albanern verfolgten Serben. Als Verteidiger nationaler Interessen wird er in Serbien enthusiastisch gefeiert.

In Breslau findet ein von der Tschechoslowakisch-polnischen Solidarität inszeniertes Sit-in statt. Protestiert wird gegen die im Januar 1977 erfolgte Verhaftung des tschechischen Dissidenten Petr Pospíchal, eines Aktivisten der Charta 77.

Seminar unter dem Titel „Der Internationale Frieden und die Helsinkier Vereinbarungen“ in der Warschauer Bamherzigkeitskirche. Veranstalter ist die Organisation „Freiheit und Frieden“. Es nehmen Politiker, Aktivisten der Friedensbewegung sowie Menschen- und Bürgerrechtler aus dem In- und Ausland teil.

Michail Gorbatschow besucht Bukarest. Seine Bemühungen, Nicolae Ceaușescu von der Perestroika zu überzeugen, sind vergeblich.

Vor dem Besuch von Papst Johannes Paul II. in Polen versammeln sich in Warschau auf Einladung von Lech Wałęsa 63 Persönlichkeiten, die eine Erklärung zu den grundlegenden Zielen der polnischen Opposition verabschieden. Diese Ziele sind: staatliche Unabhängigkeit, demokratischer Systemwandel, Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz, Vereinigungsfreiheit, Meinungs- und Gewissensfreiheit, Möglichkeiten für eine staatsunabhängige Wirtschaftstätigkeit.

Die unabhängige Monatsschrift „Res Publica“ erscheint jetzt im offiziellen Vertrieb, unterliegt dadurch allerdings der Zensur.

Drei Tage hintereinander versammeln sich Jugendliche in der Nähe des Brandenburger Tores, um ein Rockkonzert auf der Westseite der Mauer verfolgen zu können. Der Einsatz der Volkspolizei radikalisiert die Jugendlichen, die Losungen wie „Mauer weg!“ skandieren.

Dritter Besuch von Papst Johannes Paul II. in Polen. Der Papst zelebriert in Danzig eine Messe für die arbeitenden Menschen (im Stadtteil Zaspa) und empfängt Lech Wałęsa.

Der Reformer und als innerparteilicher Konkurrent von János Kádár geltende Károly Grósz wird ungarischer Ministerpräsident.

Im litauischen Wilna (Vilnius) findet auf Initiative von Antanas Terleckas, dem Vorsitzenden der Litauischen Freiheitsliga, eine Demonstration mit 3.000 Teilnehmern statt. Verlangt wird die Offenlegung des Geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Pakts über die Aufteilung der Interessensphären in Osteuropa. Der Pakt, so die Forderungen der Demonstranten, solle ab dem Moment seiner Unterzeichnung für ungültig erklärt und seine Folgen beseitigt werden. Ähnliche Demonstrationen finden in Tallinn (Estland) und Riga (Lettland) statt.

Feierlichkeiten zum Jahrestag des August 1980 in Danzig, Warschau, Lublin und Bydgoszcz.

100 ungarische Oppositionelle und der Opposition nahestehende Intellektuelle richten sich in einem Brief an die Abgeordneten des ungarischen Parlaments. In diesem als „Brief der Hundert“ (Százak Levele) bekannten Schreiben formulieren die Autoren Bedingungen, unter denen die ungarische Gesellschaft angesichts der sich stetig vertiefenden Wirtschaftskrise zu Entbehrungen bereit wäre.

Im Zuge der Perestroika werden die ersten Gruppen von Memorial gegründet – eine Massenbewegung, die die Erinnerung an den Staatsterror und den gesellschaftlichen Widerstand in der UdSSR wachhalten will. Im Januar 1989 konstituiert sich Memorial als gesellschaftliche Organisation.

Am Olof-Palme-Friedensmarsch, der von Schweden kommend, quer durch die DDR in die Tschechoslowakei führt, nehmen auch unabhängige Gruppen teil. Die dem Anschein nach tolerante Haltung der DDR-Staatsmacht gegenüber der Teilnahme dieser Gruppen soll am Vorabend des Besuchs von SED-Generalsekretär Erich Honecker in der Bundesrepublik die Illusion wecken, die Friedensbewegung in der DDR habe die Möglichkeit, sich zu betätigen.

Die Demokratische Initiative gibt ihre Gründungsdeklaration heraus. Sie enthält mehrere Vorschläge zur Demokratisierung des gesellschaftlichen Lebens.

22 Mitglieder des 1981 gewählten Landesausschusses der Solidarność wenden sich in einem Brief an Lech Wałęsa und fordern die Einberufung des Landesausschusses in seiner ursprünglichen Zusammensetzung. Die Unterzeichner sprechen sich gegen die Etablierung von Strukturen aus, die im Statut der Gewerkschaft nicht vorgesehen sind, und stellen sich gegen die Politik Lech Wałęsas und seiner Berater.

Plenum des ZK des Bundes der Kommunisten Serbiens. Milošević verfügt fortan über dessen uneingeschränkte Kontrolle.

Gründung der Arbeitsgruppe „Bürgerrechte in der DDR“ in den Räumen der Ost-Berliner Umwelt-Bibliothek. Personen mit einem Ausreiseantrag nutzen zunehmend die Infrastruktur und die Kommunikationskanäle der kirchlichen Opposition, um sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.

Während seines Besuchs in Polen trifft sich US-Vizepräsident George Bush mit Lech Wałęsa.

Slowakische Intellektuelle – Oppositionelle als auch Nicht-Oppositionelle – geben die „Erklärung zur Deportation der Juden aus der Slowakei“ (Vyhlásenie k deportáciám Židov zo Slovenska) heraus, in der sie die Beteiligung des slowakischen Staates an der Vernichtung der Juden im Zweiten Weltkrieg kritisieren.

Mit der Bildung des Landesexekutivausschusses der Solidarność erhält die Gewerkschaft eine einheitliche Führung. Das neue Gremium tritt an die Stelle des konspirativen Provisorischen Koordinierungsausschusses und des öffentlich agierenden Provisorischen Rates. Vorsitzender wird Lech Wałęsa. Als Mitglieder gehören dem neuen Leitungsgremium Zbigniew Bujak, Jerzy Dłużniewski, Władysław Frasyniuk, Stefan Jurczak, Bogdan Lis, Andrzej Milczanowski, Janusz Pałubicki und Stanisław Węglarz an. In den Folgemonaten treten noch Vertreter der verschiedenen Regionen bei.

Treffen von Lakitelek. Hier kommen Vertreter der nationalkonservativ orientierten Opposition zusammen. Als liberaler Vertreter nimmt lediglich György Konrád an dem Treffen teil. Zu dem Treffen sind weder die Vertreter der demokratischen Opposition noch die der kommunistischen Reformkräfte eingeladen. Ergebnis des Treffens ist die Gründung des Ungarischen Demokratischen Forums, an dessen Spitze Zoltán Bíró steht.

In Warschau entsteht auf Initiative der seit 1982 erscheinenden Untergrundzeitschrift „Karta“ das unabhängige „Ost-Archiv“, dessen Anliegen es ist, das Schicksal der Polen im Osten und der Opfer sowjetischer Repressionen zu dokumentieren. Nach wenigen Monaten kooperieren bereits etwa 200 Personen mit dem Archiv. Es verfügt bereits über zwölf Außenstellen in den größten Städten Polens.

Die konservativ-liberale Bewegung für Realpolitik (Ruch Polityki Realnej) wird gegründet. Vorsitzender ist Janusz Korwin-Mikke.

Etwa 60 Personen reaktivieren in Warschau die Polnische Sozialistische Partei (PPS). Unter ihnen sind Władysław Kunicki-Goldfinger, Jan Józef Lipski, Andrzej Malanowski und Józef Pinior. In der politischen Erklärung heißt es: „Wir werden um die Respektierung der Menschen- und Bürgerrechte kämpfen. Dazu gehören das Recht auf ein Leben in einem unabhängigen, freien Land, die Vereinigungsfreiheit, der politische Pluralismus.“

Nächtliche Razzia der Staatssicherheit in den Räumen der Umwelt-Bibliothek in der Ost-Berliner Zionskirche. Die Anwesenden werden verhaftet und die Druckmaschine beschlagnahmt. Anschließend findet aus Protest eine Mahnwache vor der Zionskirche statt. Eine Welle der Solidarität ergreift das ganze Land. Nicht zuletzt die Berichterstattung in den westlichen Massenmedien zwingt die Machthaber zur Freilassung aller Verhafteten – ein erster sichtbarer Erfolg für die Opposition.

Władysław Frasyniuk wird Vorsitzender des öffentlich agierenden Regionalen Exekutivausschusses (Regionalna Komisja Wykonwcza) Niederschlesien der Solidarność mit Sitz in Breslau.