Glossar

Hajduken von Muscel

Bekannteste antikommunistische Partisaneneinheit Rumäniens mit etwa 40 Mitgliedern. Die Hajduken von Muscel (Haiducii Muscelului) standen unter dem Kommando von zwei Offizieren aus der Vorkriegszeit: Gheorghe Arsenescu und Toma Arnăuțoiu (später stieß auch dessen Bruder Petre zu der Einheit). Die ersten Aktionen der Gruppe fanden 1947 auf dem Territorium des Kreises Muscel statt. Arsenescu und Arnăuțoiu hatten wahrscheinlich ursprünglich einen gesamtrumänischen Aufstand zum Ziel, mussten sich dann aber auf lokal begrenzte Aktionen beschränken. Die Hajduken von Muscel stellten keine direkte Bedrohung für die kommunistische Staatsmacht dar, ihr Name wurde jedoch schon bald auch außerhalb des Heimatkreises im gesamten Land bekannt.

1949 spalteten sich die Hajduken in zwei Untereinheiten auf. Die eine wurde noch im selben Jahr zerschlagen, die andere setzte den Kampf bis 1958 fort, als die Brüder Arnăuțoiu in eine Falle gerieten (man hatte ihnen Schlaftabletten in alkoholische Getränke gemengt) und zum Tode verurteilt wurden. Die Urteile wurden 1959 vollstreckt. Gheorghe Arsenescu wurde 1960 festgenommen und 1962 ermordet.

Hanun Hajreniki

Ende 1956 gründete sich in Jerewan die Untergrundgruppe „Hanun Hajreniki“ (Im Namen des Vaterlandes), die auch mit einer Zeitschrift gleichen Namens in Erscheinung trat. Ziel der Gruppe war der Anschluss der aserbaidschanischen Enklaven Bergkarabach, Nachitschwan sowie dem zur Türkei gehörenden Westarmenien an die Armenische SSR. Darüber hinaus forderte sie, das Armenische offiziell zur Amtssprache des Landes zu erheben. Im Sommer 1968 wurde der Anführer der Gruppe Howakim Wasiljan zusammen mit sieben weiteren Mitgliedern der Organisation verhaftet. Mitte der siebziger Jahre reaktivierten die aus dem Lager entlassenen Howakim Wasiljan und Aghasi Antonjan die Gruppe und nahmen auch die Herausgabe der Zeitschrift wieder auf. 1982 stellte die Organisation ihre Tätigkeit ein.

Heimatarmee

Die Heimatarmee (Armia Krajowa; AK) war während des Zweiten Weltkriegs die größte polnische konspirative Militärorganisation. Zugleich war sie auch eine der größten Partisanenorganisationen in Europa. Sie war Teil der polnischen Streitkräfte, die an nahezu allen europäischen Fronten des Zweiten Weltkriegs kämpften. Die Gründung der Heimatarmee geht auf den im Februar 1942 von Oberbefehlshaber General Władysław Sikorski gefassten Beschluss zurück, den 1939–42 bestehenden Verband für den Bewaffneten Kampf (Związek Walki Zbrojnej) umzugestalten. Militärisch unterstand die Heimatarmee dem Oberbefehlshaber, politisch jedoch der polnischen Exilregierung. Mit ihren Strukturen im ganzen Land stellte die Heimatarmee das wichtigste Element des polnischen Untergrundstaates dar. Unter ihrer Führung waren die meisten anderen militärischen Organisationen des polnischen Untergrunds vereint. Weitere Oberbefehlshaber waren: Stefan Grot-Rowecki, Władysław Bór-Komorowski und Leopold Okulicki.

Die Hauptaufgabe der Heimatarmee waren der Kampf gegen die deutschen und sowjetischen Aggressoren und die Wiedererlangung der Unabhängigkeit des polnischen Staates. Dieses Ziel sollte ursprünglich (1940–42) durch einen allgemeinen bewaffneten Aufstand erreicht werden, der zeitlich mit dem Einmarsch der westlichen Alliierten in Polen zusammenfallen sollte. Als klar wurde, dass es sowjetische Truppen waren, die als erste polnisches Territorium erreichen würden, ging man an die Vorbereitung der Aktion „Burza“ (Gewittersturm), deren Ziel es war – unter Beobachtung des deutsch-sowjetischen Frontverlaufs –, bestimmte Städte und Territorien in eigener Regie oder unter Umständen im Zusammenwirken mit der Roten Armee zu befreien. Die am meisten Aufsehen erregenden Resultate dieser Taktik waren zum einen die Operation „Ostra Brama“ zur Befreiung Wilnas im Juli 1944 und zum anderen der mit einer Niederlage endende Warschauer Aufstand (1. August–2. Oktober 1944).

Zum Aufgabenbereich der AK gehörten auch bewaffnete Diversionsakte sowie die Propaganda- und Verlagstätigkeit – koordiniert vom Büro für Information und Propaganda (Biuro Informacji i Propagandy; BIP). Unter dessen mehr als 250 konspirativ herausgegebenen Pressetiteln muss besonders das „Biuletyn Informacyjny“ hervorgehoben werden. Das Informationsbüro war auch in den Reihen der Deutschen aktiv und ging gegen kommunistische Einflüsse vor. Auch im Bereich der Spionage war die Heimatarmee erfolgreich: Sie deckte die auf deutscher Seite vorangetriebenen Vorbereitungen zum Angriff auf die UdSSR auf und brachte sich in den Besitz der Baupläne der deutschen V-Waffen, die den Alliierten übergeben wurden. Die von den Deutschen terrorisierte polnische Zivilbevölkerung wurde durch bewaffnete Aktionen unterstützt sowie vor Angriffen der Ukrainischen Aufstandsarmee UPA geschützt. Die Heimatarmee stand hinter Gefangenenbefreiungen (so bei der Aktion am Warschauer Arsenal sowie in Celestynów und im Gestapo-Gefängnis Pińsk) und hinter Attentaten auf führende SS- und Polizeivertreter (unter anderem auf Generalmajor Franz Kutschera am 1. Februar 1944 in Warschau).

Im Sommer 1944 hatte die Heimatarmee mit etwa 300.000 Soldaten ihre maximale Stärke erreicht. Im Januar 1945 wurde sie auf Befehl ihres letzten Oberbefehlshabers aufgelöst. In der Konspiration verblieb nur die nicht sehr große Widerstandsorganisation NIE (für Niepodległość/Unabhängigkeit). In den Jahren 1944/45 wurden Zehntausende von Heimatarmee-Soldaten und -Offizieren inhaftiert und in die UdSSR deportiert. In Polen dauerten die Repressionen, darunter zahlreiche Todesurteile, gegen Heimatarmee-Soldaten bis 1956 an.

Marek Kunicki-Goldfinger

Hilfsfonds für politische Häftlinge und ihre Familien

Karitative Organisation, die auch Solschenizyn-Stiftung oder Russische Sozialstiftung genannt wurde. Der Hilfsfonds für politische Häftlinge und ihre Familien (Fond pomošči politzaklučonnym i ich semjam) wurde zur Jahreswende 1973/74 in der Schweiz durch einen Vertrag zwischen Alexander Solschenizyn und Alexander Ginsburg gegründet. Letzterer übernahm im Frühjahr 1974 als erster die Verantwortung für die Mittelvergabe des Fonds. Der Hilfsfonds führte die 1966 begonnene spontane Geldsammelaktion zur Hilfe für politisch Verfolgte und ihre Familien fort. Auf diese Weise wurde die russische Tradition der Unterstützung politischer Häftlinge fortgesetzt, die aus vorrevolutionären Zeiten stammte und 1937 endete, als das legal unter der Leitung von Jekaterina Peschkowa agierende „Hilfskomitee für politische Häftlinge“ aufgelöst wurde.

Der Hilfsfonds finanzierte sich aus Honoraren, die Alexander Solschenizyn für die Herausgabe seines Buches „Archipel Gulag“ in verschiedenen Ländern erhalten hatte, sowie aus freiwilligen Spenden, die in der Sowjetunion gesammelt worden waren. Der Hilfsfonds arbeitete nach einer genau festgelegten Ordnung und veröffentlichte Rechenschaftsberichte. Die Leitung des Hilfsfonds trug auch die Verantwortung für die Mittelvergabe. Nach der Ausreise von Alexander Ginsburg ins Ausland wurde diese Funktion von seiner Frau Irina Scholkowskaja-Ginsburg übernommen und danach von Galina Salowa, Tatjana Chodorowitsch, Malwa Landa, Kronid Lubarski, Sergei Chodorowitsch, Andrei Kistakowski und Sergei Michailow. In Leningrad, Litauen, in der Westukraine und Odessa gab es regionale Mitarbeiter. Viele Menschen engagierten sich ehrenamtlich. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre war er eine der personell stärksten und bekanntesten Dissidentenorganisationen in der Sowjetunion.

Die Leiter des Hilfsfonds und ihre Helfer waren ständigen Schikanen ausgesetzt. Die Arbeit wurde 1983 in Folge von Druck und Provokationen seitens des KGB unterbrochen und erst Anfang der 90er Jahre in Russland wieder aufgenommen. Der Hilfsfonds wurde nun auch verlegerisch tätig. Außerdem unterstützte er ehemalige Opfer politischer Verfolgungen materiell.

„Historie Šapokas“

Umgangssprachliche Bezeichnung der 1936 in Kaunas herausgegebenen „Geschichte Litauens“ von Adolfas Šapoka (1906-1961). In der sowjetischen Zeit wurde diese populäre Einführung in die Geschichte Litauens illegal vervielfältigt und verbreitet.

Hitler-Stalin-Pakt

Nichtangriffspakt zwischen der Sowjetunion und Nazi-Deutschland vom 23. August 1939, der in Moskau von den Außenministern Wjatscheslaw Molotow und Joachim von Ribbentrop unterzeichnet wurde. Der Vertrag war auf zehn Jahre befristet und sah eine Verlängerung um weitere fünf Jahre vor. In einem geheimen Zusatzprotokoll nahmen die Vertragspartner eine Aufteilung Europas in Einflusssphären vor. Zur sowjetischen Einflusssphäre wurden Finnland, Lettland, Estland, der östliche Teil Polens und ein Teil Rumäniens (Bessarabien) und zur deutschen Einflusssphäre der westliche Teil Polens und Litauen gerechnet. In Übereinstimmung mit dem neuen Vertrag zwischen Deutschland und der UdSSR „Über Freundschaft und Grenzen“, der am 28. September 1939 unterzeichnet wurde, ging Litauen in die sowjetische Einflusssphäre über.

Der Vertrag erlaubte es Deutschland, Polen zu überfallen und damit den Zweiten Weltkrieg zu beginnen. Die Sowjetunion erlangte die Möglichkeit, die baltischen Staaten, Ostpolen und Bessarabien zu besetzen.

Weiterführende Informationen sind auf der Webseite der Bundesstiftung Aufarbeitung im Online-Dossier Hitler-Stalin-Pakt zusammengetragen. Dort auch Der Hitler-Stalin-Pakt: Dr. Christoph von Marschall im Gespräch mit Prof. Dr. Claudia Weber.

„Hoffen oder handeln?“

„Hoffen oder handeln?“ (Nadejat‘sja ili dejstvovat‘?) war der Titel eines Artikels von Sergei Soldatow und Artem Juskevitš, der eine Antwort auf das Essay „Gedanken über Fortschritt, friedliche Koexistenz und geistige Freiheit“ von Andrei Sacharow darstellte. „Hoffen oder handeln?“ erschien im Herbst 1968 mit der Autorenangabe „Vertreter der technischen Intelligenz Estlands“ im Samisdat. Die Autoren kritisierten den Unwillen Andrei Sacharows, mit der marxistisch-leninistischen Ideologie zu brechen sowie die aus ihrer Sicht unzureichende Radikalität seiner Ansichten und bezweifelten, dass die sowjetischen Staatsbehörden Reformen durchführen würden. Sie setzten auf gesellschaftliche Initiativen und die Verbreitung von neuen politischen und ökonomischen Konzepten in der Gesellschaft. Sie sprachen sich dafür aus, einen konkreten Handlungsplan für den Kampf gegen das Regime zu formulieren.

Holodomor

Infolge einer umfassenden Beschlagnahmung von Lebensmitteln im Zuge der Kollektivierung der Dörfer kam es 1932 und 1933 in mehreren Gebieten der UdSSR (Ukraine, Kuban, Kasachstan, einige Regionen des Wolgagebiets) zu einer schweren Hungersnot. In der Ukraine waren mehrere Millionen Opfer zu beklagen. Die Gründe und Folgen dieser humanitären Katastrophe wurden von den sowjetischen Behörden verschwiegen. 1993 wurde in Kiew ein Denkmal für die Opfer der als Holodomor (wörtlich: „Tötung durch Hunger“) bezeichneten Hungersnot enthüllt und 1998 per Dekret des Präsidenten der Ukraine ein Gedenktag an den Holodomor beschlossen, der jährlich am vierten Samstag im November begangen wird. Die Ukraine bemüht sich seit der Unabhängigkeit des Landes um die internationale Anerkennung des Holodomor als Genozid am ukrainischen Volk, die Verwendung des Begriffs in diesem Zusammenhang ist jedoch umstritten.

Weiterführende Informationen sind auf der Webseite der Bundesstiftung Aufarbeitung im Online-Dossier Holodomor zusammengetragen.

„Hírmondó“

Eine im Jahre 1983 unter anderen von Gábor Demszky gegründete ungarische Samisdat-Zeitschrift, die für Leser jenseits des Umfelds der Zeitschrift „Beszélő“ (Sprecher) gedacht war. Jede Nummer von „Hírmondó“ (Nachrichtensprecher) umfasste etwa 60 Seiten. Großen Raum nahm die Problematik der ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern ein, außerdem ging es auch um oppositionelle Bewegungen in den anderen Ostblock-Staaten. „Hírmondó“ stand in der Nachfolge der unabhängigen Zeitschrift „Tájékoztató“ (Informationen), von der allerdings nur drei Nummern erschienen (Januar bis März 1983).

Hungerstreik der Kiewer Studenten

Vom 1. bis 17. Oktober 1990 kam es zu einer der berühmtesten öffentlichen Aktionen in der Ukraine in der Zeit der Perestroika: Kiewer Studenten traten auf einigen Plätzen der Stadt in den Hungerstreik, begleitet von zahlreichen politischen Forderungen, vor allem nach Abhaltung pluralistischer Wahlen zum Obersten Sowjet der UdSSR. Nach der Erfüllung eines Teils ihrer Forderungen, unter anderem dem Rücktritt von Premierminister Witali Masol, brachen die Studenten den Hungerstreik ab.

„Hutarka“

Die literarische und gesellschaftspolitische Zeitschrift „Hutarka“ (Gespräch) des Autors Mikola Jermalowitsch (Pseudonym: Symon Belarus) mit dem Untertitel „Über alles, was schmerzt“ (Ab usim, što balič) erschien 1975 und 1976. Die etwa 50 Ausgaben im Umfang von ein bis fünf Seiten wurden mit der Schreibmaschine jeweils 20- bis 30-mal abgeschrieben. Die Zeitschrift zählte zu den erfolgreichsten Untergrundpublikationen des Landes und wurde bis Ende der 80er Jahre vervielfältigt und verbreitet.

Huys

Hervorgegangen aus einer Gruppe des Bundes der armenischen Jugend gründete Suren Melikjan 1964 in der Ortschaft Berd in der Nähe der Grenze zu Aserbaidschan die Untergrundgruppe „Huys“ (Hoffnung). Die Gruppe gab Flugblätter zu Bergkarabach und Nachitschewan heraus. 1967 ging sie im Bund für die Vereinigung Armeniens auf.