Georgien

Sakaria Laschkaraschwili

Sakaria Laschkaraschwili, geboren 1954

Zakaria Lashkarashvili / Zacharij Laškarašvili

ზაქარია ლაშქარაშვილის / Захарий Лашкарашвили

Unabhängigkeitsaktivist, Mitbegründer der Untergrundgruppe Nationale Befreiungsorganisation Georgiens, politischer Gefangener.

Sakaria Laschkaraschwili wurde 1954 im Dorf Doesi in einer Beamtenfamilie geboren. Seinen Oberschulabschluss machte er in Tiflis. Schon während seines Wehrdienstes unternahm er 1974, gemeinsam mit Soldaten aus seiner Heimatregion, den Versuch, eine konspirative Gruppe, die Nationale Partei Georgiens, ins Leben zu rufen. Ihr deklariertes Ziel war der Kampf um die Unabhängigkeit des Landes. Die Gruppe löste sich jedoch schnell wieder auf.

Nach seiner Rückkehr nach Tiflis arbeitete Laschkaraschwili ab 1979 als Taxifahrer. Er war Mitglied der KPdSU. Zusammen mit dem Tifliser Schlosser Tariel Gwiniaschwili und mit Guram Gogbaidse aus der Stadt Rustawi gründete er im Frühjahr 1981 (andere Quellen geben 1979 an) die im Untergrund tätige Nationale Befreiungsorganisation Georgiens, deren Statut er auch verfasste. Bei ihrer Aufnahme in die Organisation mussten die Mitglieder der Organisation einen schriftlichen Schwur ablegen, sie zahlten Mitgliedsbeiträge und hielten Versammlungen ab. Mit einem programmatischen Papier lieferte Laschkaraschwili im Herbst 1981 eine Analyse der für den Verlust der georgischen Unabhängigkeit verantwortlichen Umstände. Darüber hinaus waren Flugblätter geplant, mit denen die Organisation der allgegenwärtigen sowjetischen Propaganda entgegenzuwirken hoffte.

Im Frühjahr 1983 begann Laschkaraschwili mit der Herstellung von Pappschablonen, bei denen er ein Hakenkreuz durch die Aufschriften „UdSSR – Faschismus, Rassismus, Kolonialismus, Russifizierung“ sowie „UdSSR – Russisches Imperium“ in russischer Sprache ergänzte. Er entwarf Wappen und Flaggen für ein künftiges unabhängiges Georgien. Weitere von ihm gefertigte Schablonen enthielten Losungen wie „Weg mit der Marionettenregierung“ oder „Wir lassen uns nicht verbieten, in die Kirche zu gehen“, die nachts auf den Mauern und Häuserwänden der georgischen Hauptstadt aufgebracht wurden. Im Mai des Jahres protestierte Laschkaraschwili mit Flugblättern gegen die geplanten Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag des Vertrags von Georgijewsk, als dem Beginn der Abhängigkeit Georgiens vom Russischen Imperium. Am 26. Mai 1983 hielt er auf einer Versammlung der Nationalen Befreiungsorganisation Georgiens anlässlich des georgischen Unabhängigkeitstages ein Referat über die Geschichte Georgiens und die Notwendigkeit, den Unabhängigkeitskampf fortzusetzen. Außerdem stellte er die von ihm konzipierten Schablonen vor und zeigte, wie die Losungen mit ihrer Hilfe verbreitet werden konnten. Noch am selben Tag verteilte die Gruppe Flugblätter in Kutaissi.

Kurze Zeit später wurden die Verschwörer verhaftet. Das Oberste Gericht der Georgischen SSR verurteilte Laschkaraschwili am 20. Februar 1984 nach Artikel 71 Absatz 1 Strafgesetzbuch der Georgischen SSR (entspricht Artikel 70 Strafgesetzbuch der RSFSR) zu fünf Jahren Arbeitslager unter verschärften Haftbedingungen sowie zu zwei Jahren Verbannung. Gwiniaschwili und Gogbaidse wurden zu je vier Jahren Haft verurteilt. Zur Verbüßung der Haft wurde Laschkaraschwili in den Straflagerkomplex der mordwinischen Lager gebracht. Im Juli 1987 kam er infolge der von Gorbatschow angeordneten Amnestie für politische Gefangene vorzeitig frei.

Nach seiner Rückkehr nach Tiflis wurde Laschkaraschwili Mitglied der Ilia-Tschawtschawadse-Gesellschaft. 1988 emigrierte er nach Frankreich, wo er in der Pariser Redaktion von Radio Liberty arbeitete. 1992 kehrte er nach Georgien zurück, wo er bis 1995 Mitarbeiter in der Kanzlei des Georgischen Parlaments war. Nach Ende der Legislaturperiode verlor er diese Arbeit, ging nach Frankreich zurück und ließ sich dauerhaft in Paris nieder.

Guram Sosselia
Aus dem Polnischen von Gero Lietz
Letzte Aktualisierung: 08/18