Erinnerungskultur in Georgien
In Georgien stellt die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein Randthema dar. Zwar eröffnete 2006 das Okkupationsmuseum als Teil des Nationalmuseums. Die Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit kam jedoch nur schleppend in Gang. Die kommunistische Herrschaft wurde als Besatzungsregime wahrgenommen; eine Aufarbeitung der Kollaboration und georgischer Anteile an der kommunistischen Herrschaft in Georgien unterblieb jedoch weitgehend. In Gori, Stalins Geburtsort, wird bis heute das aus der Sowjetzeit stammende Stalin-Museum mit seinem Geburtshaus als zentralem Element der Ausstellung unverändert betrieben. Stalin erscheint darin als weiser und großer Führer. Die unter ihm verübten Massenverbrechen werden nicht thematisiert. Allerdings gibt es Pläne, das Museum umzugestalten. Auch im Bahnhof von Gori ist ein eigener Wartesaal einer Statue Stalins vorbehalten. Demgegenüber gibt es keine Denkmäler, die an die Opfer von Repressionen erinnern oder Geheimdienstzentralen, Lager- und Gefängnisstandorte markieren.
Aufarbeitung ist heute vor allem eine Sache von NGOs wie SovLab, die sich mit ihren Projekten für eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit engagieren.
Vgl.: Museen und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktaturen, hrsg. v. Anna Kaminsky, erarbeitet v. Anna Kaminsky, Ruth Gleinig und Lena Ens, Dresden 2018, S. 118.