László Tőkés wurde 1952 in Cluj (Kolozsvár / Klausenburg) geboren. Sein Vater, Dr. István Tőkés, war ebenfalls Pastor. 1975 absolvierte László Tőkés sein Studium an der Theologischen Hochschule Klausenburg. Anschließend war er 1975–84 Pastor in Zărnești (Zernyest) unweit von Brașov (Brassó / Kronstadt), anschließend in der Stadt Dej (Dés).
In Dej engagierte sich Tőkés für das Kultur- und Geistesleben der Stadt. Ihm ist es zu verdanken, dass auch die dortige reformierte Gemeinde wieder aktiver wurde. Insbesondere vermochte er es, Jugendliche für die Teilnahme an Gottesdiensten und Bibelabenden zu begeistern. Dies beunruhigte die staatlichen Behörden, die Bischof Gyula Nagy aufforderten, Tőkés zu versetzen.
Tőkés war Mitglied der Redaktion der Untergrundschrift „Ellenpontok“ (Kontrapunkte). In der Juni-Ausgabe 1982 veröffentlichte er einen umfangreichen Beitrag zur Situation der reformierten Kirche in Siebenbürgen. Er kritisierte unter anderem die Lehre an der Theologischen Fakultät der Universität Klausenburg sowie die Politik der Universitätsleitung, die – dem Pfarrermangel zum Trotz – eine Verringerung der Studentenzahlen zum Ziel hatte. Tőkés wandte sich auch in einem Schreiben an den Bischof von Oradea (Nagyvárad) und forderte diesen auf, seine Kritik an dem Schriftsteller Gyula Illyés zurückzunehmen, der seinerseits Probleme der Siebenbürger Ungarn thematisiert hatte. Infolge dieser Aktivitäten wurde er von der dem Regime gegenüber loyal eingestellten kirchlichen Disziplinarkommission in Dej vorgeladen. Diese beschloss mit Stimmenmehrheit, Tőkés aus dem kirchlichen Dienst in der Stadt Dej zu entfernen.
Gegen diese Entscheidung legte Tőkés bei der Bezirkskommission Widerspruch ein, wobei ihm Rechtsanwalt János Vásárhely zur Seite stand. Die Bezirkskommission wandelte den Verweis in einen Tadel um. Nur einige Tage später jedoch traf Bischof Nagy die endgültige Entscheidung über die unverzügliche Versetzung von Tőkés aus Dej nach Sânpetru de Câmpie (Uzdiszentpéter). Tőkés widersetzte sich dieser Entscheidung und wurde im Endeffekt mit Berufsverbot belegt. Ab 1984 war er zwei Jahre ohne Arbeit.
Als er 1986 wieder zum Pfarrdienst zugelassen wurde, begann er in der reformierten Gemeinde in Timișoara (Temesvár / Temeswar) zu arbeiten. 1988 unterschrieb er, wie die meisten Pastoren aus dem Bezirk, ein Memorandum gegen das Programm zur sogenannten Systematisierung der Dörfer. Als Pfarrer veranstaltete er auch ökumenische Begegnungen, darunter einen Lyrikabend mit Gedichten des katholischen, ungarisch-siebenbürgischen Dichters Jenő Dsida – eine Veranstaltung von großer Bedeutung für die Annäherung zwischen Protestanten und Katholiken.
In Temeswar begann von neuem eine politische Hetzjagd gegen Tőkés, die bis zum Umsturz im Dezember 1989 andauern sollte. 1988 gab es vonseiten des Bischofs László Pápp Bemühungen, Tőkés der Stadt zu verweisen. Im März 1989 wurde er von der Bistumsleitung vorgeladen und musste sich verschiedene Vorwürfe anhören: mangelnde Gewissenhaftigkeit bei der Erfüllung der ihm anvertrauten Aufgaben, Durchführung verbotener kirchlicher Veranstaltungen, mangelnder Respekt gegenüber der Kirchenleitung, unbefriedigende Kontakte mit den staatlichen Organen für Religionsfragen.
Am 13. März 1989 wurde Tőkés während einer Reise zu seinem Bruder in Targu Mureș (Marosvásárhely / Neumarkt am Mieresch) auf dem Bahnhof unter dem Vorwand festgenommen, er habe er sich des Diebstahls schuldig gemacht. Die Polizei beschlagnahmte einige Manuskripte sowie Exemplare ausländischer Zeitungen, darunter ein auch von anderen Pfarrern unterzeichneter offener Brief an den Generalsekretär des Reformierten Weltbundes in Genf, in dem Tőkés die Situation der Kirche in Rumänien darstellte.
Ebenfalls im März 1989 diskutierte eine Sondersitzung der reformierten Gemeinde in Temeswar darüber, ob Tőkés die Stadt verlassen müsse. Die Teilnehmer der Versammlung stellten sich jedoch hinter ihren Pastor. Dennoch wurde Tőkés am 1. April 1989 nach Oradea bestellt, wo ihm Dekan József Kovács offiziell mitteilte, dass er mit sofortiger Wirkung von seinen seelsorgerischen Pflichten als Pfarrer suspendiert und dass gegen ihn ein Disziplinarverfahren eröffnet worden sei. Am 2. April begab sich Dekan Kovács persönlich nach Temeswar, um Tőkés seines Amtes zu entheben. Die Gemeinde stellte sich jedoch erneut hinter ihn, und auch Tőkés selbst lehnte es ab, der Anordnung der Kirchenleitung zu folgen. Einen Tag später wurde dann beschlossen, Tőkés in Temeswar zu belassen. Am 7. April rief der Beauftragte für Religionsfragen Tőkés erneut auf, den Anordnungen des Bischofs Folge zu leisten. Am 17. April legte Tőkés schließlich selbst sein Pfarramt nieder.
Der Budapester Rundfunksender „Kossuth Rádió“ verlas am 28. Mai 1989 einen Brief, in dem Tőkés den Bischof László Pápp darum gebeten hatte, sich für Jugendliche einzusetzen, die wegen der Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen verfolgt wurden. Verlesen wurde auch die Antwort des Bischofs, in der dieser Tőkés wegen der Organisierung solcher Veranstaltungen verurteilte. Am 2. Juli benachrichtigte Tőkés die Dekane in Oradea und Klausenburg brieflich, dass er seinen Dienst als Seelsorger wieder aufgenommen habe. Im Frühherbst 1989 begannen erneut zahlreiche Schikanen nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen seine Familie, seine Freunde sowie gegen die Gemeindeglieder. Tőkés wurde mit Verhaftung gedroht, sein Telefonanschluss funktionierte nur, wenn jemand anrief, um ihm zu drohen. Am 2. November versuchte ein maskierter Mann, Pfarrer Tőkés zu ermorden. Die Polizei lehnte es ab, das Aufenthaltsrecht von Tőkés und seiner Familie in Temeswar zu verlängern und es wurde angeordnet, ihn in ein entlegenes Dorf i in Nordrumänien zwangsumzusiedeln. Vor der Kirche protestierten Gemeindemitglieder, die Demonstrationen gingen auch nach dem Abtransport von Tőkés weiter, woraufhin die Staatsmacht Gewalt einsetzte, um die Proteste zu unterbinden. Über die Zahl der Todesopfer gibt es widersprüchliche Angaben. Weitere Demonstrationen im Dezember 1989 in Temeswar und anderen Städten in Rumänien begleiteten den Sturz des kommunistischen Regimes. Heute ist an der Kirche eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht: „Hier begann am 15. Dezember 1989 die Revolution, die zum Sturz der herrschenden Diktatur führte.“
Am 29. März 1990 wurde Tőkés Bischof der evangelisch-reformierten Superintendentur mit Sitz in Oradea. Auf dem ersten Kongress der Demokratischen Union der Ungarn in Rumänien wurde Tőkés 1990 zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Nach dem Ende des Kommunismus in Rumänien begann László Tőkés eine politische Karriere, die ihn 2007 als unabhängigen Kandidaten ins Europaparlament brachte. 2010 war er dessen Vizepräsident. Zur Europawahl 2014 trat er in Ungarn als Kandidat der Partei Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orbán an und erlangte erneut ein Abgeordnetenmandat, das er bis heute in der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) ausübt.