Ein Arbeiterstreik in den Posener Stalin-Werken weitet sich zu machtvollen Protestkundgebungen gegen das kommunistische Regime aus. Die Menge demoliert den Sitz der Woiwodschaftsleitung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und attackiert das Gefängnis sowie die Zentrale des Staatssicherheitsdienstes. Der Posener Aufstand wird vom Militär niedergeschlagen. Er fordert 57 Todesopfer und rund 250 Verletzte.


Posener Aufstand im Juni 1956: Demonstrierende Arbeiter marschieren durch die Stadt. Auf dem Transparent: „Wir fordern Brot“. Die Aufnahme wurde von der Staatssicherheit am 28. Juni 1956 gemacht, um die Demonstranten später identifizieren zu können. 


Posener Aufstand im Juni 1956: Demonstranten besetzen das Zentralgefängnis in der Młyńska-Straße am 28. Juni 1956.

Erste Gerichtsverhandlungen gegen Teilnehmer des Posener Aufstands im Juni 1956. Die höchste vom Woiwodschaftsgericht ausgesprochene Haftstrafe beträgt sechs Jahre. Am 22. Oktober wird infolge der vom VIII. Plenum des Zentralkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei beschlossenen Veränderungen in der Parteiführung das weitere gerichtliche Vorgehen gegen die Teilnehmer des Aufstands auf Eis gelegt.

Im ganzen Land wird auf Kundgebungen Unterstützung für die neue Parteiführung unter Władysław Gomułka demonstriert. Wortführer der Großkundgebung an der Technischen Universität Warschau ist Lechosław Goździk aus der Pkw-Fabrik FSO in Warschau-Żerań.

In Krakau wird das aus dem Verband der Polnischen Jugend (Związek Młodzieży Polskiej; ZMP) hervorgegangene Studentische Revolutionskomitee (Studencki Komitet Rewolucyjny) zur Triebfeder des Wandels. Es vereint in seinen Reihen Anhänger der Destalinisierung und des neuen Parteichefs Władysław Gomułka.

25 Personen gründen in Warschau den Gesamtpolnischen Klub der Fortschrittlichen Katholischen Intelligenz (Ogólnopolski Klub Postępowej Inteligencji Katolickiej) und verabschieden eine Erklärung, in der Parteichef Gomułka unterstützt wird. Sie fordern die Freilassung des polnischen Primas Kardinal Stefan Wyszyński sowie die Neuordnung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderen Jerzy Kłoczkowski, Tadeusz Mazowiecki, Zygmunt Skórzyński, Stanisław Stomma, Jerzy Turowicz, Janusz Zabłocki, Jerzy Zawieyski und Pfarrer Jan Zieja. Aus dieser Initiative entwickeln sich in den Folgejahren die Klubs der Katholischen Intelligenz (unter anderem in Warschau und Krakau).

Auf einer unter anderem von der Redaktion der Wochenzeitung „Po prostu“ (dem wichtigsten Presseorgan der Reformbewegung nach dem Oktober 1956) einberufenen Beratung wird der Revolutionäre Jugendverband (Rewolucyjny Związek Młodzieży) gegründet, der sich zwar auf marxistische Losungen beruft, jedoch mit dem offiziellen Jugendverband ZMP und dessen stalinistischer Vergangenheit bricht. Einer der Aktivisten des neuen Verbandes ist Jacek Kuroń. Ähnliche Verbände entstehen auch in anderen Städten.

Gründung des Bundes Junger Demokraten (Związek Młodych Demokratów), einer landesweiten Vereinigung, die sich für die weitere Demokratisierung der Gesellschaft einsetzt. Vorsitzender wird Karol Głogowski.

In Übereinstimmung mit einem vom Parlament (Sejm) verabschiedeten Gesetz entsteht der erste Arbeiterrat (Arbeiterselbstverwaltung) in der Pkw-Fabrik FSO in Warschau-Żerań. Erster Parteisekretär der Betriebsleitung dort ist Lechosław Goździk, einer der wichtigsten Vertreter der Reformbefürworter nach dem Oktober 1956. Im Jahr darauf gibt es bereits in über 5.000 Betrieben Arbeiterräte.

Nach einer Unterbrechung in den Jahren 1953–56 erscheint die erste Ausgabe der katholischen Wochenzeitung „Tygodnik Powszechny“, deren Chefredakteur erneut Jerzy Turowicz ist. 1956–89 stellt diese Zeitung als eines der wenigen offiziell erscheinenden Blätter eine Plattform unabhängigen Denkens dar.