Nach Unterzeichnung eines Briefes zur Verteidigung von Alexander Ginsburg, Juri Galanskow und anderen (siehe Prozess der Vier) wurde Pomeranz 1968 verweigert, seine Dissertation am Asiatischen Institut zu verteidigen.
1972 erschien eine Auswahl seiner Texte unter dem Titel „Unveröffentlichtes“ (Neopublikovannoe) in München. Ab 1976 konnte er in der Sowjetunion nicht mehr offiziell veröffentlichen. Seine Texte fanden jedoch im Samisdat weite Verbreitung und wurden im Ausland in Exilzeitschriften wie zum Beispiel in „Sintaksis“ (Paris) und „Strana i mir“ (Land und Welt) nachgedruckt. In der zweiten Hälfte der 70er Jahre erschienen seine Essays in der unabhängigen Zeitschrift „Poiski“ (Suche). Für die Veröffentlichungen benutzte er kein Pseudonym, sondern schrieb unter seinem eigenen Namen.
In seinen publizistischen Arbeiten verteidigte Pomeranz Ideen der persönlichen Freiheit und der europäische Demokratie, setzte sich gegen das verlogene Ideal von „Blut und Boden“ und gegen eine neue Welle des Nationalismus ein. Die konsequente und energische Verteidigung dieses Standpunktes machte ihn zu einem der herausragenden Kritiker der rechtskonservativen Strömungen in der Dissidentenbewegung. Eine besondere Bedeutung hatte auch die jahrelange polemische Auseinandersetzung mit Alexander Solschenizyn. In seinen Artikeln „Mensch von nirgendwo“ (Čelovek niotkuda), „Leidenschaftliche Parteilichkeit und Leidenschaftslosigkeit der Seele“ (Strastnaja Odnostoronnost‘ i besstrastie ducha), „Traum von einer gerechten Rache“ (Son o spravedlivom vozmezdii) und „Stil der Polemik“ (Stil polemiki) kritisierte er Alexander Solschenizyns verbissene Parteilichkeit, seine Rachsucht und Unversöhnlichkeit sowie seinen Utopismus. Alexander Solschenizyn dagegen attackierte Pomeranz in seinem Aufsatz „Die Intelligenzler“ (Obrazovanščina) als ein der einheimischen Tradition entfremdetes Produkt der sowjetischen Halbbildung.
Pomeranz hatte sich mittlerweile den Kreisen der Menschenrechtler angenähert. In der ersten Nummer des „Informationsbulletins“ des Verteidigungskomitees für Tatjana Welikanowa, das kurz nach ihrer Verhaftung Ende 1979 herausgegeben worden war, erschien sein Essay „Vor dem Jubiläum des Molochs“ (Nakanune jubileja molocha), das auf den hundertsten Geburtstag von Josef Stalin Bezug nahm. Der Text endete mit den Worten: „Unsere gemeinsame Verpflichtung ist es, dem Schatten Stalins, dem man am Vorabend seines Jubiläums neue Opfer bringt, Widerstand zu leisten. Noch ein paar Köpfe zu 30, 40 oder 60 Millionen Opfern.“
Im März 1980 erschien im Samisdat sein Essay „Mein Gesprächspartner Viktor Sokirko“ (Moj sobesednik Viktor Sokirko) über die Verhaftung eines Redakteurs der Zeitschrift „Poiski“.
Die Publizistik von Pomeranz weckte verstärkt Aufmerksamkeit des KGB. Fragmente seines Buchs „Die Träume der Erde“ (Sny zemli), das in Nummer 6 und 7 von „Poiski“ veröffentlicht worden war, stuften die Ermittlungsbeamten als „verleumderisch“ ein. Am 14. November 1984 erhielt Pomeranz in Verbindung mit drohenden strafrechtlichen Konsequenzen für seine Veröffentlichungen im Ausland eine Verwarnung auf Grundlage des Dekrets des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 25. Dezember 1972. Am 26. Mai 1985 fand in seiner Wohnung eine Hausdurchsuchung statt, wobei sein literarisches Archiv konfisziert wurde. Im gleichen Jahr erschien in Paris die vollständige Ausgabe von „Träume der Erde“.
Seit der Perestroika Ende der 80er Jahre konnte Pomeranz wieder in offiziellen Verlagen veröffentlichen. Es erschienen seine philosophischen und literaturwissenschaftlichen Arbeiten „Offenheit gegenüber dem Abgrund. Begegnungen mit Dostojewski“ (Otkrytost‘ bezdne. Vstreči s Dostojevskim), „Vorlesungen zur Geschichtsphilosophie“ (Lekcii po filosofii istorii), „Selbstsammlung“ (Sobiranie sebja), die Sammlung von Essays und kulturwissenschaftlichen Artikeln „Ausweg aus der Trance“ (Wychod iz transa) und das gemeinsam mit Sinaida Mirkina verfasste Buch „Bilder des Ewigen“ (Obrazy wečnogo). Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hielt Pomeranz auch Referate und Vorlesungsreihen an der Russischen Staatlichen Humanistischen Universität und an der Universität der Geschichte der Kulturen.
Nachdem Pomeranz den Marxismus hinter sich gelassen und sich dem Idealismus zugewandt hatte, begann er die Tiefe von Religion und Philosophie als Grundlage des menschlichen Seins zu sehen. Der Abschied von pseudowissenschaftlichen und mythologisierenden Ideologien, die Verwurzelung des Individuums in Religion und Kultur, der Weg in die Tiefe des eigenen Selbst anstelle der Auflösung in der Masse betrachtete er als Ausweg aus der geistigen und politischen Krise der Moderne. „Nur ein neuer Geist“, schrieb er, „der in der Tiefe des Selbst zu finden ist, kann uns aus dem Morast führen. Und davon handeln alle meine Bücher.“
Grigori Pomeranz starb am 16. Februar 2013 in Moskau.