Glossar

„Zapis“

Zensurunabhängige Zeitschrift mit literarisch-kulturellem Profil, die 1977–81 in Warschau erschien. Die Idee entstand in literarischen Kreisen der demokratischen Opposition. Initiator war Adam Michnik, vorangetrieben wurde das Projekt vor allem von Wiktor Woroszylski. An der Redaktion nahmen zu verschiedenen Zeiten Jerzy Andrzejewski, Stanisław Barańczak, Jacek Bocheński (Koordinator der Erstausgabe), Kazimierz Brandys, Tomasz Burek, Teresa Bogucka, Andrzej Drawicz, Jerzy Ficowski, Jakub Karpiński, Andrzej Kijowski, Ryszard Krynicki, Adam Michnik, Marek Nowakowski, Kazimierz Orłoś, Barbara Toruńczyk (Redaktionssekretärin), Wiktor Woroszylski und Adam Zagajewski teil. Anfangs hatte die Zeitschrift den Charakter von in unregelmäßigen Abständen herausgegebenen Textanthologien, die von offiziellen Verlagen auf Grund der Zensur abgelehnt worden waren.

Nach Fertigstellung der ersten Textsammlung fand jedoch die Neukonzeption als regelmäßig erscheinende Quartalszeitschrift die meisten Befürworter. Hierfür machte sich insbesondere Wiktor Woroszylski stark, auf den auch der Name der Zeitschrift „Zapis“ (Aufzeichnung) zurückgeht. Die Erstausgabe erschien ursprünglich in acht maschinengeschriebenen Exemplaren, von denen eins ins Ausland geschickt und die restlichen an vertraute Personen weitergegeben wurden. Im Mai 1977 sorgte eine Gruppe von Studenten der Katholischen Universität Lublin (mit Piotr Jegliński und Janusz Krupski) für die Vervielfältigung dieser Ausgabe in 400 Exemplaren. Von der zweiten (1978) bis zur achten Nummer (1981) sorgte das Unabhängige Verlagshaus NOWA für die Herausgabe. Nachdrucke jeder einzelnen Ausgabe stellte der Londoner Verlag „Index on Censorship“ her.

Druckte „Zapis“ zu Beginn Texte, die der Zensur zum Opfer gefallen waren (beispielsweise den Roman „Der polnische Komplex“/„Kompleks polski“ von Tadeusz Konwicki), so wurden später die Texte gleich direkt für den Samisdat geschrieben und dort veröffentlicht, wie zum Beispiel Tadeusz Konwickis Roman „Die polnische Apokalypse“ (im polnischen Original: „Mała apokalipsa“). Neben literarischen Werken (auch Übersetzungen ausländischer Schriftsteller wie Tomas Venclova, Wiktor Maximow, György Konrád) wurden in „Zapis“ auch Essays, Reportagen, publizistische Beiträge und mitunter auch wissenschaftliche Texte veröffentlicht. Insgesamt publizierte die Zeitschrift Werke von rund 150 Autoren. Es wurde eine ständig an Umfang zunehmende Chronik geführt, in der wichtige Fakten und Ereignisse aus dem kulturellen Leben des Landes festgehalten wurden, die der Öffentlichkeit über offizielle Kanäle entweder gar nicht oder nur in verzerrter Form zur Kenntnis gelangten. Nach Ausrufung des Kriegsrechts unternahmen Jacek Bocheński und Marta Fik den Versuch, die Zeitschrift als „Nowy Zapis“ weiterzuführen.

Jerzy Jackl

Zentrale Initiativgruppe

Als höchstes Beratungsorgan der krimtatarischen Bewegung beaufsichtigte die Zentrale Initiativgruppe seit Ende der 50er Jahre bis 1989 die Arbeit der Initiativgruppen. Zum engeren Führungskreis zählten unter anderem Dschepar Akimow, Mustafa Selimow, Beki Osmanow und Amsa Ablajew. Im Mai 1989 ging aus der Zentralen Initiativgruppe die Organisation der Nationalbewegung der Krimtataren hervor.

Zentraler Arbeiterrat von Groß-Budapest

Organisation des politischen Widerstands, gegründet am 12. November 1956 auf Initiative des Revolutionsrates des Budapester Stadtbezirks Újpest. Dem Zentralen Arbeiterrat von Groß-Budapest (Nagy Budapesti Központi Munkástanács) gehörten Vertreter der meisten Stadtbezirke und Großbetriebe Budapests an; an der Spitze des Rates stand der damals 23-jährige Sándor Rácz. Als am 9. Dezember 1956 sämtliche Arbeiterräte für illegal erklärt und zahlreiche ihrer Mitglieder festgenommen wurden, rief der Zentrale Arbeiterrat zum Generalstreik auf, dem viele Ungarn folgten. Die Kádár-Regierung führte ihrerseits den Ausnahmezustand und das Standrecht ein. Am 11. Dezember 1956 begaben sich die beiden Anführer des Zentralen Arbeiterrats, Sándor Rácz und Sándor Bali, auf Einladung der Kádár-Regierung zu Verhandlungen in das Parlamentsgebäude und wurden dort verhaftet.

Zentrum für Erforschung von Genozid und Widerstand

Als staatliche Institution 1993 durch ein Gesetz des Litauischen Parlaments ins Leben gerufen, umfasst das Zentrum für Erforschung von Genozid und Widerstand (Lietuvos gyventojų genocido ir rezistencijos tyrimo centras) die Abteilung für die Erforschung von Genozid und Widerstand, die Abteilung für Erinnerung (mit dem Museum der Opfer des Genozids) sowie die Sektion für Sonderforschung (mit der Kommission zur Anerkennung von Mitgliedern der Oppositionsbewegung). Das Zentrum koordiniert die Dokumentation der Verbrechen unter deutscher Besatzung und in der sowjetischen Zeit (1940–89) und erinnert an die Opfer beider Systeme. Es sammelt Quellen zum bewaffneten und politischen Widerstand und macht diese zugänglich, koordiniert Forschungen und Dokumentationen, organisiert wissenschaftliche Konferenzen und veröffentlicht Quellen und Studien, unter anderem ein mehrbändiges Verzeichnis der Verfolgten und seit 1997 die Zeitschrift „Genocidas ir rezistencija“ (Genozid und Widerstand). Mit Ausstellungen und einem Programm für Jugendbildung ist das Zentrum im Bereich Bildung und Aufklärung aktiv.

Zweite Verhaftungswelle

Ausgangspunkt der gegen ukrainische Dissidenten gerichteten Verhaftungswelle des Jahres 1972 war der Dobosch-Fall. Unter dem Vorwurf der „antisowjetischen Propaganda“ waren im Januar 1972 in Kiew, Lwiw und anderen Städten der Ukraine rund 20 herausragende Dissidenten verhaftet und schuldig gesprochen worden, darunter Wjatscheslaw Tschornowil, Iwan Switlytschny, Iwan Hel, Jewhen Swerstjuk, Leonid Pljuschtsch und Wassyl Stus. Während des gesamten Jahres wurden über 100 Personen festgenommen, von denen 89 verurteilt wurden. Hunderte waren außergerichtlichen Repressionen ausgesetzt und in wissenschaftlichen Institutionen und Kultureinrichtungen sowie unter Parteifunktionären und Staatsbeamten wurden missliebige Personen ihrer Positionen und Ämter enthoben. Verdeckte und offene Überwachung war allgegenwärtig, Korrespondenzen wurden kontrolliert und Telefongespräche abgehört.